Viele Spielplätze nicht inklusiv
Mitspielen nicht möglich

Schon auf manchen Spielplätzen ein unüberwindbares Hindernis: Sogenannte Umlaufgitter versperren Rollstuhlnutzern den Zugang.  | Foto: Lars Kindermann
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  • Schon auf manchen Spielplätzen ein unüberwindbares Hindernis: Sogenannte Umlaufgitter versperren Rollstuhlnutzern den Zugang.
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Sommerferien und Sonnenschein sind die perfekten Vorrausetzungen für einen ausgiebigen Spielplatzbesuch. Die kommunalen Spielflächen sind schließlich kostenfrei nutzbar und sorgen für Abwechslung und ein bisschen Urlaubsstimmung vor der eigenen Haustür. Doch leider nicht für alle Kinder: „Fast 80 Prozent der Spielplätze in Deutschland sind nicht so gestaltet, dass Kinder mit Behinderung sie nutzen könnten“, teilen das Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS) und die Aktion Mensch das Ergebnis ihrer bundesweiten Studie mit.

Region. Begutachtet wurden 1.000 Spielplätze in ganz Deutschland. In 78,7 Prozent der getesteten Fälle konnten Kinder mit einer Mobilitätseinschränkung nur zugucken aber nicht mitspielen. Über dem bundesweiten Durchschnitt liegen Ballungszentren wie Berlin (36 Prozent), NRW (28,3) und Hamburg (25,6). Im benachbarten Schleswig-Holstein finden behinderte Kinder hingegen nur auf jedem zehnten Spielplatz zumindest ein inklusiv nutzbares Spielgerät.

„Das Recht von Kindern mit Behinderung auf Spiel und Teilhabe lässt sich auf Deutschlands Spielplätzen nicht erkennen“, fassen die Gutachter zusammen.

Als besonders hinderlich erweist sich die Beschaffenheit der Böden. Gerade einmal ein Prozent der Spielplätze verfügen über befahrbare Zuwege zu allen Geräten und weniger als ein Prozent über Leitsysteme oder andere taktile Hilfen. Angesichts von Sand und Hackschnitzeln scheitert der Spielplatzbesuch für Kinder mit einer Mobilitätseinschränkung oder Sehbehinderung meist bereits vor Erreichen der Spielgeräte.

„Mit den bestehenden DIN-Normen existieren bereits Richtlinien, die den Bau von inklusiven und barrierefreien Spielplätzen unterstützen – ihre Anwendung ist jedoch freiwillig. Ohne ein Gesetz zur verpflichtenden Umsetzung haben die derzeitigen Rahmenbedingungen keine Durchschlagkraft“, kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.

Beim Spielplatzbau müsste bereits bei der Planung auch an Menschen mit Behinderung gedacht werden, um einer Diskriminierung bereits im Kindesalter entgegenzuwirken.

Als Vorbild können die USA dienen: Dort müssen qua Gesetz alle seit 2012 errichteten Spielplätze barrierefrei ausgestaltet sein. Neben dem Zugang umfasst dies auch die Gestaltung der Geräte, die etwa durch Rampen oder verschiedene Griffhöhen und -stärken Kinder mit und ohne Behinderung gleichermaßen adressieren.

Dr. Volker Anneken, Geschäftsführer der Gold-Kraemer-Stiftung mit Sitz in Frechen und Leiter des FIBS sieht in Spielplätzen einen „idealen Ort für Inklusion“. Das gemeinsame Spielen im Kindesalter würde eine positive Haltung gegenüber dem angeblich „Anderen“ bewirken.

Auf Spielplätzen bekämen Kinder die Möglichkeit sich Bewegungsabläufe und soziale Interaktion abzuschauen und nachzuahmen. „Im gemeinsamen Spiel, im Spaß auf der Nestschaukel oder auch im Streit um eine Schaufel werden Erfahrungs- und Entwicklungsimpulse gesetzt. Für Kinder mit Behinderung, deren Bewegungsradius, Orientierungsfähigkeit oder Kommunikationsmöglichkeiten vielfach beeinträchtigt sind, können diese Impulse umso mehr bewirken“, ist Dr. Anneken überzeugt. Im internationalen Vergleich würde Deutschland in Bezug auf inklusive Spielmöglichkeiten deutlich hinterherhinken. Es fehle häufig an einer „konsequent-inklusiven Konzeption“ und dem politischen Willen, Inklusion wirklich umsetzen zu wollen. Eine bessere Nutzung des vorhandenen Knowhows von Fachplanern und den Spielgerätanbietern würde den Inklusionsprozess in der Gesellschaft ohne großen Aufwand fördern.

Dr. Anneken: „Und das ganz einfach, indem ich vielfältige und tolle Menschen jeglichen Alters und Herkunft zusammenbringe und dadurch eine inklusivere Haltung durch die Akzeptanz von Vielfalt erzeuge.“

Schon auf manchen Spielplätzen ein unüberwindbares Hindernis: Sogenannte Umlaufgitter versperren Rollstuhlnutzern den Zugang.  | Foto: Lars Kindermann
Vier Spielgeräte aber kein barrierefreier Zugang. Rund 98 Prozent aller getesteten Spielplätze in Deutschland haben keinen befahrbaren Fallschutzbereich.  | Foto: Lars Kindermann
Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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