Blutspendedienst am Uniklinikum Bonn
Spende ist nur der erste Schritt

Claudia Häser (o.l.) ist eine von vielen Blutspenderinnen.  | Foto: Düster
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  • Claudia Häser (o.l.) ist eine von vielen Blutspenderinnen.
  • Foto: Düster

Für die Spender ist mit der ­Abgabe ihres Blutes die Arbeit in rund einer Stunde ­erledigt – für die Blutspende selbst ist dies jedoch nur die erste Station. Bis zur Weiter­gabe an einen Patienten, sind ­mehrere aufwändige Schritte erforderlich.

Stetig ausreichend Blutpräparate für die Region vorzuhalten, das ist ein permanenter „Marathon“. So umschreibt es Professor Dr. Johannes Oldenburg, der Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin (IHT) am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Der dem UKB angeschlossene Blutspendedienst kann die Hälfte des eigenen Bedarfs der Uniklinik von jährlich rund 30.000 Blutspenden decken. Die andere Hälfte kommt fast ausschließlich aus den Beständen des Deutschen Roten Kreuzes.

Doch was passiert eigentlich mit dem Blut nach der Spende? Und warum ist die Weiterverarbeitung so aufwändig? Ein Blick hinter die Kulissen des Blutspendedienstes am UKB gibt Aufschluss.

Drei Bestandteile, ein Ziel: Leben retten!

Auf dem Bonner Uni-Campus ist das Gebäude B43 ein eher unscheinbares, und doch ist das, was in den dortigen Räumen passiert, meist mitentscheidend für das (Über)Leben von Patienten. Denn hier wird Spendern nicht nur Blut entnommen, hier wird es auch gleich hochprofessionell weiterverarbeitet und gelagert.

Bevor Erwachsene ihr Blut aber überhaupt spenden dürfen, müssen zunächst persönliche Daten und der Gesundheitszustand - gegebenenfalls auch mit einem kurzen medizinischen Check - geklärt werden. Während des gesamten Ablaufs, von der tatsächlichen Spende bis hin zur Gabe eines Präparates an einen Patienten, steht die Spender- und Empfänger-Sicherheit stets an oberster Stelle. Ist die Spenderin oder der Spender gesund, dauert die tatsächliche Blutspende maximal eine Viertelstunde. In der Regel sind die 500 Milliliter aber bereits früher abgenommen. „Das tut gar nicht weh und ist sehr wichtig“, erklärt Claudia Häser aus Niederkassel, während sie gerade ihr Blut spendet. Ihr Appell an alle: „Gehen Sie Blut spenden!“

Das „Original“ ist unverzichtbar

Denn Blut kann nicht künstlich erstellt oder ersetzt werden, die Medizin ist auf das „Original“ angewiesen. Das wird nach einer Spende sorgfältig und aufwändig weiterverarbeitet. Zunächst aber muss die Blutspende ruhen und langsam auf Zimmertemperatur abkühlen – mindestens eineinhalb Stunden, maximal 20 Stunden. „Dann wandern die Blutspenden in eine Zentrifuge“, erläutert Martina Stana, medizinische Fachangestellte und Bereichsleitung Komponentenherstellung und Weiterverarbeitung beim Blutspendedienst des UKB. In der Zentrifuge wird „das Plasma von den Erythrozyten getrennt. Diese sind schwerer als das Plasma, das sich durch das Schleudern dementsprechend oben absetzt“, erläutert Martina Stana, während sie gerade Frischplasma bei minus 60 Grad Celsius für eine Dreiviertelstunde in die Schockfrostung schickt.

Warum denn dieser Aufwand?

„Es gibt mehrere Gründe, wa­rum das Blut nach einer Vollblutspende mittels Zentrifuge in ­seine Bestandteile, also Erythrozytenkonzentrat, Thrombozytenkonzentrat sowie gefrorenes Frischplasma aufgeteilt wird“, erklärt Dr. Vytautas Ivaškevičius, Oberarzt am IHT: „Das Blutplasma muss nach der Spende dauerhaft bei minus 30 Grad Celsius eingefroren werden, unter anderem wegen der kurzen Halbwertszeit wichtiger Gerinnungsfaktoren. In eingefrorener Form darf man Plasmapräparate dann bis zu zwei Jahre aufbewahren und zur Therapie bei Patienten mit schweren Erkrankungen wie Gerinnungsstörungen oder Sepsis verwenden. Die Erythrozytenkonzentrate, also die roten Blutkörperchen, sind dagegen nur frisch verwendbar – maximal 40 Tage“, fasst Dr. Vytautas Ivaškevičius zusammen. Die Lagerung der Erythrozytenkonzentrate erfolgt in der Kühlung bei konstant 4 Grad Celsius. Noch weniger Zeit verbleibt für die Thrombozytenkonzentrate: „Die haben lediglich eine Haltbarkeit von 72 Stunden, gelagert bei 22 Grad Celsius. Die Thrombozyten haben unter anderem eine wichtige Aufgabe bei der Blutgerinnung“, erläutert der Oberarzt. In seine Bestandteile aufgeteilt, kann das Blut bestmöglich gelagert und eingesetzt werden: „Die Transfusion von Erythrozytenkonzentraten ist seit Jahren essenzieller Bestandteil der modernen Medizin. Sie ist die am schnellsten wirksame, einzige kausale Behandlung der schweren Anämie, also der Blutarmut, egal, ob durch akuten Blutverlust oder eine Krebstherapie“, beschreibt Dr. Ivaškevičius. Das Plasma wiederum wird „am häufigsten bei Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen verwendet - wie Blutvergiftung, Lebererkrankungen oder bei massivem Blutverlust“, so der Oberarzt. Die jeweiligen Bestandteile werden dann spezifisch nach Bedarf angefragt und den Patienten verabreicht - nicht jedoch ohne Verträglichkeitsdiag­nostik. Dabei wird das Präparat noch einmal geprüft und beispielsweise die Transfusion einer „falschen“ Blutgruppe ausgeschlossen. „Der Aufwand bei der Weiterverarbeitung und Lagerung von Blutspenden und den jeweiligen Präparaten ist entsprechend maschinell wie personell sehr aufwändig und kostspielig“, fasst Martina Stana zusammen, „und die kurze Haltbarkeit der Erythrozytenkonzentrate macht das Planen und dauerhafte Vorhalten von Blutspende-Präparaten so schwierig.“ Diese Aufgabe ist eben ein „Marathon“, der stetig am Laufen gehalten werden muss.

Wie und wo Sie selbst Blut spenden können, erklären wir in unserer Serie „Ohne Blut kein Leben“ in einer der kommenden Ausgaben.

Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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