Wie ein junger Gott
Karl-Heinz Glander (72) ist Team-Weltmeister im Halbmarathon

Ausnahmetalent Karl-Heinz Glander unter der Goldmedaille mit Weltmeister-Urkunde und mit der Auszeichnung für seine Einzelleistung in Torun in der Hand. Im Hintergrund eine Auswahl seiner vielen Medaillen und Pokale. | Foto: Gast
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  • Ausnahmetalent Karl-Heinz Glander unter der Goldmedaille mit Weltmeister-Urkunde und mit der Auszeichnung für seine Einzelleistung in Torun in der Hand. Im Hintergrund eine Auswahl seiner vielen Medaillen und Pokale.
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Bad Honnef -

Mehr als 70 Mal hat der amtierende Deutsche Meister über 5.000 Meter
und Deutsche Vize-Meister über 3.000 Meter, aktuelle WM-Vierter und
zugleich Team-Weltmeister im Halbmarathon Karl-Heinz Glander in den
vergangenen Jahren bei Volksläufen oder Meisterschaften Platz eins
belegt.

Mit 72 Jahren ist der Lauftrainer des TV Königswinter (TVK) noch
immer fit wie ein Turnschuh. So gewann er im vergangenen Jahr die NRW
Senioren-Hallenmeisterschaften in Düsseldorf über 3.000 Metern und
die Deutschen Seniorenmeisterschaften in Mönchengladbach über 5.000
Metern. Bei den Deutschen Senioren-Hallenmeisterschaften in Erfurt
über 3.000 Metern errang er den zweiten Platz. Die Krönung seiner
bisherigen Lauf-Karriere war aber die Goldmedaille im deutschen
Halbmarathon-Team bei den Senioren-Weltmeisterschaften in Torun
(Polen) im März dieses Jahres.

Bei der Leichtathletik-Senioren-EM in Venetien wurde Karl-Heinz
Glander kürzlich in der Altersklasse M70 als schnellster Deutscher
mit dem Nationalteam Europameister. Im Einzel erreichte er den
fünften Platz. „Eine Gold- oder Silbermedaille kann er schaffen“,
hatte sein Freund und Betreuer Heino Gröf zuvor schon gesagt.
„Karl-Heinz ist ein außergewöhnliches Naturtalent. Und ein
besonderer Mensch. Er ist sehr hilfsbereit und kümmert sich gerne um
andere“. Seit zwei Jahren leitet er eine Laufgruppe des TVK und
engagiert sich an zwei Wochentagen in der Übermittagsbetreuung der
Erzbischöflichen Gesamtschule Sankt Josef. Dort bereitet er die
Schüler der fünften bis siebten Klassen unter anderem für das
Sportabzeichen vor. Seit 2011 legt er auch selbst jedes Jahr das
Sportabzeichen ab. „Dafür brauche ich 35 Minuten“, schmunzelt der
Lauf-Star des TVK. „Eigentlich habe ich schon immer Sport
betrieben“, erklärt er. Joggen, Fußball vom neunten Lebensjahr bis
zur A-Jugend im TVK und Judo in Bad Godesberg. Während des
Bundeswehrdienstes trainierte er mit den Oberligaspielern des
damaligen Fußballclubs TuS Neuendorf. Danach blieb neben Beruf und
Familie nicht mehr so viel Zeit für Sport, doch in seiner Freizeit
joggte, schwamm und radelte er so viel wie möglich um nicht
einzurosten. Im Ruhestand widmet er sich wieder verstärkt dem Sport.
Im Sommer bezwingt er mit dem Trekkingbike (ohne Elektroantrieb) die
Alpenpässe, jeden Donnerstag wird geschwommen und aus dem Joggen
wurde Laufen.

„Daran ist unsere Enkelin Chiara schuld“, erzählt er. „An
Silvester 2010 waren wir bei unserem Sohn in Backnang. Da findet jedes
Jahr ein Silvesterlauf statt und unser Sohn hatte mich einfach
angemeldet. Chiara ermunterte mich: ,Opa, mach das doch‘. Nachdem
ich ganz gut abgeschnitten hatte, fand ich Gefallen daran und
verstärkte das Training und die Ergebnisse wurden dann immer
besser“. „Bei seinem ersten Rennsteig-Lauf 2016 hat er fast 7.000
Teilnehmer überholt - sensationell“, fügt Heino Gröfs an. Ehefrau
Anne unterstützt seine sportlichen Aktivitäten und ist - wenn
möglich - bei allen Läufen und Meisterschaften dabei. „Klar musste
ich meinen Haushalt ein bisschen umstellen wegen seiner
Trainingszeiten, aber das ist ja machbar“, stellt sie fest.

„Ich mache das nicht wegen der Medaillen“, erklärt Glander,
„aber es ist schon eine große Ehre, im Nationaltrikot für
Deutschland an den Start zu gehen. Als wir in Torun vor tausenden von
Zuschauern die Goldmedaille bekamen und die Nationalhymne erklang,
lief es mir kalt den Rücken herunter. Die Europameisterschaft in
Italien war auch gigantisch, wie Olympische Spiele für Senioren. Bei
den Meisterschaften herrscht immer eine ganz tolle Atmosphäre. Einer
hilft dem anderen. Da sind schon viele schöne Freundschaften
entstanden“.

Zurzeit trainiert er zweimal pro Woche zusammen mit der Laufgruppe des
TVK zwischen zehn und 16 Kilometer und einmal wöchentlich alleine
ohne Trainer eine Halbmarathonstrecke von rund 21 Kilometern. „So
kann ich mich am besten auf meine Fähigkeiten und Leistungen
konzentrieren“, lächelt er. Der Erfolg zeigt, dass er damit richtig
liegt.

Ausnahmetalent Karl-Heinz Glander unter der Goldmedaille mit Weltmeister-Urkunde und mit der Auszeichnung für seine Einzelleistung in Torun in der Hand. Im Hintergrund eine Auswahl seiner vielen Medaillen und Pokale. | Foto: Gast
Der frisch gebackene Team-Weltmeister im Halbmarathon, Karl-Heinz Glander, mit Goldmedaille, Urkunde und Startnummer  | Foto: Gröf
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