Besinnliches
Alles nur KOMMERZ!
Neulich Samstag war ich auf dem Weihnachtsmarkt von Schloss Paffendorf!
Die Weihnachtsmärkte in Köln meide ich die letzten Jahre aus vielerlei Gründen, obwohl sie sicherlich sehr schön sind und viel Planung und Arbeit dahinter steckt! Sie sind mir zu groß, zu viel Gewimmel und Gedränge und noch aus einem anderen Grund. Den behalte ich allerdings für mich!
Schön und idyllisch finde ich die übersichtlichen Schloss-Weihnachtsmärkte mit ihrer besonderen Atmosphäre! Und Schlösser gibt es im Rhein-Erft-Kreis und Umgebung ja einige. Um nur zu nennen Paffendorf, Türnich und Schloss Dyck im Rhein-Kreis Neuss.
Eine Freundin, der ich von meinem Weihnachtsmarkt-Besuch Schloss Paffendorf erzählte, meinte, sie geht nicht mehr auf Weihnachtsmärkte, weil alles nur noch Kommerz ist! Hmmm ... !?? Meine Antwort darauf: Ob Du in ein Geschäft gehst und dort etwas kaufst oder in der Vorweihnachtszeit auf einen Weihnachtsmarkt, ist doch wurscht! Solange es Stände mit schönen Dingen gibt und nicht nur billigen Ramsch!
Schauen wir doch einmal hinter die Kulissen von "Alles nur noch Kommerz"! Ich bin selbst seit bestimmt zwanzig Jahren (bis Corona begann) Aussteller*in, hatte in der Vorweihnachtszeit große Stände auf zwei wunderschönen bekannten Kunstmärkten und weiß, wovon ich rede !!!
Los gehts schon mit den Stand- bzw. Budengebühren, die inzwischen teilweise ziemlich hoch sind! Die sollte jeder Aussteller erst einmal wieder durch Verkauf herein holen! Wäre wünschenswert, aber funktioniert bei weitem nicht immer.
Benzingeld für An- und Rückfahrt je nach Entfernung des Marktes nicht zu vergessen!
Und nun zum Arbeitsaufwand! Alle Ausstellungsstücke/-gegenstände, alles, was man braucht, muss ins Auto geladen werden! Oft eine ziemliche Schlepperei und Mühe, alles fachgerecht und dem Platz entsprechend einzuladen! Dann ist man häufig schon etwas geschafft! Ich zumindest mit meinen großen, teilweise schweren Bildern, Staffeleien, Bücher-Containern, Kartenboxen und allem Zubehör, das ich für den Standaufbau brauche.
Aber ich möchte nicht von mir sprechen, sondern generell von allen Ausstellern, die die gleiche Arbeit haben! All diese vor- und nachbereitenden Arbeiten werden von keinem Weihnachts- oder Kunstmarkt-Besucher bedacht und gesehen! Man sieht nur den fertig ausgestatteten Verkaufsstand!
Am Ausstellungsort angekommen, muss all das, was man vorher erfolgreich im Auto verstaut hat, wieder ausgeladen werden! Und dann muss jedes einzelne Ausstellungsteil, klein oder groß, leicht oder schwer, ausgepackt werden aus Papier, Folie, Boxen, Taschen, Koffern oder ähnlichem. Bis dahin ist noch nicht viel erreicht, obwohl schon jede Menge Mühe, Arbeit und Zeitaufwand !!!
Der Stand- bzw. Budenaufbau ist auch eine umfangreiche, zeitaufwendige Arbeit, bis der Aussteller alles so hinbekommen bzw. aufgebaut hat, wie es selbst gefällt und dem Besucher ins Auge springt! Den Besucher anzieht und anspricht! Die optische Wirkung ist das Ein und Alles! Es muss den Besucher ansprechen und neugierig machen !!! Selbst damit hat man noch nichts verkauft!
Und dann stehen sich die Aussteller*innen, besonders der Advents- und Weihnachtsmärkte, in Wind und Wetter, in der Dezemberkälte, den ganzen Tag die Füße platt und warten auf Kunden, denen sie etwas verkaufen dürfen von ihrem Lieblingssortiment, um zumindest die Standmiete heraus zu bekommen. Und dann sollte eigentlich der Rubel rollen und das Geschäft gute, erfreuliche und zufriedenstellende Einnahmen und Gewinne bringen, damit sich all die Mühe und Arbeit und die eigene Begeisterung und Liebe zur Sache bezahlt machen und lohnen und der Aussteller nach Marktschluss zufrieden nach Hause fährt!
Am Ende jedes Kunst- oder Weihnachtsmarktes steht dann der Rückbau! Die gleiche Arbeit, wie schon beschrieben, nur rückwärts! Jedes einzelne Teil wieder verpacken, .........
Alles nur noch Kommerz! Ist das wirklich so? Aussteller müssen sehr oft auch von dem, was sie tun, leben! Ihre Kosten rein kriegen! Auch mögliche Materialkosten, wie zum Beispiel Material zum Malen ... Leinwände, Farben und Pinsel, Bastel-Material und was man alles so für das Ausstellungs-Sortiment benötigt!
Wenn ich das mal so sagen darf ... die Leute haben ihr Geld nicht mehr so locker sitzen, wie das noch vor Jahren der Fall war! Das haben wir Aussteller schon die letzten Jahre VOR Corona festgestellt! In früheren Jahren sahen die Besucher etwas, was ihnen gefallen hat, legten das entsprechende Geld auf den Tisch und zogen glücklich und zufrieden mit ihrem neu erstandenen Teil von dannen! Das gibt es schon lange nicht mehr! Besucher führen ausführliche interessante informative begeisterte lange Gespräche mit den Ausstellern, so dass man meinen könnte, sie kaufen gleich den ganzen Stand! Nach Abschluss der Unterhaltung wünscht der Besucher noch viel Erfolg, einen schönen Tag, sagt brav tschüss ... und geht! Ohne etwas gekauft zu haben! So sieht in der heutigen Zeit vielfach der Kommerz aus!
Die letzten beiden sehr schönen Kunstmärkte VOR Corona habe ich abgeschlossen mit einem MINUS von 300,- €, aber mit sehr viel Lob, Begeisterung und Anerkennung! Allerdings waren in den minus 300,- € zwei Übernachtungen inklusive ganztägiger Verpflegung enthalten, weil ich nach einem langen Tag am Stand mit vielen Menschen, vielen Gesprächen und einem müden Kopf und eventuell schlechten Straßenverhältnissen im Dezember nicht mehr von meinem Ausstellungsort nach Hause fahren wollte.
Die meisten Aussteller waren damals enttäuscht, sehr unzufrieden und ärgerlich, weil sich ihr Engagement, der ganze Aufwand und die gesamte Mühe finanziell überhaupt nicht gelohnt haben! Die meisten hatten nicht einmal ihre Standmiete herein geholt! Also alles in allem ein totales Zusatzgeschäft! So also sieht "Alles nur noch Kommerz" aus, wovon die Markt-Besucher allerdings nichts mitbekommen! Wenn ich so nachdenke, kann ich mir kaum vorstellen, dass sich das in der jetzigen Zeit wieder positiv verändert hat !??
Aus Liebe zu meinen Hobbys würde ich heute alles wieder genau so machen, mit der gleichen Begeisterung und Freude, mit dem gleichen Engagement und all der Arbeit, die man als Aussteller*in hat !!! Leider gibt es beide Kunstmärkte seit Corona nicht mehr! Es hat mir riesig viel Spaß gemacht, mit zu den Ausstellern zu gehören, und ich habe diesen speziellen Teil meines Lebens sehr genossen!
Leider kommt bei MIR hinzu, dass ich mit meinen empfindlichen Leinwänden, Büchern und Karten ausschließlich in geschlossenen Räumen ausstellen kann und nicht in einer Marktbude oder einem Zelt! Bei schönem trockenem Wetter in der hellen Jahreszeit kein Problem! Nur Regen und Feuchtigkeit sollten meine Foto-Produkte nicht ausgesetzt sein!
Ausstellungen mache ich weiterhin, aber nicht mehr in dem Maße und mit dem finanziellen Erfolg von VOR Corona! Alles hat eben seine Zeit! Und alles ist immer im Wandel! Wobei Lebensfreude sich nicht unbedingt in Eurochens rechnet! Die Liebe zur Sache ist die treibende Kraft!
Und wie sieht es nun aus mit der Aussage "Alles nur noch Kommerz" ??? Manchmal lohnt sich eben auch der Blick HINTER die Kulissen! Jeder nach außen hin schöne Schein trügt auch hin und wieder einmal! Auch von Lob und Anerkennung und von der Freude anderer Menschen kann ein Aussteller leben, aber KEIN Aussteller, der von seinen Ausstellungen bzw. seinen Verkäufen und Einnahmen leben muss und damit sein Brot verdient!
Wichtig war mir, mit meinen Ausführungen einmal aufzuzeigen, welche Arbeiten und Mühe VOR und NACH einem Marktgeschehen erforderlich sind! Wenn ICH einen Kunst- oder Weihnachtsmarkt besuche, sehe ich vorwiegend die schön dekorierten und beleuchteten Stände oder Buden mit ihrem Verkaufsangebot und nehme die Atmosphäre des Marktes wahr, denke aber nicht mehr darüber nach, mit welchem Arbeitsaufwand das alles verbunden ist. Und wie jeder Aussteller darauf hofft, viele Kunden anzulocken und ein gutes Geschäft zu machen.
Ich wünsche Ihnen noch eine fröhliche Vorweihnachtszeit mit dem Besuch vieler Weihnachtsmärkte, und vielleicht denken Sie jetzt auch einmal ein bisschen an die ganze Mühe und Arbeit der Aussteller, die erforderlich ist, um Ihnen, dem Besucher, Freude zu bereiten und einen bunten abwechslungsreichen interessanten Weihnachtsmarkt oder Kunstmarkt mit einem vielseitigen Angebot zu bescheren!
Ist schon alles Kommerz, aber Kommerz mit viel Liebe und Engagement zur eigenen Sache! Und besonders im Winter zu den Weihnachtsmärkten mit vielen kalten Händen und Füßen und roten Nasen!
(C)eth
LeserReporter/in:Ellen Thoms aus Pulheim |
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