Stillstand: Autobahnanschluss Königsdorf
Was macht Straßen.NRW denn da?

- hochgeladen von Thomas Thielemann
Montagmorgen in Frechen-Königsdorf. Aachener Straße. Der Verkehr quält sich in Richtung Köln. Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis pendeln in die große „Stadt am Rhing“.
Schon seit den 1990er Jahren will man das verbessern. Westlich von Königsdorf wurde daher eine halbe Autobahnauffahrt geplant. Halb? Ja, halb: Nur das Auffahren nach Köln soll möglich werden. Und das Abfahren in Richtung Aachen. Viele Jahre später, 2011, waren Aktenberge gewälzt und das Planfeststellungsverfahren durch – also genehmigt. Weitere lange sechs Jahre später, 2017, begannen die Bauarbeiten, sowohl an der A4 als auch an der L 361. Bewuchs wurde entfernt und der i.W. sandige Boden wurde freigelegt. Konflikte mit der DB sorgten für weitere Verzögerungen. Der katastrophale Starkregen im Juli 2021 führte zu tiefgreifender Erosion. Es entstanden Sukzessionsflächen – optimal für Amphibien und Reptilien.
Ein Paradies für Eidechsen
Die Baumaßnahme schuf ein optimales Habitat für Mauereidechsen. Als invasive, i.W. aus dem Süden stammende Art profiliert sie vom Klimawandel – und von dieser stockend verlaufenden Baustelle im Sand. Sicherlich greifen die Vorschriften des besonderen Artenschutzrechtes. Nach den Zählungen 2024 kann man wohl von einigen 100 Individuen ausgehen. Eine Reihe der Naturschützer fordert nun, dass nicht jedes einzelne Individuum im Fokus steht, sondern die Gesamtpopulation an sich. Bei dieser Dichte und dem sehr günstigen Habitat ist davon auszugehen, dass keine Baumaßnahme diese Art mehr verdrängen kann und sich die Eidechsen dort langfristig erfolgreich etablieren werden.
Baugrund
Die Baumaßnahmen haben die Empfehlungen des LANUV zur Stärkung und Schaffung eines Lebensraumes für die Mauereidechse (Artenschutzmaßnahmen LANUV) gewollt oder ungewollt optimal umgesetzt. Bemerkenswert ist nun, dass schon seit längerem die Baustelle steht. Zur Festlegung der optimalen Trasse sind Baugrunduntersuchungen angesagt. Sie finden bisher nicht statt. Dabei ist das Vorgehen in solch‘ einer Situation klar: Baugrunduntersuchungen sind durchzuführen etwa in der Aktivitätsphase der Eidechsen im Frühjahr, definitiv vor beginnender Eiablage und nur zu Tages- und Witterungszeiten, in denen die einzelnen Tiere in der Lage sind zu fliehen. (Vorgezogene) Ausgleichsmaßnahmen können flankieren. Das geht viel schneller – eigentlich.
Warum hier nicht? Was aus Naturschutzsicht eine gute Entwicklung ist, darf in diesem Fall dem Mobilitätsbedürfnis der Menschen nicht entgegenstehen (wenn, wie hier, vom Fortbestand der entdeckten bedrohten Arten auszugehen ist). Und Königsdorf benötigt weiter eine Entlastung von den Automassen.
Zeit ist nicht relativ, Straßen.NRW!
Eine ganze Reihe von Maßnahmen könnte Straßen.NRW auch in einem um Jahre verkürzten Zeitraum durchführen: das Zählen der Eidechsen, genetische Untersuchungen am Speichel der Tiere, ggf. Umsiedlungsmaßnahmen, Baugrunduntersuchungen. Das geht alles viel schneller – wenn man nur will. Wer steht hier auf der Bremse? Direkt nebenan wurde eine Brückenbaumaßnahme über die Bahnlinie begonnen und sehr zügig 2024 abgeschlossen. Es geht also! Anfragen zu diesem Thema wurden gestellt: Am 6.11.2024 an den Landrat (mit ausweichendem Resultat) und am 23.12.2024 durch die SPD im Landtag NRW (kleine Anfrage 4922/18/12359). Antworten stehen aus…..
Fazit
Die Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes sind klar. Gut, dass hier Flora und Fauna geschützt werden. Hier ist jedoch nicht die Gefahr erkennbar, dass eine geschützte Art lokal ausgerottet werden könnte. Die Mauereidechse darf inzwischen als bei uns etablierte Art betrachtet werden. Sie wird bleiben. Auch an der dann fertiggestellten Autobahnauffahrt. Das ist gut!
Es kann jedoch nicht sein, dass Interessen der Bürgerinnen und Bürger hier so lange zurückgestellt werden. Und dass keine Kommunikation in der Öffentlichkeit stattfindet. Da ist auch Straßen.NRW gefragt, einen vernünftigen Interessensausgleich hinzubekommen. Wackelt inzwischen der (mehrfach verschobene) Fertigstellungstermin 2027 für den Autobahnanschluss? Siehe Strassen.nrw.de Neubau der A4 Anschlussstelle Frechen-Königsdorf. Wer wirkt hier im Hintergrund? Ist die Absicht, das von einer politischen Partei bereits Anfang 2021 formulierte Ziel zu realisieren, die Baustelle in eine dauerhafte Bauruine zu überführen? Im Ernst?
Trotz allem: Setzen wir weiterhin unsere Hoffnungen nicht nur in den Fortbestand der Mauereidechse. Sondern setzen wir darauf, dass in diese bürokratisch verkrusteten Prozesse Vernunft einkehrt. Setzen wir darauf, dass jener Montagmorgen nicht mehr fern ist, an welchem sich keine riesigen Blechlawinen mehr auf der Aachener Straße durch Königsdorf wälzen, in Richtung der großen „Stadt am Rhing“.....


LeserReporter/in:Thomas Thielemann aus Frechen |
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