„Zillche“ begeistert mit „Napoleon en Kölle“
Köln und der Franzose
Köln (gkf). „In der fast 150-jährigen Geschichte haben bislang nur Kriege dazu geführt, dass wir nicht spielen konnten“, erklärt Jürgen Nimptsch, Intendant der Spielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ im Kölner Männer-Gesang-Verein. Das ist aber nur ein Grund, warum das humorvolle und gesellschaftskritische Divertissementchen selbst im Corona-Jahr 2022 aufgeführt wird. Obwohl alle 100 „Zillche“-Akteure mit Maske singen, spielen und tanzen müssen, vertrauen sie einerseits darauf, dass sie wie stets die Herzen des Publikums erreichen. Und sind andererseits froh und glücklich, dass sie ihr Ziel erreicht haben. Schließlich habe jeder Einzelne enorm viel Arbeit und Zeit in die Proben für das Stück „Napoleon en Kölle“ investiert. Schon seit September durfte nur dabei sein, wer alle Impfungen hatte. Wohl kaum einer hätte damit gerechnet, dass trotz aller Vorsorgemaßnahmen gleich bei der ersten Vorstellung zahlreiche Künstler wegen Corona ausfielen. Auch deshalb übernahm Regisseur Lajos Wenzel höchstpersönlich die Rolle des französischen Soldaten Matthieu, der sich Hals über Kopf in das kölsche Mädchen Nieß verliebt.
Solange die Maskenpflicht auf der Bühne im Staatenhaus der Oper bestehen bleibt, sind Besucher vielleicht enttäuscht von der schlechten Tonqualität, der verlorenen Mimik und über das versteckte Make-up der Männer, die ausnahmslos in alle Rollen schlüpfen. Das alles ist jedoch nichts gegen die Probleme der Mimen selber. Ein Mitspieler beschreibt seine bisherigen Erfahrungen so: „Das schnelle Atmen beim Singen, das Tanzen, die warmen Kostüme – und das alles mit FFP2-Maske ist sehr anstrengend und extrem belastend.“
Nach den rauschenden Erfolgen mit Offenbach (2019) und Beethoven (2020) wollte sich Wenzel auch 2021 erneut dem Jubiläum einer großen Persönlichkeit widmen, deren Wirken auf Köln großen Einfluss hatte: Napoleon Bonaparte, dessen 200. Todestag ins Jahr 2021 fiel. Die kaiserliche Inszenierung startet mitten auf dem „Alter Markt“ im Jahr 1804. Kölner Bürger, Handwerker und Marktleute genießen den sonnigen Tag, während französische Soldaten durch die Stadt marschieren. Schon seit 1794 gehört die Domstadt zu Frankreich und erlebt seither einen radikalen Umbruch. Erst recht, als Kaiser Napoleon seinen Besuch ankündigt. Und in der Folge für weitere umwälzende Veränderungen sorgt. Unter anderem vollzieht Napoleon die Trennung von Staat und Kirche und gestattet die standesamtliche Trauung. Er lässt die Straßen beleuchten, den Müll beseitigen, dass metrische Systeme einführen und die Häuser nummerieren. Davon profitiert bis heute das Duftwasser in der Glockengasse 4711.
Nimptsch - er spielt die Rolle als Franz Ferdinand Wallraf, den Organisator der Feierlichkeiten - ist überzeugt: „Es kann aus rheinischer Sicht nur so gewesen sein, dass dieser Fortschritt seinen Ursprung em Hätz reformfreudiger kölscher Bürger gehabt haben muss.“ Wallraf lässt die Stadt schmücken und sorgt dafür, dass der Kaiser mit Glockengeläut und Kanonendonner empfangen wird. Zum Abschied bietet man dem hohen Besuch ein großartiges Feuerwerk am Rheinufer und illuminiert sämtliche Schiffe – die „Kölner Lichter“ sind erfunden. Übrigens: Es gibt noch Karten. Infos auf www.divertissementchen.de
Redakteur/in:Angelika Koenig aus Leichlingen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.