GGS Manderscheider Platz: Es wird immer absurder
Busfahrten gelten als Schulsport

Busfahrten gehören an der GGS Manderscheider Platz künftig zum Sportunterricht | Foto: .Symbolfoto: LIGHTFIELD STUDIOS - stock.adobe.com
  • Busfahrten gehören an der GGS Manderscheider Platz künftig zum Sportunterricht
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Die Situation im Zuge des Turnhallenneubaus an der GGS Manderscheider Platz wird immer absurder. Bis 2027 sollen an der Sülzer Grundschule zwei neue Gebäude entstehen, die aktuelle Halle wird aber schon jetzt abgerissen. Über die Alternative können die Eltern der Schüler sowie der Chef des Stadtsportbundes nur den Kopf schütteln, zumal diese erst kurz vor Ende der Herbstferien präsentiert wurde. Denn künftig gelten Busfahrten und andere Wege zu Sportstätten für Schüler der GGS Manderscheider Platz als Sportunterricht.

von Alexander Büge

Köln. Dabei ist klar: Bis zur Fertigstellung des Baus werden die Sülzer Pänz viel unterwegs sein. Denn geplant ist, dass ihr Sportunterricht ab sofort hauptsächlich im Sportcenter Kautz stattfindet (Entfernung: 1,4 Kilometer). Dazu kommt der Schwimmunterricht für alle Drittklässler im Zollstockbad (2,5 Kilometer), eine einstündige Einheit Schlittschuhlaufen immer freitags im Lentpark (7,2 Kilometer) sowie die Möglichkeit, die Turnhalle KGS Berrenrather Straße (1,0 Kilometer) für vier Wochenstunden zu nutzen.
Die Wege gelten stets als Sportunterricht. „Die Wege- und Pausenzeiten werden als Teil der insgesamt drei Sportstunden gemäß Stundentafel für die Grundschule pro Woche angerechnet“, heißt es in einem Schreiben der Schulleitung, das Express – Die Woche vorliegt. „Die Fahrzeiten zum Schwimm-unterricht im Zollstockbad sowie zum Schlittschuhlaufen im Lentpark werden ebenfalls auf die Sportzeit angerechnet.“
Und als wäre das nicht schon genug, steht den Pänz ausgerechnet bei der 1,4 Kilometer langen Strecke zum Sportcenter Kautz kein Bus zur Verfügung. Stattdessen sollen sie den mindestens 20 Minuten dauernden Weg stets zu Fuß zurücklegen, bei Wind und Wetter. „Da sich die Sportstätte in einer Entfernung von unter 2 km befindet, wurde uns kein Bus­transport bewilligt, weshalb die Kinder den Hin- und Rückweg zu Fuß zurücklegen werden“, heißt es dazu in dem Schreiben der Schulleitung.
Vielen Eltern platzte daraufhin erneut der Kragen. „Die schlimmsten Befürchtungen der Elternschaft sind damit leider eingetreten. Es ist offensichtlich, dass Sie als verantwortlicher Schulträger erst auf Druck seitens der Elternschaft und völlig verspätet auf die eklatanten Probleme reagieren“, sagt der engagierte Vater Robert Baues. „Das angebotene flickschusterhafte Konzept ist nicht nur völlig unzureichend, sondern abwegig und realitätsfremd.“
Ähnlich sieht das Stadtsportbundchef Peter Pfeifer. „Die Situation zeigt mal wieder, dass Köln meilenweit davon entfernt ist, eine Sportstadt zu sein“, kritisiert Pfeifer. „Eigentlich hätten sich die Verantwortlichen viel früher um eine Lösung Gedanken machen müssen. Aber nun sieht man mal wieder, was der Sport hier für eine Prioriät hat. Dass Busfahrten und Fußwege als Sportunterricht abgerechnet werden, ist beschämend.“
Denn von den eigentlichen Sportstunden bleibe nach den Fahrt- und Fußwegen kaum etwas übrig. „Gerade nach Corona ist es extrem wichtig, dass die Kinder regelmäßig Sport- und Schwimmunterricht haben“, sagt Pfeifer. „Und zwar nicht nur wegen der körperlichen Ertüchtigung, sondern auch aufgrund von sozialen und integrativen Aspekten.“ Die Kinder der GGS Manderscheider Platz seien künftig aber stattdessen wohl vor allem damit beschäftigt, von einem Gebäude zum nächsten zu kommen.
Laut Vertretern der Schulpflegschaft sei dies auf Grundlage der aktuellen Planungen zudem mit einem gewissen Risiko behaftet. „Uns wurde gesagt, dass zwei Klassen auf einmal den Weg zum Sportcenter Kautz antreten sollen und dabei zwei Lehrer mitgehen. Ich bezweifele allerdings, dass eine Gruppe von über 50 Kindern auf diese Weise gut begleitet werden kann“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Stefanie Heil. „Ich würde mir wünschen, dass eine andere Alternative für den Sportuntericht unserer Kinder gefunden wird. Vielleicht gibt es ja noch weitere Hallen im Stadtgebiet, die vormittags genutzt werden können. Wir sind für jeden Vorschlag dankbar.“
Peter Pfeifer hat diesbezüglich allerdings wenig Hoffnung. Vielmehr sei die Lage auch an vielen anderen Schulen der Stadt schlecht. Dementsprechend appelliert auch er in Richtung der Entscheidungsträger, die Bedingungen zugunsten des Schulsports durch das Ergreifen der richtigen Maßnahmen endlich dauerhaft zu verbessern.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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