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Letzte Lesung von Grete Scheida bei Mine
Die Wesselingerin begeisterte die aufmerksamen Zuhörenden

Grete Scheida las zum letzten Mal in Mines Spatzentreff - hier mit Inhaberin Mine Murzoglu.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Grete Scheida las zum letzten Mal in Mines Spatzentreff - hier mit Inhaberin Mine Murzoglu.
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Wesseling. Früher war Grete Scheida in ganz Deutschland und sogar bis Barcelona unterwegs, um aus ihrem Kinderbuch "Das Froschkonzert - Wissenswertes aus Teichen und Sümpfen für Kinder im Grundschulalter" zu lesen. Und am Freitag sollte ihre letzte Lesung in Mines Spatzentreff sein. Ihre Bücher mit heiterer Lyrik und Kurzprosa sind inzwischen vergriffen. Sie hat sich gegen eine Neuauflage entschieden, denn damit wäre die Verpflichtung zu weiteren Lesungen verbunden, und dafür hat sie jetzt keine Zeit mehr, geht sie doch auf die 90 zu.

Aber sie begeisterte die aufmerksam zuhörenden Gäste im Café/Bistro am Rhein - sowohl mit ihren Texten, ihren Gedichten, ihren Stabreimen, als auch mit ihrer mitreißenden Vortragsart - inklusive Mimik und Gestik. Und dazwischen präsentierte sie im Stehen auf dem Keyboard Musik-Fragmente von bekannten Melodien aus verschiedenen Genres, auch aus der Klassik, nach dem Motto "Keiner ist vollkommen!" Sie wollte ihre Zuhörenden nicht zum Lachen bringen, sondern "nur" zum Schmunzeln - hieß der Titel der Lesung auch "Schmunzeln ist steuerfrei". Und das klappte bestens.

Begonnen hat sie mit einem Text über die Liebe, die durch das Schnarchen des Partners "gewürgt, gelähmt, erstickt, getötet" wird.

Plötzlich stockt mir mein Atem, horche erschrocken auf. Kein Laut mehr, nur das Ticken der Uhr durchschneidet wie Scherenschwingen die Stille im Schlafzimmer. "Kay", schreie ich hysterisch, rüttle und schüttle ihn, "Kay, du atmest ja nicht, schnarch doch, was ist los?"
Zwei Augen, verloren in der Zeit, blicken mich liebevoll an: "Ninuschka, schade, ich habe so schön von dir geträumt."
Ich schlafe erschöpft neben meiner stationierten Zeitbombe ein. Im Traum flüstert mir der liebe, alte Hermann Hesse zu: "Dass jede Liebe ihre tiefe Tragik hat, ist doch kein Grund nicht mehr zu lieben."

Selbstverständlich gab es auch Geschichten aus der Schule, denn Grete Scheida ist Lehrerin im "Un-Ruhe-Stand":

Klein Fritz behauptet vehement,
er weiblich' und männliche Fliegen erkennt.
Er kann es beweisen, er weiß es genau,
welche der Mann und welche die Frau.
Gelächter in dem Klassenraum,
die Lehrerin - die glaubt es kaum.
Doch Fritz erklärt begeistert dann,
die Wiessenschaft erkennt's auch an.
Die Weibchen vor den Spiegel flogen,
die Männchen zu dem Bierglas zogen.

Und die Nicht-Kölnerin beobachtet auch die Kölschen, selbstverständlich nicht auf Kölsch, wie beim "Zwiegespräch im Café 'Kölle Alaaf'":

Klotilde: Hat dein Kölner gerne getrunken?
Chantal: Also, wenn ich ihn am Abend so beten hörte, denke ich...
Klotilde: Was betete er so?
Chantal: Müde bin ich geh zur Ruh,
decke meinen Bierbauch zu,
Herrgott, lass den Kater mein
morgen nicht so schrecklich sein,
bitte gib mir wieder Durst,
alles and're ist mir Wurst.

Und dein Schwabe, was betete der?
Klotilde: Lieber Gott, du musst mich nicht in Anstand und Würde alt werden lassen, ich möchte lieber unanständig jung bleiben. Amen.
Chantal: Trank er viel?
Klotilde: Also seine alkoholfreien Tage waren 30. und 31. Februar.

Mit einem ernsten Text von 2024 beendete sie die Lesung unter dem Titel "Innere Freiheit":

Alles Kaputte um mich
kann das Schöne,
das in mir gespeichert ist,
niemals auslöschen. 

Gerne stellte sie einige Kopien ihrer Texte den Gästen zur Verfügung, damit ihre Gedanken sich noch weiter verbreiten...