Die Schulklos sind ein heißes Eisen
„Es muss was passieren“
Thema Schulklos: Der Ärger ist groß
Region. Wettbewerbe, welche Toilette am Ende des Monats sauberer ist, 20 Euro pro Kind und Jahr, um eine Reinigungskraft anzustellen, nur noch mit dem passenden Schlüssel aufs Klo oder Namenslisten für Toilettengänge führen: Die Aktivitäten, um die Schultoiletten im Kreisgebiet sauberer zu machen, sind vielfältig.
Schüler sind selbst schuld
[p]Allerdings - so das Gros der Leserinnen und Leser, die uns zum Artikel „Schulklos brauchen Nachhilfe“ geschrieben hatten - stehe und falle alles mit den Schülerinnen und Schülern: Die Jugendlichen seien schließlich die Verursacher der ekelhaften Aborte.
Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht, denn eine Reihe von Faktoren bestimmen das Verhalten der jungen Menschen auf ihren stillen (Schul-) Örtchen - das fängt beim Mangel an Verantwortungsbewusstsein und dem Respekt vor fremdem Eigentum an, weil es nicht gelehrt wurde, egal, ob Zuhause oder in der Schule, geht über den Gruppendruck, beim Kloverdrecken mitmachen zu müssen, weil sie sonst zu Außenseitern werden, und endet damit, dass sich die Jugendlichen vor veralteten, dringend sanierungsbedürftigen Schulklos ekeln oder Angst haben, sie zu benutzen, so dass sie sie schließlich verdrecken, um sie nicht benutzen zu müssen.
Mindestlohn und keine Zeit zur Reinigung
Und auch Zeit und Geld scheinen eine große Rolle bei den Aborten der Schulen im Rhein-Erft-Kreis zu spielen: Eine Reinigungskraft, die anonym bleiben will, hat uns geschrieben, dass sie als Angestellte im öffentlichen Dienst seit 15 Jahren Schultoiletten reinigt, und für das Säubern von sechs WC’s, drei großen Urinalen, den Waschbecken sowie dem Boden und das Auffüllen von Papier und Seife zwischen zwölf und 16 Minuten Zeit habe - bei einer Bezahlung im Mindestlohn.Und die Reinigung ist schwierig und mitunter ekelerregend - der Reinigungskraft ist es zum Beispiel immer noch schleierhaft, wie man das „große Geschäft“ in ein Urinal machen könne. Dazu kämen an die Türen geklebte gebrauchte Damenbinden, Tampons, die ans Oberlicht geworfen würden, WC-Rollen in den Toiletten und auf dem Boden verteilte Flüssigseife. Dazu käme immer wieder absichtliches Pinkeln in Mülleimer und sogar in die Toilettenbürstenhalter. Beseitigen müsse man die Sauereien dann mit billigsten und minderwertigen Reinigungsmitteln.Damit bestätigte die Reinigungskraft andere Leser-Mails, in denen darauf eingegangen wird, dass das Personal - meist allerdings von Fremdfirmen - schlecht bezahlt, nicht gut ausgebildet und auf schlechtes Arbeitsmaterial angewiesen sei.
Hierzu äußerte sich auch eine Unternehmensberaterin für Gebäudereinigung, die auf die schlechten Ausschreibungen der Kommunen verwies, die viel zu niedrige Preise von den Bietern verlangen würde. Es ginge niemals um Qualität, sondern nur um den Preis, schreibt sie.
So seien 19 Cent pro Quadratmeter keine Seltenheit. Machbar sei das zwar, bei zum Beispiel der Vorgabe, 100 bis 120 Quadratmetern Bodenfläche in der Stunde zu reinigen, aber nur unter normalen Bedingungen, und auch nur zu Lasten „der Reinigungszeit, des Materials und der Menschen“.
Und wenn Eltern Druck machen würden, und die Schule den Dienstleister wechlse, käme der nächste Anbieter zum Dumpingpreis und alles gehe wieder vor vorne los.
„Nur Kontrolle hilft“
Eine Lehrerin, die schon viele Jahre im Dienst ist, schreibt, dass man schon ganze Konferenznachmittage mit dem leidigen Thema verbracht habe, und einzig die Kontrolle helfen würde, und zwar in Form von Aufsicht. Und auch dort, wo Reinigungskräfte von Eltern bezahlt werden, sei es nicht die saubere Toilette, die Vandalismus auf den Klos verhindere, sondern die Anwesenheit
Einen in der Diskussion neuen Aspekt führt ein Ex-Schüler im persönlichen Gespräch mit der Redaktion an. Der 18-Jährige erinnert sich mit Grauen an seine Zeit in der gymnasialen Oberstufe: Abgesehen vom Edding, mit dem Beleidigungen und Gerüchte gekrikelt wurden, sind ihm die gelben und mitunter auch braunen Flecken an der Wand in Erinnerung geblieben: „Einmal war auch eine Wurst im Waschbecken“. Allerdings führt der Auszubildende die Verschmutzungungen vielfach auf Drogen- und Alkoholkonsum zurück, er habe es selbst so erlebt.
Es gibt auch Ausnahmen
Aber es gibt auch positive Rückmeldungen, eine Großmutter berichtet vom Geschwister Scholl Gymnasium in Pulheim, wo Eltern Kräfte bezahlen, die für saubere Toilettenanlagen sorgen würden, 20 Euro koste das die Eltern pro Kind und Jahr.
Eine der über 130 Schulen aus ganz Deutschland, die beim Wettbewerb „Toiletten machen Schule“ mitgemacht hatten, war die Grundschule Sürster Weg in Rheinbach, deren Aktivitäten nicht nur dazu geführt hatten, in die „Top Twenty“ der Jury zu kommen, sondern auch zu einem geänderten Schulabort. Unter anderem wurden die Toiletten mit Pflanzen, Duftsäckchen und Plakaten verschönert, es entstand ein Film, der die Verhaltensregeln auf der Toilette thematisiert und die Grundschüler machen nun einen „Toilettenführerschein“.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.