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90 Jahre Deutscher Harmonika-Verband
90 Jahre Gottfried Weber

Gottfried Weber am Bass beim Probenwochenende in Baasem in der Eifel.  | Foto: Gabriele Dietrich
  • Gottfried Weber am Bass beim Probenwochenende in Baasem in der Eifel.
  • Foto: Gabriele Dietrich
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Wesseling/Trossingen. Der Deutsche Harmonika-Verband e.V. feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag. Die Gründung erfolgte am 28. März 1931. Fast genauso lange ist Gottfried Weber aus Brühl schon musikalisch aktiv. Er ist auch Jahrgang 1931, nur gut sechs Monate jünger. Und schon als Kind lernte er Akkordeon spielen und lieben. Seit 1954, also fast 70 Jahre, engagiert er sich in Mitgliedsorchestern des Deutschen Harmonika-Verbands für die Akkordeonmusik. Heute ist er noch aktiver Spieler am Bass im Akkordeon-Orchester Wesseling, das er 1965 - damals als Jugendorchester - als musikalischer Leiter aufbaute. Seine Nachfolgerin als musikalische Leiterin Anita Brandtstäter hat mit ihm ein kleines Interview geführt.

AOW: Wie nah kommt Dein Geburtsdatum an die Gründung des DHV heran?
Gottfried Weber: Ich bin im Oktober 1931 geboren, bin also gut ein halbes Jahr jünger als der DHV.

AOW: Seit wann machst Du Musik, und wie bist Du zum Akkordeon gekommen?
Gottfried Weber: Seit 1940 mache ich Musik. Ich war in Köln mit meinen Eltern in einer Veranstaltung im Theater - und da spielte ein Ehepaar im Duo mit auf der Diskantseite geschwungenen Akkordeons. Das hat mich so fasziniert, dass ich meinen Eltern in den Ohren gelegen habe, doch auch ein Akkordeon zu bekommen. Und tatsächlich konnte mein Vater ein kleines Akkordeon mit 8 Bässen organisieren - Anfang des Krieges wurden viele Instrumente an die Front geschickt. Ich bekam dann auch direkt Unterricht.

AOW: Was macht "Dein" Instrument so besonders?
Gottfried Weber: Man kann nicht nur eine Melodie spielen, sondern sein Spiel mit der rechten Hand auch links begleiten.

AOW: Wie ist Dein musikalischer Werdegang, Du bist ja noch heute aktiv?
Gottfried Weber: Während der Berufsausbildung habe ich mit zwei Freunden Tanzmusik gemacht. Jedes Wochenende waren wir unterwegs und haben damit Geld verdient. Das ging so bis Ende 1953 - weil ich im September 1953 geheiratet hatte, wollten ich mit meiner Frau die Wochenenden lieber gemeinsam verbringen. Im Dezember 1953 gab das Berufsorchester von Cantulia Siegburg in Brühl ein Konzert. Und danach wurden die Cantulianer Brühl gegründet - der Musikalienhändler Teipel hatte das organisiert - und ich hatte mich als erster dafür gemeldet. 1965 stand dann die Gründung des Jugend-Akkordeon-Orchesters Wesseling an - und es wurde ein Dirigent gesucht. Ich hatte einen Dirigentenlehrgang in Köln gemacht mit Trossinger Dozenten, organisiert von Heinz Gengler, der damals dem Landesverband Nordrhein-Westfalen vorstand. 2010 habe ich dann den Dirigentenstab offiziell an meine Vertreterin und Nachfolgerin Anita Brandtstäter übergeben. Seitdem spiele ich noch aktiv im Orchester als Bassist.

AOW: Welche Etappen, Momente oder Situationen sind Dir in besonders guter Erinnerung geblieben?
Gottfried Weber: Besonders gerne erinnere ich mich an die Orchester-Touren, viele davon waren auch mit Wertungsspielen verbunden: z.B. 1970 nach Freiburg zum Tag der Harmonika, 1975 nach Luzern zum Akkordeon-Weltfestival und in den 1980er Jahren zum World Music Festival Innsbruck. Aber auch gesellige Touren haben wir viele unternommen - gerne erinnere ich mich an das Wochenende in Paris.

AOW: In welchen Vereinen bzw. Ensembles warst bzw. bist Du aktiv?
Gottfried Weber: Bei den Cantulianern Brühl - auch im Quintett - und im Akkordeon-Orchester Wesseling, das ich ja zunächst mit Kindern und Jugendlichen aufgebaut hatte.

AOW: Welche Person hat Dich auf Deinem musikalischen Weg am längsten begleitet oder am meisten beeindruckt bzw. geprägt?
Gottfried Weber: 1968 habe ich beim Besuch der Osterarbeitswoche noch Rudolf Würthner kennengelernt - eine beeindruckende Persönlichkeit. Heinz Gengler kannte ich schon seit Jahrzehnten - wir haben uns immer in den Versammlungen des DHV Bezirks Mittelrhein getroffen - sie fanden zunächst in einer Gaststätte in der Nähe seiner Musikschule in Köln statt. Ich habe mich sehr gefreut, dass Heinz Gengler 2008 unser Jahreskonzert gemeinsam mit Isolde Alka besucht hat. Er erinnerte sich damals noch gut an seinen letzten Besuch zu unserem 30-jährigen Jubiläum, als wir Jürgen Farkas als jungen Solisten zu Gast hatten.

AOW: Welche Rolle spielt bzw. spielte der Deutsche Harmonika-Verband in Deinem Musiker-Leben?
Gottfried Weber: Wir waren sowohl mit den Cantulianern Brühl als auch mit dem Akkordeon-Orchester Wesseling immer Mitglied im DHV. Besonders erinnere ich mich an die Verleihung der Rudolf-Würthner-Medaille 2003. Ich konnte das Konzert nicht dirigieren, weil ich mich einer dringenden Operation unterziehen musste. Meine Tochter Ute hat die Laudatio durch den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Hans-Georg Hartkopf per Handy ins Krankenhaus übertragen.

AOW: Wenn Du jemandem das gemeinsame Musizieren mit einem Satz oder einem Ereignis erläutern und schmackhaft machen wolltest, was würdest Du sagen bzw. welches Ereignis wäre das?
Gottfried Weber: Es war immer mein Wunsch zu musizieren - schon in den frühen Jahren, als ich mit Freunden Tanzmusik gemacht habe. Das macht einfach nur Freude - und das Gesellige gehörte auch immer mit dazu.

AOW: Was möchtest Du jüngeren Generationen auf den Weg mitgeben? Und warum ist das (gemeinsame) Musizieren so wichtig?
Gottfried Weber: Ich hatte versucht, meine Kinder und Enkel an das Akkordeon heranzuführen, weil das eine tolle Sache ist. Leider hat das nicht geklappt - die Kinder müssen auch eine Veranlagung und Lust dazu haben. Aber jetzt in Corona-Zeiten merke ich, wie sehr doch die gemeinsamen Proben und das Vereinsleben fehlen.

AOW: Vielen Dank für das interessante Gespräch.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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