Ausstellung im Kreishaus
Jedes Paar Schuhe steht für eine getöte Frau
„Das Bundeskriminalamt hat im Jahr 2023 statistisch 360 Femizide an Frauen und Mädchen erfasst“, berichtet Janin Harig, Vorstandsvorsitzende des Frauenhaus-Trägervereins Rhein-Erft-Kreis.
Eine Installation aus 360 Paar Schuhen steht aktuell im Foyer des Kreishauses als Symbol für diese unfassbare Zahl getöteter Frauen und Mädchen. Die Installation ist Teil der Ausstellung „Femizide“ - Ein Mahnmal gegen Gewalt an Frauen“, die jetzt eröffnet“ wurde. Sie soll die Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken anregen, das Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt bewusst machen und ermutigen, sich aktiv für eine Gewaltfreiheit gegen Frauen einzusetzen.
Ab Kreishauseingang markieren schwarze, ungefähr 30 bis 50 Zentimeter lange Füße den Weg zur Ausstellung. „Auf ihnen werden reale Vornamen der im Rhein-Erft-Kreis 2023 durch Femizid getöteten Frauen geschrieben“, sagt Janin Harig. Die Ausstellung führt dann weiter zu orangen Füßen, auf denen Namen von Frauen stehen, die es aus der Gewalt ins Schutzhaus geschafft haben.
Die Ausstellung kann bis zum 12. Januar während der regulären Öffnungszeiten des Kreishauses besucht werden.
„Die Dimension dieser Zahlen ist erschreckend“, erklärte Landrat Frank Rock, der an der Eröffnung teilnahm und ein Grußwort sprach. „Femizide sind keine Einzelfälle, sondern ein gesellschaftliches Problem, das unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordert. Mit dieser Ausstellung setzen wir ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen und für den Schutz der Betroffenen sowie ihrer Kinder.“
Janin Harig eröffnete die Ausstellung und betonte die Bedeutung der Prävention und Sensibilisierung: „Neben einer dringend notwendigen bundeseinheitlichen auskömmlichen Finanzierung von Frauenunterstützungseinrichtungen muss endlich akzeptiert und hinterfragt werden, dass Gewalt an Frauen und ihren Kindern auf einem gesellschaftlichen, patriarchalen System basiert und aus diesem Grund nur aus der eigenen inneren Haltung jedes Einzelnen heraus befördert werden kann - Frauen – das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit und ein selbstbestimmtes Leben gleichwertig zuzugestehen. Gewaltschutz kostet Geld und rettet Leben.“
Laut des Lagebilds des Bundeskriminalamts zu geschlechtsspezifischen Straftaten gab es in Deutschland 2023 fast täglich einen Femizid und täglich mehr als einen versuchten Femizid.
80,6 Prozent der Tötungsdelikte standen im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen. „Auch im Rhein-Erft-Kreis gab es in diesem Jahr bislang vier Fälle der Tötung oder versuchten Tötung einer Frau durch ihren Partner, die von der Polizei bearbeitet werden“, teilt die Pressestelle des Rhein-Erft-Kreises mit.
Die Installation der symbolischen 360 Paar Schuhe bietet zugleich interaktive Informationen zu Hilfsangeboten für von Häuslicher Gewalt betroffene Frauen im Kreisgebiet.
Wer Hilfe sucht, kann sich an das Frauenhaus Rhein-Erft-Kreis wenden. Mehr Informationen dazu finden Betroffene auf www.frauenhaus-rek.de oder beim bundesweiten Hilfetelefon unter der Nummer 08000 116 016.
Alle Rathäuser im Rhein-Erft-Kreis sind angefragt, diese Wanderausstellung 2025 in ihren Häusern zu präsentieren.
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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