Vier Kölner Fahrschulen bieten sie für Senioren an
Mit 90 nochmal zur Fahrprüfung

Foto: Thomas Banneyer
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Von Alexander Büge

Autofahren bedeutet für viele Menschen Freiheit und Unabhängigkeit. Ein Gefühl, auf das gerade viele Senioren auch im hohen Alter nicht verzichten wollen. Einige von ihnen sind sich allerdings nicht sicher, ob sie für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer inzwischen zu einer Gefahr geworden sind. Aus diesem Grund gibt es in Köln vier Fahrschulen, die einen Fahr-Fitness-Check für Senioren anbieten.

Der 90-jährige Franz Czubak aus Köln-Poll hat einen solchen Check kürzlich absolviert. Erst im Januar hatte er einen leichten Schlaganfall erlitten. Dazu kam eine Herzschrittmacher-OP sowie ein mehrwöchiger Krankenhaus-Aufenthalt. Inzwischen ist der Senior aber wieder fit. Er geht regelmäßig spazieren, nimmt Treppenstufen ohne Probleme und kocht gerne für seine 87-jährige Ehefrau Helga. Dennoch war sich der rüstige Rentner nicht sicher, ob er noch sicher Auto fahren kann. „Ich wollte für mich selbst wissen, dass ich noch fahrtüchtig bin. Denn ich möchte andere und mich selbst im Straßenverkehr auf keinen Fall gefährden“, sagt der 90-Jährige. „Wenn mir der Fahrlehrer gesagt hätte, dass ich nicht mehr fahren kann, dann hätte ich es auch sein gelassen.“

45-minütige Testfahrt
Doch es kam anders. Während der 45-minütigen Testfahrt hatte der Fahrlehrer nichts zu bemängeln. Im Gegenteil: Der Rentner fuhr defensiv, vorausschauend und beeindruckte seinen Fahrlehrer sogar durch zügiges Rückwärtseinparken. „Es gibt Leute, die bereits am Stock gehen und körperlich vielleicht nicht den fittesten Eindruck machen. Doch das hat nicht zwangsläufig etwas damit zu tun, wie gut sie Auto fahren“, erklärt Dominik Wirtz von der Fahrschule Wirtz in Zollstock. „Andere wiederum sind körperlich fit, machen am Steuer aber viel falsch, auch weil sie ihre Fähigkeiten deutlich überschätzen.“

Foto: Thomas Banneyer

Ein Großteil der Senioren präsentiere sich beim vom ADAC initiierten Fahr-Fitness-Check allerdings in guter Verfassung. Deshalb bestätige Wirtz den Teilnehmern im Anschluss meist die Fahrtüchtigkeit.
Während er mit den Rentnern im Auto unterwegs ist, verhält sich Wirtz wie während einer gewöhnlichen Fahrstunde. Er achtet auf das Verhalten der Fahrer bei Vorfahrtssituationen, das Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie der Sicherheitsabstände zu Vorausfahrenden. Zudem hat er ein Auge darauf, ob der jeweilige Fahrer den Schulterblick vornimmt, den Blinker situationsbedingt richtig einsetzt und ob er ohne Unsicherheiten im Straßenverkehr unterwegs ist.

Kommt es wiederum zu Auffälligkeiten, wird dies in einer Teilnehmerbeurteilung entsprechend notiert und im Anschluss an die Fahrt besprochen. „Wenn jemand aus meiner Sicht nicht mehr fahrtauglich ist, spreche ich das klar an“, sagt Wirtz. „Bindend ist das allerdings nicht. Den Menschen wird deshalb also nicht der Führerschein entzogen.“

Keine Konsequenzen bei Fehlern
Zudem wird garantiert, dass keine Daten an Behörden oder Dritte übermittelt werden. Offizielle Konsequenzen muss nach dem Fahr-Fitness-Check also niemand befürchten, selbst wenn es währenddessen zu Auffälligkeiten oder gar Gefahrensituationen kommt. „Dennoch rate ich jedem dazu, unsere Einschätzung ernst zu nehmen“, sagt Wirtz. Vereinzelt könne durch einige Fahrstunden nochmals an der Fahrtauglichkeit gearbeitet werden. Einigen wenigen Personen empfehle er hingegen, sich besser nicht mehr hinters Steuer zu setzen.

Foto: Thomas Banneyer

Generell rät Wirtz viel mehr Senioren dazu, den sogenannten Fahr-Fitness-Check durchzuführen. „Die Bedingungen haben sich in den letzten Jahren verändert. Gerade für Menschen, die nicht so oft Auto fahren, kann es sich lohnen, die eigenen Fähigkeiten überprüfen zu lassen“, sagt Wirtz. Franz Czubak kann dem nur zustimmen. „Ich bin froh, dass ich den Fahr-Fitness-Check absolviert habe. Denn jetzt bin ich wieder mit einem deutlich besseren Gefühl auf Kölns Straßen unterwegs.“

So läuft der Fahr-Fitness-Check in Köln
In Köln bieten vier Fahrschulen den Fahr-Fitness-Check für Senioren an. Dazu zählen die Atp Fahrschule Rheinland in der Innenstadt, Fahrlehrer Heinz-Peter Jülich in Esch, die Fahrschule Wirtz in Zollstock sowie die Fahrschule Yöndem in Kalk. Der Fahr-Fitness-Check dauert samt Fahrt und Beurteilung circa 75 Minuten und kann - je nach Angebot - im Pkw des Teilnehmers oder in einem Wagen der jeweiligen Fahrschule durchgeführt werden. Für ADAC-Mitglieder ist er ab 75 Euro, für Nicht-Mitglieder ab 95 Euro buchbar. Bei der Teilnahme handelt es sich um eine einmalige Fahrt, wonach eine Beurteilung durch den jeweiligen Fahrlehrer erfolgt, die stets möglichst objektiv ausfällt. Bindend ist sie allerdings nicht, sodass keine Konsequenzen für den Führerschein-Besitz befürchtet werden müssen. Zudem wird das Ergebnis der Beurteilung nicht an Behörden oder Dritte weitergegeben. Sprich: Der Fahr-Fitness-Check ist ausschließlich dafür da, den Teilnehmern ein gutes und sicheres Gefühl zu vermitteln.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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