Zentrale Flüchtlingsunterkunft Frechen Königsdorf
Infoveranstaltung zur geplanten ZUE in Königsdorf: Viele Worte, wenig Substanz
Leserreporter*innen veröffentlichen ihre Beiträge nicht als Mitglied der Redaktion.
Texte der Leserreporter*innen sind nicht von der Redaktion beauftragt und geben deshalb auch nie die Meinung der Redaktion oder des Verlages wieder. Beiträge von Leserreporter*innen werden im Sinne der freien Meinungsäußerung von der Redaktion nicht zensiert oder redigiert (redaktionell bearbeitet). Mit ihrer Anmeldung akzeptieren die Leserreporter*innen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) für eine Veröffentlichung auf den Portalen der Rheinischen Anzeigenblätter. Beiträge, die diesen AGB widersprechen, werden umgehend vom Portal gelöscht. Zudem steht es allen Usern unserer Portale frei, Beiträge im Sinne der AGB zu kommentieren und/oder die Verfasser*innen der Beiträge direkt zu kontaktieren.Infoveranstaltung zur geplanten ZUE in Königsdorf:
Viele Worte, wenig Substanz
Frechen/Königsdorf. In der Stadthalle Frechen fand gestern Abend eine von der Bezirksregierung Köln und der Stadt Frechen organisierte Informationsveranstaltung zur geplanten Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Königsdorf statt. Doch nicht nur die Veranstaltung selbst, sondern auch die Ereignisse im Vorfeld zeigten, wie angespannt die Lage ist. Eine 30-minütige Demonstration mit etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern brachte vor Beginn die Kritik vieler Bürger auf den Punkt: Es fehlt an Dialog, an Transparenz und an menschenwürdigen Lösungen.
Die Demonstration wurde von der Bürgerinitiative Königsdorf organisiert, die seit ihrer Gründung am 30. September aktiv ist. Die Initiative setzt sich für mehr Bürgerbeteiligung, Transparenz und menschenwürdige Unterbringung ein. Seit ihrer Gründung hat sie bereits zwei friedliche Demonstrationen in Frechen und Königsdorf veranstaltet, um ihre Anliegen deutlich zu machen. Auch vor der gestrigen Veranstaltung brachte sie ihre Forderungen unmissverständlich zum Ausdruck.
„Wir wollen mehr Bürgerbeteiligung! Wir wollen dezentrale, menschenwürdige Unterbringungen und keinen Lagerbetrieb mit 300 Menschen wie in einer Verwahrunterkunft!“ so lauteten die zentralen Botschaften der Demonstrierenden. Auch der Schutz des FFH-Gebiets und des umliegenden Waldes wurde thematisiert, da die geplante Einrichtung möglicherweise negative Auswirkungen auf die Natur haben könnte.
Doch die Demonstration blieb nicht ohne Gegenstimmen. Rund 30 Personen hielten eine Gegendemonstration ab - ein Umstand, der bei den Hauptdemonstrierenden auf Verwunderung stieß. Ein Redner der Bürgerinitiative richtete sich direkt an die Gegendemonstranten und fragte: „Gegen was demonstriert ihr eigentlich? Wir fordern doch Dialog, dezentrale Unterbringung und den Schutz von Mensch und Natur. Wie kann man dagegen demonstrieren? Das ergibt doch keinen Sinn!“ Diese Worte spiegelten die Ratlosigkeit vieler Teilnehmer wider.
In der anschließenden Informationsveranstaltung, die rund zweieinhalb Stunden dauerte, bemühte sich unter anderem Herr Sieben von der Bezirksregierung Köln, die Fragen der Bürger zu beantworten. Doch seine Antworten blieben oft unkonkret, was die die Stimmung weiter eintrübte. Die Polizei war ebenfalls vertreten und gestand ein, dass sie personell unterbesetzt sei, sich jedoch bemühe, die Sicherheitsbedenken ernst zu nehmen. Diese offene Kommunikation wurde zwar begrüßt, konnte die Sorgen vieler Bürgerinnen und Bürger jedoch nicht vollends zerstreuen.
Frechens Bürgermeisterin blieb während der Veranstaltung auffallend passiv. Die Moderation des Abends hatte sie an einen professionellen Moderator abgegeben, der souverän durch die Diskussion führte. Angesichts der Debatte um ihre siebenwöchigen Schweigens zu den Plänen für die ZUE mag dies eine taktisch kluge Entscheidung gewesen sein. Doch es zeigt auch, dass sie offenbar keine offene Kommunikation sucht oder sucht, aber nicht umsetzen kann. Ihre passive Rolle beschränkte sich auf die Einleitung und die Beantwortung zweier Fragen, was viele Bürger als weiteres Zeichen von Distanz und mangelndem Engagement werteten.
Die Fragerunde zeigte, wie groß die Sorgen der Bürger sind: Überlastung der Infrastruktur, Sicherheitsbedenken und soziale Spannungen standen im Mittelpunkt. Doch auch hier blieben viele Antworten ausweichend oder unbefriedigend, was den Frust weiter verstärkte. Eine Bürgerin brachte die Stimmung mit deutlichen Worten auf den Punkt, als sie unter großem Beifall forderte: „Antworten Sie auf die Fragen und weichen Sie nicht ständig aus!“
Die Informationsveranstaltung war eine Gelegenheit, den Dialog zwischen Politik, Behörden und Bürgern zu fördern doch diese Chance wurde nur teilweise genutzt. Vor der Veranstaltung machten die Demonstrierenden der Bürgerinitiative Königsdorf klar, was sie fordern: mehr Bürgerbeteiligung, dezentrale und menschenwürdige Unterbringung und den Schutz von Mensch und Natur. Diese Anliegen wurden zwar thematisiert, aber nicht ausreichend beantwortet. Die Sorgen und Ängste der Menschen wurden angesprochen, doch der Abend hinterließ den Eindruck, dass die Verantwortlichen nicht in der Lage waren, den Bürgern konkrete Antworten und Lösungen anzubieten.
LeserReporter/in:Tobias Weber aus Frechen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.