"Hurra, wir leben noch"
Premierenkonzert mit dem neuen Chorleiter
Leverkusen. „Hurra, wir leben noch“. So lautete nicht nur der Titel eines Hits von Sängerin Milva aus dem Jahr 1984. Sondern war zugleich das Motto des jüngsten Sommerkonzertes, mit dem sich der Schlebuscher Männergesangverein Loreley nach der Pandemie in der Öffentlichkeit zurückmeldete. Gut 350 Besucher erlebten in der Friedenskirche zugleich die Premiere des neuen Dirigenten Achim Hoffmann, der den Chor seit Anfang 2020 leitet. Um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Das fast zweistündige Konzert geriet zu einem einzigen berauschenden Hörgenuss, der „Neue“ hat sein Debut einwandfrei bestanden.
Selbstredend waren die Sänger nach solch langer Zeit des Stillstands ganz begierig darauf, endlich wieder vor Publikum zu stehen und ein Konzert zu singen. Entsprechend intensiv hatte Hoffmann den Chor auf dieses Ereignis vorbereitet. Zwar griff er - mit Ausnahme des Titelsongs - ausschließlich auf bekannte Chorliteratur zurück. Aber diese überarbeitete er gründlich. Auf dem Plan standen unter anderem spezielle Stimmbildungsübungen für den 1. Tenor, aber auch zusätzliche Arbeit an der Vokalfärbung. Die Anstrengung hatte sich deutlich ausgezahlt, denn beim Konzert bestach der Chor durch stimmliche Klarheit, akkurate Intonation und präzise Einsätze. Von Beginn waren die Veränderungen, die der Chor unter Hoffmanns Leitung getan hatte, deutlich erkenn- und hörbar. Das faszinierte Publikum hatte fast den Eindruck, plötzlich einen anderen Chor vor sich zu haben. „Was so ein Chorleiterwechsel bewirken kann“, stellte eine Zuhörerin erstaunt fest.
Dem Milva-Lied folgte der Eröffnungschor aus Giuseppe Verdis‘ „Ernani“. Der Zwischenapplaus passte so gar nicht. Mit Christoph Schnackertz am Klavier ging es weiter mit den Stücken „Griechischer Wein“ (Udo Jürgens) und der Volksweise „Kleine Barke im Wind“ (Wilhelm Heinrichs). Das lebhafte, acapella gesungene Chorwerk „Froher Sängermarsch“ (Jakob Christ) ertönte auffallend kompakt. Bei der Weise „Der Hahn von Onkel Giacometo“ erklang der Gesang aus rund 30 Kehlen mal draufgängerisch, innig, melancholisch und schalkhaft, aber insgesamt viel überzeugender. Was außerdem positiv auffiel: Die meisten Sänger hatten ihre Nasen diesmal nicht tief in den Noten vergraben, sondern hielten Blickkontakt mit dem Dirigenten und ließen sich von seinen noch so kleinen Bewegungen mitreißen, während er den Chor kompetent durch musikalische Klippen steuerte. Die „Lorelisten“ – eine neunköpfige Sängergruppe um Chorleiter Volker Wierz – gaben ebenfalls einige Songs zum Besten. Insgesamt blieben sie aber hinter den Erwartungen zurück und konnten aber lediglich mit einem flotten Medley von Elvis Presley imponieren.
Der Solinger Achim Hoffmann ist aber nicht nur Dirigent, sondern auch ausgebildeter Sänger. Seine ersten Schritte absolvierte er bei den Regensburger Domspatzen. Später studierte er in Köln an der Hochschule für Musik, leitete den Kammerchor „Vocalia“ in Ratingen und unternahm zahlreiche Ausflüge an die Bühne von Oper, Operette und Musical. In der Friedenskirche füllte seine kräftige Baritonstimme spielend den Kirchraum, als er mit einer Arie aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet und dem Klassiker „My way“ nach einer Version von Paul Anka gleich zwei Soli zum Konzert beisteuerte. „Erste Klasse“ hallten die Kommentare aus dem Publikum wider.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen |
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