Stadtteilbibliothek soll an die Stolberger Straße
Seit 24 Jahren wird ein neuer Standort für die Bücherei im Veedel gesucht. Jetzt streiten sich die Entscheider in der Sache. Die Verwaltung hält den vorgeschlagenen Standort für eine Filiale der Stadtbibliothek für ungeeignet und die Lindenthaler Bezirksvertreter widersprechen.
von Hans-Willi Hermans
Braunsfeld. Im Jahre 2000 wurde die Stadtteilbibliothek Braunsfeld an der Aachener Straße geschlossen. Seither ist es der Stadtverwaltung nicht gelungen, einen geeigneten Ersatzstandort zu finden. Obwohl sie auch offiziell von einer „Unterversorgung“ des Kölner Westens mit Bibliotheksflächen spricht. Deshalb suchen die Lindenthaler Bezirksvertreter fleißig mit und waren unlängst fündig geworden: In der noch im Bau befindlichen Zentrale des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) an der Stolberger Straße wären rund 2000 Quadratmeter frei, und der Verband sei einverstanden.
Den mehrheitlichen Beschluss der Bezirksvertreter, die Verwaltung möge Verhandlungen mit dem VIKZ aufnehmen, folgte allerdings die Ernüchterung. Mit Kosten für die Ersteinrichtung in Höhe von mindestens 1,8 Millionen Euro sei zu rechnen, teilte die Stadtbibliothek mit. Dazu kämen laufende Kosten in Höhe von knapp 1,15 Millionen Euro. Doch stünden im Haushalt der Stadt derzeit, aber auch mittelfristig „keine Mittel für die Neueinrichtung und den Betrieb einer weiteren Stadtteilbibliothek zur Verfügung“.
Weitere Nachteile: der Standort des VIKZ befindet sich in einem gemischten Wohn- und Gewerbegebiet, also nicht in einem Quartier mit hoher Einwohnerzahl, zudem sei er nicht gut mit Bus und Bahn zu erreichen. Beides seien Grundanforderungen an einen Bibliotheksstandort.
Diese Einwände wollen die Bezirksvertreter allerdings nicht gelten lassen. In einem erneuten gemeinsamen Antrag zählen Grüne, SPD, Die Linke und FDP die Vorteile des Standorts an der Stolberger Straße auf. So liege er im „Sozialraum unteres Müngersdorf“ und somit nahe an einer wichtigen Zielgruppe. Hinzu kommen weitere Gruppen, deren Einrichtungen ganz in der Nähe sind: Schulen aller Jahrgangsstufen, größere Senioreneinrichtungen wie das Clarenbachwerk und das Clarenbachstift. Und in der sogenannten Weststadt würden neue Wohngebiete geplant. Zudem sei der Strandort „hervorragend“ an die S-Bahn angebunden, auch die Buslinien 139, 140, 141, 143 und 144 hätten Haltestellen quasi um die Ecke.
Weil das Zeitfenster für die Anmietung von Räumen im VIKZ recht klein sei, forderten die Bezirksvertreter die Verwaltung noch einmal auf, Verhandlungen mit dem VIKZ aufzunehmen. Die zuständigen Ratsausschüsse sollen gebeten werden, die entsprechenden finanziellen Mittel in die Haushaltsplanung aufzunehmen. Der gemeinschaftliche Antrag wurde gegen die Stimmen von CDU und AfD angenommen.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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