Lebensmut
T.a.n.j.a. - so buchstabiert man Lebensmut

Tanja ist seit sechs Jahren auf den Rollstuhl angewiesen - aber sie will wieder gehen können.  | Foto: Walter Krieger
  • Tanja ist seit sechs Jahren auf den Rollstuhl angewiesen - aber sie will wieder gehen können.
  • Foto: Walter Krieger

Oberberg. Sie öffnet die Wohnungstür und strahlt mich an. An das Lächeln erinnere ich mich. Es ist geblieben. Es ist das gleiche, fröhliche Lächeln wie vor vier Jahren. Aber auch etwas anderes ist unverändert: Noch immer sitzt die 20-Jährige, die aus Brunohl stammt und jetzt in Ründeroth wohnt, im Rollstuhl. Tanja ist querschnittsgelähmt.

Sie war 14, sportlich, voller Tatendrang und mobil. Einige dieser Attribute endeten vor sechs Jahren von einer Sekunde zur nächsten: Nach einem Radsportunfall, den sie bei vollem Bewusstsein erlebte, spürte Tanja ihre Beine nicht mehr. Sanitäter waren schnell zur Stelle; ein Rettungshubschrauber flog sie in ein Bonner Krankenhaus. Dort blieb Tanja vier Wochen, bis dass man sie in eine Koblenzer Spezialklinik verlegte. Es vergingen weitere vier Monate, während der die Ärzte ihr ganzes Können in die Behandlung steckten, keine Chance ausließen.

Doch die Diagnose blieb: Sensible inkomplette Querschnittslähmung. Nichts war mehr wie vorher!

Tanjas Familie begann, die hohe Belastung neu zu organisieren: Räume mussten angepasst, der Schulunterricht wieder aufgenommen und ein Rehaplan den Schulstunden angepasst werden.

Hier bewies Tanja nicht zum ersten Mal ihren unbeugsamen Willen, etwas zu erreichen: Den Realschulababschluss schaffte sie mit Qualifikation.

Eigentlich wollte Tanja Polizistin werden. Ihr Handicap vereitelte diesen Traum. Ihr Wunsch heute: Eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Grundkenntnisse in verschiedenen Sprachen hat sie bereits erworben und baut sie weiter aus.

Auf die Frage, wie sie mit Tiefpunkten umgehe, antwortet sie: „Ein wenig Weinen hilft dann schon, aber solche Phasen sind selten und gehen schnell vorbei. Ich habe eine geduldige Familie und seit einiger Zeit auch meinen Freund Lukas, der mich unterstützt, so oft es ihm sein Beruf ermöglicht.“

Man spürt förmlich dass ihre Hoffnung und Wille immer schnell Oberhand gewinnen, eines Tages doch wieder beweglich zu sein. Dafür hält sie den Oberkörper mit täglichem Übungen so fit wie möglich. Inzwischen helfen sogenannte Orthesen - an den Beinen befestigten „Schienen“ -, an eine Wand gelehnt zu stehen.

Tanja möchte ihren Lebensmut auf andere Betroffene übertragen und wird sich zukünftig vielleicht in Selbsthilfegruppen engagieren, sollte man sie darum bitten.

Vor allem aber weist sie auf erlebte Gefahren hin, die beim Radfahren, Klettern oder anderen sportlichen Aktivitäten nie auszuschließen sind.

Tanja hat sich kürzlich einer weiteren vielstündige Operation durch hochqualifizierte Chirurgen im Bereich der rekonstruktiven Mikrochirurgie unterziehen müssen.

Vielleicht wird sie doch eines Tages wieder aufrecht gehen können. Ihre Hoffung gibt sie nicht auf.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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