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Nachdenkliches
Raffzahn und andere Mentalitäten

Booooaahhh! Ich könnte ein Buch schreiben !!! Bei meinen drei Karnevalszügen in den letzten Tagen hatte ich ausreichend Gelegenheit, Studien zu betreiben. Die Menschen um mich herum zu studieren. Da ich dreißig Jahre lang ehrenamtlich mit Hunderten von Menschen zu tun hatte, habe ich automatisch einen Blick auf das Verhalten anderer. Und ich denke mir, wenn es in der kleinsten Gemeinschaft schon nicht funktioniert, es an Empathie, Rücksichtnahme, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit mangelt, wie soll es dann im Großen und in der Weltgemeinschaft funktionieren? Wenn der eine den anderen nicht ein bisschen im Auge hat? Wenn man sich selbst immer und nur der Nächste ist? Sich nicht zurücknehmen und anderen einmal den Vortritt lassen kann? Sich selbst die Taschen voll macht und sich den besten Platz verschafft? Aus Habgier Schwächeren etwas wegnimmt!

Von irgend jemandem habe ich einmal das Wort „Raffzahn“ gelernt! Aufgefangen! Traf zu, diese Bezeichnung! Gefiel mir! Habe ich mir gemerkt! Da ich aber nicht wirklich weiß, was genau Raffzahn meint, habe ich Herrn Google befragt! ( Warum eigentlich nicht FRAU Google?) Ich zitiere: „Ein Raffzahn ist in der Umgangssprache jemand, der sich alles nimmt, was er kriegen kann. Es beschreibt einen Menschentyp, zum Beispiel jemanden, der schon reich ist, aber noch reicher werden will, ….“ Den Rest des Satzes erspare ich mir mal! Passt hier nicht unbedingt. Oder?

Bin ich jetzt mit meinen Emotionen vom Thema abgekommen? Nöööö! Was hat das alles mit Karnevalszügen zu tun? Bei allen Karnevalszügen stehen KINDER in der ersten Reihe, damit sie etwas sehen und mitbekommen können !!! Die Kleinsten der Kleinen natürlich zusammen mit ihren Eltern. Die größeren Kleinen auch schon alleine! Es ist für Kinder das tollste Ereignis und Erlebnis vom Zug, Kamelle, Maoam, Gummibärchen, Schokokekse, Schoklädchen, undundund zu fangen oder vor ihren Füßen auf der Straße aufzusammeln. Die Kleinen sind mit solch einer Begeisterung dabei und mit einer Riesenfreude! Es macht so viel Spaß, Kinder am Karnevalszug zu beobachten! Und ein Stückchen ihrer unbefangenen Freude für sich selbst mitzunehmen! Und jetzt kommt der Raffzahn ins Spiel! Kinder schalten vielfach langsamer! Aaaaber da sind die Erwachsenen (NICHT die Eltern der Kleinen!), wendig und schnell, die den Kindern mit Wonne alles wegschnappen! Die mit beiden Händen alles an Süßigkeiten auf der Straße liegende zusammenraffen und in ihre eigenen Beutel packen! Den Kindern alles vor der Nase wegschnappen, weil sie ja im Fangen viel besser sind! Und die Kinder wissen nicht, wie ihnen geschieht und gucken bedröppelt in die Röhre! RAFFZÄHNE !!!!! Für MICH abstoßend, dieses gierige Verhalten! Egoismus pur! Kein Empfinden für die Kleinen neben sich, die sich noch über jedes simple Bonbon freuen können und stolz sind, etwas gefangen zu haben! Dieses Verhalten mancher Erwachsener macht mich ärgerlich! Ist das unbedacht? Unaufmerksam? Oder nur „Jeder ist sich selbst der Nächste?“ Oder „Jeder liebt sich! Nur ICH lieb MICH!“?

Meine Bitte für heute und für die Zukunft … lasst doch den Kleinen, den Kindern, den Vortritt beim Kamelle-Sammeln während der Karnevalszüge !!!! Teilweise sind sie etwas langsamer in der Reaktion, aber lasst den Kindern die Chance, die geworfenen Süßigkeiten selbst zu fangen oder aufzuheben. Gönnt ihnen doch einfach diese Freude !!! Und dieses Erlebnis! Die Kleinen sind so stolz auf ihre Beute! Und so glücklich, vom Karnevalszug etwas mit nach Hause nehmen zu können !!!!!! An den Stellen, wo ausschließlich Erwachsene stehen und den Zug anschauen, können sie gerne miteinander wetteifern, wer der/die Schnellste ist und wer die Taschen am vollsten hat! Aber lasst den Kindern ihre Kamelle !!!! Nehmt ein bisschen Rücksicht auf die Kleinen! DANKE für Ihre Einsicht und Ihr Verständnis!

Rücksichtslosigkeit Nummer zwei! Beim Zug in Sinthern stand links vor mir eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn. Kind geschätzt zweite oder dritte Klasse Grundschule! Kind in der ersten Reihe. Mutter dahinter. Es hat nicht allzu lange gedauert, da hatten raffgierige Erwachsene mit ihrem blitzschnellen Zugriff auf alles, was eigentlich für die Kinder durch die Luft flog, Mutter und Sohn nach hinten in die letzte Reihe verdrängt. Der Kleine konnte nichts mehr vom Zug sehen und höchstens noch einen Blick durch eine Menschenlücke erhaschen! Die Mutter hätte sich wehren und einen Streit riskieren können! Hat sie aber nicht! Ich hätte dem Kind gerne vor mir einen Platz in der ersten Reihe bei anderen Kindern freigeschaufelt und habe ihr das angeboten. Aber sie war nicht so der Kämpfertyp, hat verhalten dankend abgelehnt und ist dann auch bald mit ihrem enttäuschten kleinen Sohn gegangen. Das hat mich sehr berührt! Die Erwachsenen waren so in ihrer Raffgier gefangen, dass sie für andere Menschen neben ihnen überhaupt keinen Blick hatten! Sehr schade!

Ich habe mir dann noch mal den Zug in Geyen angeschaut. Das selbe Spiel! Ich bin groß, kann über alle drüber gucken. Oder zwischen anderen Köpfen hindurch. Vor mir in der ersten Reihe stand ein etwas größerer Junge, vielleicht zwölf oder dreizehn mit einem Stoffbeutel. Ein sehr sympathischer Junge. Höflich und freundlich. Vielleicht schüchtern? Vielleicht zurückhaltend? Alles, was die Zugteilnehmer ihm vor die Füße geworfen haben, schnappten ihm Erwachsene von links und rechts blitzschnell weg! Wie kann man sich bloß so verhalten? Dann kam die Gruppe der Messdiener von Sinthern, die den Jungen kannten. Verschiedene Messdiener kamen auf den Jungen vor mir zu und brachten ihm Süßigkeiten für seinen Beutel. Auch einen Tennisball! Dieser Ball verfehlte leider den Beutel und hopste auf den Boden. Bevor der Junge sich auch nur bücken konnte, Ball von einer jungen Frau links zack weg !!!! Daraufhin bekam er einen weiteren Tennisball von einem anderen Messdiener zugeworfen. Erwachsener von rechts … Ball zack wieder weg !!!!! Mir hat sich das Herz gedreht! Aber zumindest haben es einzelne Messdiener geschafft, dem Jungen einige Süßigkeiten in den Beutel zu packen! Das hat mich sehr gefreut!

Nächste Geschichte … Dann kam ein ziemlich großer und etwas breiter Mann und stellte sich zu seinen (?) schon etwas größeren Kindern. Einfach vor alle anderen in die erste Reihe und versperrte dem Jungen vor mir (und mir auch) den Blick auf den Zug. Zwei Minuten später kam sein Freund oder Bekannter, ebenfalls groß und breit, und stellte sich zu ihm, auch in die erste Reihe! Und auch vor den Jungen vor mir! Nicht nur zu einem kurzen Plausch. NEIN, er blieb stehen und ging nicht mehr! Blieb einfach fröhlich und sturheil vor uns stehen! Obwohl alle anderen schon lange Zeit dort standen! Booooooooaaahhhhhh !!!! Wie sind solche Menschen gestrickt? Über wieviel Rücksichtlosigkeit muss man verfügen, um sich in einer Gemeinschaft derart zu verhalten ??? Ich habe nur geschluckt und mich zurück gehalten! Normalerweise mache ich in solchen Situationen den Mund auf! Sehr freundlich! Aber bestimmt! Ich glaube, ich war einfach mundtot von so viel Frechheit und Dreistigkeit? Was denken sich solche Menschen? Falls sie überhaupt etwas denken! Was ich stark bezweifle!

Meine Bitte für heute und für die Zukunft an alle Erwachsenen … nehmt doch bitte Rücksicht auf Kinder und stellt Euch nicht einfach gedankenverloren oder mit Absicht VOR die Kinder in die erste Reihe! Die erste Reihe sollte IMMER den KINDERN vorbehalten bleiben! Damit sie den Karnevalszug sehen können! Und damit sie Kamelle sammeln können! Ich denke, das muss man eigentlich nicht erst betonen! Das ist eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit! Man sollte schon so ein bisschen darüber nachdenken und sich bewusst machen, wie genau man sich verhält! MEIN Credo an alle Erwachsenen … lasst bei Karnevalszügen IMMER den KINDERN den Vortritt !!! DANKE!

Zum Abschluss noch etwas … wenn ich wüsste, wo ich den Jungen mit hellem Stoffbeutel, weißer Hose und schwarzem Anorak, gestern beim Geyener Zug, finden kann oder wer von meinen Lesern ihn vielleicht zufällig kennt … ich würde ihn gerne zu einem dicken Eis einladen !!!! Das wäre mir eine Herzensangelegenheit! Und seinen genauso sympathischen Freund, der auf der anderen Straßenseite stand und hin und wieder zu ihm rüber kam, auch!

Und alle Kamelle, Gummibärchen, Marshmallows und Kaustangen, die ich am Zugweg fange und die Kinderaugen zum Leuchten bringen, gebe ich immer an die Kinder um mich herum weiter. Aber ein bisschen egoistisch bin ich dann auch! Wenn mir ein Zugteilnehmer eine Schachtel mit Waffelröllchen in die Hand gibt (mmmmhh, lecker!) … die behalte ich dann doch für mich! Und freue mich darüber!

Alle noch einen tollen letzten Karnevalstag mit einem kräftigen ALAAAAAF, viel Freude … und denkt bitte an die Kinder am Zugweg und lasst ihnen den Platz in der ERSTEN Reihe !!!!

(C)eth

LeserReporter/in:

Ellen Thoms aus Pulheim

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