IFU-Wirtschaftspreis 2024
Verlässlicher Finanzpartner
Mit dem IFU-Wirtschaftspreis wurde in diesem Jahr die Kreissparkasse Köln (KSK) ausgezeichnet. Die Verleihung fand im Rahmen des IFU-Frühjahrsempfangs in der Deutschlandzentrale des britischen Baumaschinenherstellers JCB auf der Europaallee statt.
Frechen (lk). Die Entscheidung für das Kreditinstitut erfolgte aufgrund der „nachhaltigen Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen“ sowie der „beständigen, sachkundigen und finanziellen Unterstützung der Betriebe und Unternehmen, der Frechener Wirtschaft“, erklärte Professor Dr. Jürgen Höser, 1. Vorsitzender der Interessenvereinigung Frechener Unternehmen (IFU), in seiner Laudatio.
80.000 Euro gespendet
„Es gibt hier faktisch keinen Verein, der nicht von der KSK unterstützt wird oder wurde. Das Investitionsvolumen der Kreissparkasse in Frechen ist erheblich“, bedankte sich der IFU-Vorsitzende für das soziale Engagement der Sparkasse, die allein im vergangenen Jahr Frechener Einrichtungen und Vereine mit 80.000 Euro unterstützte.
Als „verlässlicher Finanzpartner“ sei sie zudem „ein zentraler, immens wichtiger Baustein der gewerblichen Wirtschaft“.
Entgegengenommen wurde der Preis von dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Köln, Alexander Wüerst. Er blickte in seiner Dankesrede auf die Geschichte des regionalen Zweckverbandes der 26 Sparkassen aus dem ehemaligen Landkreis Köln zurück. Das regionale Kreditinstitut beschäftigt heute knapp 3.600 Mitarbeiter in über 150 Geschäftsstellen „Und wir wollen unsere führende Rolle im Rhein-Erft-Kreis noch ausbauen“, versprach Wüerst den geladenen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung.
Gerade die Vertreter der beiden letztgenannten Kategorien hatten beim IFU-Wirtschaftspreis 2024 aber keinen leichten Stand: Wüerst und auch Hans Peter Wollseifer, Ehrengast und Gastredner des Abends, gingen hart ins Gericht mit den politischen Entscheidungen, besonders auf Bundesebene.
„Doppel-Wumms“ verpufft
Sowohl der KSK-Vorstandsvorsitzende als auch der Präsident der Handwerkskammer zu Köln konnten aus Gesprächen mit kleinen und mittelständischen Unternehmen berichten. Diese würden aufgrund „überbordender Bürokratie“ zusätzlich belastet. Sei im Bundestagswahlkampf noch von „Zeitenwende“, der „Förderprogramm-Bazooka“ oder dem „Doppel-Wumms“ für die deutsche Wirtschaft die Rede gewesen, bliebe am Ende ein Cannabisgesetz und ein Wachstumschancengesetz mit einem – so Wollseifer – „überschaubaren Mehrwert“ für mittelständische Unternehmen.
„Hemmschuhe statt Doppel-Wumms – mehr Bürokratie statt Erleichterungen“, fasste Wüerst die aktuelle, wirtschaftspolitische Situation im Land zusammen.
Sichtlich entsetzt zeigte sich Gastredner Wollseifer über das Verhalten des Bundeskanzlers Olaf Scholz, der im Gespräch mit Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft, deren Sorgen und Mahnungen mit den Worten: „Die Klage ist der Gruß des Kaufmanns“ abtat. Wollseifer: „Was, meine Damen und Herren, soll man dazu noch sagen?“
20.000 freie Ausbildungsplätze
Mit Blick auf die aufgeheizte weltpolitische Lage, die hohen Energiekosten, die überbordende Bürokratie, 20.000 nicht besetzte Ausbildungsplätze im deutschen Handwerk und dem durchschnittlichen Krankenstand eines Arbeitnehmers von über 20 Tagen im Jahr, fehlt dem Unternehmer aus Hürth im Moment die „Fantasie für blühende Landschaften“.
Ein wenig Hoffnung machen ihm aber die Gespräche mit jungen Handwerksbetrieben. Wollseifer: „Da spüre ich Aufbruchstimmung. Die wollen wirtschaftlich erfolgreich sein. Die wollen es ohne Subventionen schaffen, auf eigenen Beinen stehen. Davon brauchen wir mehr!“
Die Adressaten zu den kritischen Äußerungen des IFU-Vorsitzenden Dr. Jürgen Höser zur wirtschaftlichen Situation in Frechen sitzen nicht im fernen Berlin, sie saßen im Publikum:
In seiner „letzten Rede als 1. Vorsitzender bei einer IFU-Wirtschaftspreisverleihung“ lobte er zwar die „konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung“ bei der Ausrichtung der 1. Frechener Ausbildungsbörse im Stadtsaal und bei der Bildung eines neuen Arbeitskreises „Innenstadt“, sprach anschließend aber auch die „Schattenseiten“ im Zusammenspiel von Wirtschaft und Verwaltung an.
Die anwesende Bürgermeisterin Susanne Stupp und ihre Verwaltungsspitze sollten die folgenden Worte aber nicht als „Verwaltungs-Bashing“ abtun, sondern sie als „konstruktive Kritik“ verstehen.
„Unsensibler kann man mit Investoren nicht umgehen“
„Mehrfach haben sich Investoren an uns gewandt, mit dem Hinweis, sie kämen in ihren Gesprächen mit der Stadt nicht weiter“, so der IFU-Vorsitzende. Häufig würden Vorschläge und Bitten mit den Worten „das geht so nicht“ abgetan. Höser: „Bereits in der Vergangenheit habe ich daher die Verwaltung darum gebeten, Alternativen mit den Investoren zu erarbeiten und wirtschaftlicher zu denken. Hat dieser Appell gefruchtet? Ich habe da so meine Bedenken!“Immer noch würden Investoren auf die Genehmigung ihrer Bauanträge warten, in einem Fall solle die Stadt den Bauherren sogar darum gebeten haben, seinen Bauantrag zurückzunehmen und das bei einem Bauvorhaben, welches 300 Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen von 800.000 Euro im Jahr verspreche.„Unsensibler kann man mit Investoren nicht umgehen“, ärgerte sich der IFU-Vorsitzende und mahnte: „Frechen braucht eine starke Wirtschaft, eine Willkommenskultur für Investoren, eine Anpassung an die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und kein Beharren auf überholte Gutachten.“
Sowohl die ansässigen Unternehmen als auch die Frechener Bürger würden sich fragen, wie es mit den Gelände Wachtberg weitergehen würde, welche Ansiedlungen an der Krankenhausstraße geplant seien, wieso es mit dem Neubaugebiet Ammerstraße in Habbelrath nicht voran gehen würde, warum der Investor auf dem ehemaligen Kaufhof-Gelände noch immer keine Baugenehmigung habe und warum sich der Beginn der Baumaßnahmen zum Rhenania-Quartier verzögere.Bürgermeisterin Susanne Stupp nutzte die Möglichkeit, auf der Bühne zu Antworten. Sie verwies darauf, dass die Verwaltung nicht nur die Wünsche der Wirtschaft, sondern auch gesetzliche Vorgaben und die Interessen der Anwohner im Blick haben müsse, dass für den „Wachtberg“ ein städtebauliches Gesamtkonzept entwickelt würde (wir berichteten) und es an anderen Stellen noch der Klärung einzelner Punkte bedarf.
„Nur heiße Luft“
Antworten, die im Anschluss, beim gemütlichen Ausklang der Veranstaltung, von Unternehmern und ehemaligen Wirtschaftspreisträgern als „wenig aussagekräftig“, „unzureichend“ und „nur heiße Luft“ kommentiert wurden.
Dr. Höser bedankte sich bei der Verwaltungschefin für ihre Stellungnahme zum aktuellen Sachstand und mahnte: „Jetzt pauschal jeden und alles schlecht zu reden ist der falsche Weg. Das bringt uns alle nicht weiter!“
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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