Bibeljubiläum
500 Jahre Neues Testament - auf Deutsch
Oberberg. Vor 500 Jahren hat Martin Luther das Neue Testament auf Deutsch veröffentlicht. In nur elf Wochen übersetzte er den Text aus dem Griechischen. So sorgte er für eine ganz neue Verbreitung der zentralen Inhalte, darunter der Bergpredigt als Wegweiser zu Gerechtigkeit und Frieden. Der Evangelische Kirchenkreis An der Agger hat das Jubiläum „500 Jahre Neues Testament auf Deutsch“ mit zwei Veranstaltungen gewürdigt.
Die Bergpredigt und der Koran
Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide gestaltete in Wiehl-Oberbantenberg mit Schüler*innen des Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums einen Gesprächsabend über die Bergpredigt, der im Livestream übertragen wurde (https://www.youtube.com/watch?v=Ili3IID_H4o&t=2s).
Schulpfarrer Hans-Georg Pflümer, Vorsitzender des Theologischen Ausschusses des Kirchenkreises, hatte mit seinem Religionskurs den Abend vorbereitet. „Zumutungen“ nannte Hans-Georg Pflümer Gebote wie die Feindesliebe, die Jesus seinen Anhängern predigte.
Professor Khorchide wies nach, dass sich zentrale Sätze der Bergpredigt, auch die Feindesliebe, im Koran widerspiegeln. So wie Jesus die Friedensstifter zu Gottes Kindern erhöht, rufe der Koran den Menschen dazu auf, sich als Hand der Barmherzigkeit Gottes zu beweisen. Gott begebe sich in eine Abhängigkeit vom freien Menschen, von dem er keine Unterwerfung verlangt, sondern mit dem er eine Liebesbeziehung eingeht.
Pfarrer Matthias Weichert, Schulreferent des Kirchenkreises, freute sich, dass Khorchides Vortrag ein Beitrag zu einer „öffentlichen Theologie“ sei, wie sie Luther mit seiner Bibelübersetzung begründet habe.
Superintendent Michael Braun sagte: „Die Bergpredigt mit ihren Seligpreisungen ist ja etwas, was man fast auswendig kann. Das mit einem Islamwissenschaftler noch mal aus der Außenperspektive zu lesen, ist ein Geschenk. Der andere Blickwinkel war sehr bereichernd.“
Theologisches Gespräch
Beim „1. Theologischen Sommergespräch des Kirchenkreises“ in Engelskirchen referierte Prof. Dr. Andreas Mühling aus Trier zur Frage „Wie prägte die Bibelübersetzung unsere Sprache und Kultur?“ Die Luthersche Bibelübersetzung stehe am Anfang einer gemeinsamen deutschen Sprache. Sie sei zwar sprachlich nicht so exakt am Original wie etwa die wortgetreue Zürcher Bibel des Schweizer Reformators Ulrich Zwingli, „aber sehr viel schöner“.
Beide Abende waren eine Einladung, die Bibel noch einmal in die Hand zu nehmen und sich zu fragen: „Was kann mir das heute sagen?“
Professor Mühling: „Mich beeindruckt Luthers Anspruch, dem Wort, dem Gegenüber, der Sache zu dienen und gerecht zu werden. Es steht uns gut an, in diesen Spuren zu wandeln.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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