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Überzeugender Chorgesang und gut besuchtes Konzert
Dacapella im Kleinen Theater des Rheinforums

Dacapella überzeugte im Kleinen Theater im Rheinforum.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Dacapella überzeugte im Kleinen Theater im Rheinforum.
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Wesseling. Vor gut elf Jahren waren sie schon einmal in Wesseling - das Vokalensemble Dacapella. Moderator und Bariton Thomas Kümpel aus Kerpen erinnerte bei der Begrüßung daran, dass damals nach dem Konzert alles verschneit war. Und nun präsentierten sich die drei Sängerinnen und vier Sänger im Herbst in bester Laune mit einem abwechslungsreichen Programm im gut besuchten Kleinen Theater des Rheinforums. Jeder hatte ein Mikro - der Sound, bei dem eher die Frauenstimmen dominierten, wurde gemischt und kam unmittelbar aus den großen Boxen an der Bühne. In ihrer Performance folgen sie einer abgestimmten Choreographie, um die Stücke noch wirkungsvoller 'rüberzubringen.

Zum Auftakt gab es ein "instrumentales" Filmmusik-Medley mit Themen aus "Game Of Thrones" und "Fluch der Karibik", allerdings nur mit Stimmen als Instrumente, das heißt mit Scat-Gesang, also rhythmisch und melodisch aneinandergereihten Silbenfolgen ohne Wortbedeutung,  und Beatboxing, wobei Drums-Klänge nur mit dem Mund, der Nase und dem Rachen imitiert werden. Ein weiteres Instrumental-Highlight in der zweiten Hälfte war der Hit der Synthiepop-Ära "Popcorn" mit einem Stakkato-Thema, bei dem Mezzosopranistin Uli Trost und Tenor Walter Schaaf, beide aus Köln, solistisch und auf einem Luftpiano brillierten. 1972 wurde er durch die amerikanische Band Hot Butter zu einem Welthit. Mit "We Built This City Of Rock'n'Roll" von Starship von 1985 startete der Chor nach der Instrumental-Intro, um zu zeigen, dass sie Rock-Pop können.

Die ausgefeilten Arrangements stammen alle vom musikalischen Leiter Bodo Gellrich, Bariton und Musiklehrer aus Bergheim. Alle Chormitglieder sind ansonsten gleichberechtigt und üben Musik nicht beruflich aus, trotzdem haben sie erste Preise geholt bei der Wise-Guys-Afterglow-Challenge 2006 und zuletzt beim A-cappella-Contest NRW 2010 in der Kategorie “Pop/semiprofessionell”. Gellrich zählte alle Stücke an, glänzte aber auch als Solist beim Hit der A-cappella Band Basta von 2006  "Du tropfst" oder bei der ersten Zugabe, als er mit "Hi-De-Ho" das Publikum zum Begleitchor machte - wie 1934 Cab Calloway.

Das Repertoire reichte von jüngeren Pop-Hits über Songs der 1960er Jahre bis zu deutschen Schlagern zwischen den Weltkriegen wie "Schöner, armer Gigolo" mit der Geschichte vom ehemals feschen Husarenoffizier von 1929, die Bass Marius Heck aus Bergheim eindrucksvoll interpretierte, und dem bekanntesten Schlager der Weimarer Republik "Irgendwo, auf der Welt, gibt's ein kleines bisschen Glück", den Lilian Harvey im Film "Ein blonder Traum" von 1932 sang und den später die Comedian Harmonists coverten, bevor ihre Karriere von den Nationalsozialisten abrupt beendet wurde, weil drei der sechs Sänger jüdisch waren.

Songschreiber Chris Martin beschreibt in „Everglow“ von Coldplay von 2015, dass selbst in der Trauer über den Verlust eines Menschen ein Gefühl von Wärme, Glück oder sogar Dankbarkeit zurückbleibt. Bei "Rolling in the Deep" der britischen Sängrein Adele von 2010 glänzte Sopranistin Uschi Steven aus Frechen als Solistin. Ein Lied des früh verstorbenen Roger Cicero von 2007 "Die Liste der noch zu küssenden Frauen" präsentierte Bass Marius Heck.

Die 1960er Jahre sind bei den Sängerinnen und Sängern von Dacapella sehr beliebt: Der aufwändig produzierte Hit "Good Vibrations" der Beach Boys von 1967 erklang sehr harmonisch. "Proud Mary", ursprünglich 1969 von Creedence Clearwater Revival herausgebracht, interpretierte Mezzosopranistin Jennie Schaaf aus Köln als Solistin zum Abschluss des zweiten Programmteils. Aus demselben Jahr, ebenfalls von Jennie Schaaf präsentiert, stammt "Son Of A Preacher Man" von Dusty Springfield als zweite Zugabe. Etwas funkiger und sexyer war "Baby Love" der US-amerikanischen Cross-over-Band Mother's Finest aus den 1970ern. 
 
Höhepunkte waren die Queen-Songs aus den 1970er Jahren: Die "Bohemian Rhapsody" wurde auf Kölsch gesungen - "Bergheimian Rhapsody" - von Tenor Walter Schaaf als Freddy Mercury. Und bei "Don't Stop Me Now" konnte Uli Trost gesanglich alles geben. Ein humorvolles Kölsches Lied, das L.S.E. - das sind die Kölner Musiker Rolf Lammers, Arno Steffen und Tommy Engel - 1992 eingespielt haben, ist "Saunaboy": Da ließ sich Thomas Kümpel mit rotem Handtuch von den drei Damen umgarnen - Sauna kommt übrigens von "saunah"! Das Märchen vom "Fischer und seiner Frau" - ein Text von Klaus de Rottwinkel, die Musik ist von Bodo Gellrich - wurde szenisch umgesetzt, in den Hauptrollen Jennie Schaaf und Thomas Kümpel.

Am Ende erklatschte sich das Publikum drei Zugaben. Nach dem wunderschönen kölschen Liebeslied von BAP "Do kanns zaubere" aus dem Jahr 1982 mit Walter Schaaf als Solisten konnten alle in guter Stimmung den Heimweg antreten und auf einen wunderschönen zweieinhalb Stunden dauernden Konzertabend zurückblicken, der nicht nur etwas für die Ohren war, sondern auch das Herz berührte.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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