30 Jahre Kölner Runder Tisch für Integration
Über den Tischrand schauen
Köln (ha). Als Reaktion auf die rassistisch motivierten Terroranschläge im September 1991 auf ein Wohnheim für Vertragsarbeiter sowie eine Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Hoyerswerda wurde angesichts einer zunehmenden bundesweiten Ausländerfeindlichkeit im Dezember des gleichen Jahres der Kölner Runde Tisch für Integration e.V. gegründet. Zu seinen ersten Mitgliedern gehörten unter anderem der ehemalige Bundesminister Gerhart Baum, Oberbürgermeister Norbert Burger, Verleger Alfred Neven DuMont sowie Hilmar Ankerstein vom Vorstand der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Ex-DGB-Vorsitzende von Köln, Konrad Gilges. Als Zielsetzung wurde seinerzeit das friedliche Zusammenleben aller Kulturen formuliert.
30 Jahre später ist das Engagement der Ehrenamtlichen immer noch nötig, denn Vorurteile und Stigmatisierungen gegenüber beziehungsweise von Menschen mit Migrationshintergrund prägen den Alltag. Als Credo des Vereins gilt nach wie vor die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit, mit gleichen Lebenschancen für alle Bürger*innen unabhängig ihrer Herkunft, Hautfarbe oder ihres Glaubens. Dazu gehören neben dem Recht auf Asyl auch die Partizipation an Bildung, Kultur und politische Mitbestimmung, der Zugang zu Arbeit sowie die Stellung von Wohnraum.
Trotz einer immer neu entfachten Stimmung von Intoleranz ziehen Runder Tisch-Sprecher Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Geschäftsführerin Petra Metzger und Fördervereinsvorsitzender Bernd Geiß eine überwiegend positive Bilanz: „Wir haben erreicht, dass eine breite Mehrheit in Köln gut mit eingewanderten Menschen leben kann und will. Wenn in dieser Stadt der Rassismus aufflackert, stellt sich die Bevölkerung dagegen. Das heißt nicht, dass alle Probleme beseitigt sind, aber der Hass, den es damals gab, ist zurückgedrängt worden“, ist sich Uellenberg-van Dawen sicher. Dennoch sei die Arbeit des Runden Tischs nach wie vor wichtig: „Heute sind es vor allem die sozialen Ausgrenzungen, denen wir mit einem klaren Nein begegnen müssen. Wir wollen eine inklusive Stadtgesellschaft. Das heißt, wir müssen lernen mit kultureller Vielfalt umzugehen. Dafür gilt es, Rahmen zu schaffen, die den jungen Menschen aus anderen Ländern eine gute Ausbildung ermöglichen. Dringlich ist außerdem bezahlbarer Wohnraum. Studien belegen, dass hier gezielt Menschen aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt und somit diskriminiert werden“, erklärt der Vereinssprecher.
Die Verlagerung der Themenschwerpunkte bestätigt Ur-Mitglied Bernd Geiß: „In den ersten zehn Jahren war die Arbeit gegen Fremdenfeindlichkeit unsere Hauptaufgabe. Jetzt geht es vor allem um die Integration, beispielsweise von Menschen mit Flüchtlingsbiographie. Diese Leute wollen wir verstärkt für uns gewinnen und in den Verein einbinden“, hofft der Fördervereinsvorsitzende. Aufmerksam machen möchten die Ehrenamtler*innen zudem auf die Lage von Obdachlosen und Zwangsprostituierten in der Stadt. Hier sei ein Ausbau der Hilfswerke unumgänglich. Infos gibt es auf www.rundertischkoeln.de
Redakteur/in:Angelika Koenig aus Leichlingen |
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