Verein "Lebensfarben"
Paten für Kinder gesucht

Sandra Karsten, Geschäftsführerin des Vereins Lebensfarben. Als Krankenschwester hat sie in verschiedensten Versorgungsbereichen der Psychiatrie gearbeitet und weiß um die Ängste und Nöte von sucht- und psychisch kranken Eltern und deren Kindern. | Foto: © Lebensfarben
  • Sandra Karsten, Geschäftsführerin des Vereins Lebensfarben. Als Krankenschwester hat sie in verschiedensten Versorgungsbereichen der Psychiatrie gearbeitet und weiß um die Ängste und Nöte von sucht- und psychisch kranken Eltern und deren Kindern.
  • Foto: © Lebensfarben

Oberberg. Leon und Tobias sind ein super Team. Die vertrauensvolle Beziehung des Zehnjährigen zu seinem ehrenamtlichen Paten wurde vom Verein „Lebensfarben“ auf den Weg gebracht. Der Verein macht sich professionell und zugleich mit viel Herzblut für Kinder und Jugendliche sucht- und psychisch kranker Eltern stark.

Tauchen, springen, schwimmen, Hauptsache ab ins Wasser! Wenn Leon von seinen Schwimmbaderlebnissen erzählt, kommt er ins Schwärmen. Seine Leidenschaft ist das Schwimmen. Was Leon so fröhlich und glücklich macht, liegt nicht nur der Bewegung im Wasser, sondern an einem ganz besonderen Menschen, der ihn ins Schwimmbad begleitet: sein Pate Tobias.

Der junge Mann ist nicht etwa Taufpate von Leon, sondern ehrenamtlicher Pate beim Verein „Lebensfarben - Hilfen für Kinder und Jugendliche“. Er begleitet Leon als verlässliche Bezugsperson durch die Kindheit und ist im Fall von schwierigen Situationen bereit, für Leon Brücken zu bauen.

Krisen und eine angespannte Lage zu Hause sind Leon und seinem jüngeren Bruder nicht fremd. Der Kontakt zum getrennt lebenden Vater ist schwierig und selten. Die Mutter, bei der die Jungen leben, leidet unter Depressionen. Der warmherzigen und aufgeschlossenen jungen Frau ist die Bürde der Kinder schmerzlich bewusst. Bei einem depressiven Schub ist sie mit sich selbst beschäftigt, der Haushalt bleibt liegen und die Kinder sind auf sich allein gestellt.

Dass sie glauben könnten, ihre Mutter interessiere sich nicht für sie, belastet die Kinder schwer.

Hilfe fand die Mutter bei Lebensfarben.

Entlastung fürKinder und Eltern

Tobias ist der Mutter in schweren Zeiten eine große Stütze und entlastet sie. „Wenn Leon von einem Nachmittag mit Tobias nach Hause kommt, ist er richtig glücklich und ruhig“, sagt die Mutter erleichtert.

Leon freut sich auf die Treffen mit Tobias, die alle zwei Wochen zwei bis vier Stunden, manchmal auch zehn Stunden dauern - je nachdem, was sie vorhaben. Spielplätze, der Affen- und Vogelpark, die Sternenwarte und natürlich das Schwimmbad standen bisher auf der Agenda.

„Ich mag einfach alles an Tobias“, sagt Leon, als wäre das selbstverständlich. Wenn die beiden nicht gerade zusammen Sport machen oder spielen, reden sie „über Gott und die Welt“, erzählt Tobias. „Leon ist sehr wissbegierig, stellt Fragen und hat viele Ideen.“ Der Schüler erzählt ihm auch, was ihn belastet, er weiß, dass er Tobias voll und ganz vertrauen kann.

Pate werden?

Tobias hat eine Schweigepflichterklärung unterschrieben, ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt und nimmt regelmäßig an Praxisreflektionen und Supervisionen durch das Lebensfarben-Team teil. Tobias Patenrolle erfordert ein hohes Maß an Verantwortung. Zuverlässigkeit, Sensibilität; Vorkenntnisse über psychische Erkrankungen sind Voraussetzung. Wer ehrenamtlich Pate beziehungsweise Patin bei einer Familie werden möchte, muss daher vier Ausbildungstage bei Lebensfarben durchlaufen, deren Inhalte auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen von psychisch oder suchtkranken Eltern zugeschnitten sind.

Patenschaften werden nicht bunt zusammengewürfelt. Paten und Familien sollen gut zueinander passen. Knapp 40 patensuchende Kinder stehen derzeit auf der Warteliste, aber auch Paten. Ob und wie sie zusammenarbeiten werden, entscheiden Kinder, Eltern und Paten in Begleitung eines Koordinierenden von Lebensfarben. Die Dauer einer Patenschaft ist individuell und wird den sich veränderten Bedürfnissen angepasst.

Weitere Angebote von Lebensfarben

Zum Portfolio des in Wiehl (Mühlenstraße 7) ansässigen Vereins, der sich überwiegend durch Stiftungs- und Spendengelder finanziert, gehören neben dem Patenmodell weitere Unterstützungsmaßnahmen, etwa Hilfe zur Selbsthilfe, Aufklärungsarbeit und der Lotsendienst, der für betroffene Familien den Zugang in das psycho-soziale Hilfenetzwerk herstellt. Diese Angebote sollen negative Folgen der elterlichen Erkrankung auf ihre Kinder reduzieren und möglichen Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten präventiv begegnen.

Unterstützung für die Region

Seit Anfang 2021 ist Lebensfarben aktiv am flächendeckenden Ausbau zur Hilfe für Kinder und Jugendliche psychisch und suchterkrankter Eltern im Oberbergischen Kreis beteiligt. Bei dem Gemeinschaftsprojekt „Lückenlos“ haben sich der Verein, die Jugendämter des Oberbergischen Kreises sowie das Kreisgesundheitsamt zusammengeschlossen, um das psychische Wohlergehen der Region zu stärken. Lebensfarben übernimmt die Vermittlung betroffener Familien in das Hilfenetzwerk des Oberbergischen Kreises und bietet ergänzende Unterstützungsangebote an. Das LVR-Landesjugendamt steht beratend zur Seite.

Info-Abend

Info-Abend für interessierte ehrenamtliche Paten aus dem gesamten Oberbergischen Kreis: Montag, 24. Januar, 19 Uhr, in der Alten Drahtzieherei Wipperfürth, Wupperstraße. Anmeldung: kontakt@lebensfarben-oberberg.de oder 0 22 62/7 94 95 46

Kontakt

https://www.lebensfarben-oberberg.de, Wiehl, Mühlenstraße 7, Telefon 0 22 62/7 94 95 46

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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