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Angst vor Ansteckung, Schutzmaßnahmen, Kontaktsperre - so erleben Menschen mit Beeinträchtigungen die Corona-Krise
Nach Corona machen wir alle eine Wiedersehensparty!

Blatt-Gold-Autorin Susanne Sasse beim Videochat mit Anja Schimanke, der Leiterin der Schreibwerkstatt. Es hat ein paar Anläufe gedauert, aber dann hat es super geklappt.  | Foto: Blatt-Gold
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  • Blatt-Gold-Autorin Susanne Sasse beim Videochat mit Anja Schimanke, der Leiterin der Schreibwerkstatt. Es hat ein paar Anläufe gedauert, aber dann hat es super geklappt.
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[b]Blatt-Gold, die Schreibwerkstatt der Gold-Kraemer-Stiftung, kann zurzeit nicht wie gewohnt jeden Mittwochabend stattfinden. Die Autor*innen mit Lernbehinderung, die teils zur Risikogruppe gehören, machen trotzdem oder gerade wegen der Corona-Krise weiter. Sie schicken jetzt Sprachnachrichten, telefonieren oder machen Video-Anrufe über ihr Smartphone und diktieren das, was sie bewegt, ihre Sorgen, Ängste und wie sie sich ablenken. Da die meisten von ihnen kaum oder gar nicht lesen und schreiben können, schreibt es Anja Schimanke, Journalistin und Leiterin der Schreibwerkstatt, für sie auf.

Das schützt uns vor dem Virus

[/b]Abstand halten! Dürfen wir uns nicht in die Nähe kommen. (Norbert Fuchs)

Die Menschen dürfen jetzt nicht raus. Nicht anfassen. Keine Hände geben. Wir müssen in der Wohnung bleiben. Wir dürfen nicht auf die Straße gehen. Wir müssen zu Hause bleiben. Ich finde doof, dass wir nicht raus dürfen. (Susanne Sasse)

Wir müssen Hände waschen und massieren – das müssen wir machen. Unten an der Tür ist ein Spender dran. Am Eingang. Wenn ich zurückkomme, dreckt Hände sauber machen, massieren. Und zwischen abends und morgens Fieber messen immer. (Isabel Schatton)

Ich bin Journalist und sehe morgens immer MoMa. Viele gehen immer noch raus. Manche wollen das nicht verstehen, dass wir alle drinbleiben müssen. Corona - das geht über Tröpfchen … wenn man jemand küsst, kann man sich anstecken. Keine Bahn benutzen. Kein Bus benutzen. Wenn jemand feuchte Aussprache hat – spuckt und sabbert - könnte man sich auch anstecken. (Jochen Rodenkirchen)

Angst und Sorgen wegen Corona?

Corona ist blöd. Sorgen? Nö! (Isabel Schatton)

Ich habe viel geweint in letzter Zeit, weil ich mir die ganze Zeit Sorgen mache wegen meiner Cousine, der Jenny. Die ist schon über 30. Ich hab auch niemand zum Kuscheln kann nur mit Mami telefonieren. 2 Wochenende war ich hier im Wohnheim gewesen. Nächste Woche darf ich wieder zu ihr. (Jessica Reinhard)

Sorgen mache ich mir nicht. Wir haben das hier gut im Griff. Wir bauen extra Notlager, das haben die in Italien nicht gemacht. Ich bin viel hier im Haus. Ich bin über 50, habe Epilepsie – also Risikogruppe. Ich habe kein Fieber. Das finde ich gut. Ich messe 3x am Tag Fieber. (Jochen Rodenkirchen)

Vor Corona habe ich keine so große Angst. Ich habe gehört, dass die Symptome angeblich milde Symptome bis zur Sterblichkeit gehen können, wie eine normale Grippe. Ich gehöre zur Risikogruppe wegen meinem Herzen. (Sascha Nowak)

Ich habe ein bisschen Angst vor Corona, aber nicht viel. Krank war ich schon, Fieber hatte ich, aber nicht durch den Virus gehabt. Ich habe mir Sorgen gemacht durch die Arbeit, die ist geschlossen seit Montag. Bis zum 19.4. (Yvonne Freiberg)

Angst vor – ich komme ins Grab rein, da hab ich Angst vor.

Angst vor – ich komme ins Grab rein, da hab ich Angst vor. Wie meine Eltern, meine Großeltern, meine Großtante – alle tot. Ostern abgesagt ist. Problem ist. Der Papst kommt auch nicht raus. In Italien. 15. April – ich habe Geburtstag, 56 geworden. Bitte nicht ins Grab rein! (Norbert Fuchs)

Die Werkstätten wurden geschlossen. Und jetzt?

Seit heute hat unsere Werkstatt zu. Manche Kollegen sind noch hingefahren. Wir hatten schon vorhergesagt bekommen, dass wir morgen zuhause bleiben sollen. Bis zum 19.4. müssen wir jetzt alle zuhause bleiben. Ohne Werkstatt ist das bei mir ganz gut, aber nicht vom Herzen. Ich kann bis zum 19.4. meine Freundin nicht sehen. Weil wir uns nur in der Werkstatt sehen können. (Pascal Stein)

Die Kindergärten haben zu. Die Schulen haben zu. Ich habe in der Werkstatt gesagt: Irgendwann machen wir auch zu! Da wurde ich belächelt. Die haben gesagt: Wir schließen nicht. Und wer hat Recht behalten? Ich. Die Sicherheit geht vor. Die Werkstatt ist erstmal bis Ende März zu und dann sehen wir weiter. (Jochen Rodenkirchen)

Ich will das Virus weghaben. Dass ich wieder arbeiten gehen kann – alles wieder normal. Wir müssen früher aufstehen, auch ohne Arbeit, aber ich will nicht nur zu Hause sein. (Jessica Reinhard)

Die Werkstatt, in der ich arbeite, wurde heute geschlossen. Mit über 600 Mitarbeitern. Da ist alles zu. Viel zu gefährlich. (Ralf Fassbender)

Ich hab jetzt bis 9.4. frei – die Werkstatt hat zu komplett. Das wird noch länger andauern. Das wird die ganze Wirtschaft treffen. Wir hätten schon viel, viel früher handeln sollen. Karneval ausfallen lassen sollen. Dann hätte es uns nicht so getroffen. Ich finde das scheiße - keine Arbeit, wenn man nichts zu tun hat. (Sascha Nowak)

Das hilft uns gegen Langweile

Musik hören, Fernsehen gucken. Schreiben. Ich darf ja nicht rausgehen. Du weißt doch… das wird in den Nachrichten gezeigt. Mit dem Virum oder wie das heißt. Nachrichten gesagt zuhaus bleiben. Was soll ich denn machen? Ich kann nicht’s machen. Traurig, dass ich nicht rausgeht. (Norbert Fuchs)

Ich höre Radio, spiele, bisschen entspannen. Musik höre ich die ganze Zeit, um mich abzulenken, so Beruhigungsmusik. Gestern habe ich zum ersten Mal Fußball gespielt, Tore geschossen, weg mit dem Ball. Da habe ich heute auch Bock drauf. (Jessica Reinhard)

In der Gruppe können wir uns sehen. Meine Freundin ist in aber einer anderen Gruppe. Ich spiele am Laptop oder Fernsehen gucken. Gerade habe ich Loom-Bänder gebastelt. (Yvonne Freiberg)

Langweilig ist mir ein bisschen. Da hilft selbst beschäftigen. Wenn man keine Konsole hat, geht Film gucken, Gesellschaftsspiele spielen oder lesen oder vorlesen. Ich geh am Montag zur Ergotherapeutin. Ich kann da lesen, rechnen – ich habe schon einen Osterhasen aus Holz gemacht. Beschäftigung ist gut, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf. Wenn ich nur in meinem Zimmer sitze, verblöde ich. (Jochen Rodenkirchen)

Beschäftigung ist gut, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf.

Ich hab meine Tiere. Ich kümmere mich um meine Vögel. Sonst mache ich nichts, nur Langeweile schieben. (Sascha Nowak)

Ich werde basteln. Ich habe gestern gewaschen und heute habe ich Bügelwäsche – ich teile mir das ein. Ich war im Garten, draußen ein bisschen gucken, bin rauf und runter gegangen. (Susanne Sasse)

Es ist schade, dass wir nicht aus dem Haus gehen dürfen wegen dem Virus. Ich mache jeden Tag Window Color, male, schreibe und gehe ein bisschen spazieren, damit es mir nicht so langweilig wird. Ich hätte gern bei der Volksbank gegangen, um Geld abzuheben. Das macht mich traurig. (Christiane Becker)

Frische Luft schnappen kann man machen. Shoppen nicht. Die haben alle zu. In die Sonne hinsetzen. Spazieren gehen geht schon, ist okay. (Isabel Schatton)


Das ist gerade schlimm für uns...

Mein Freund kann ich vier Wochen nicht sehen. Sonst sehen wir uns auf der Arbeit. Das ist jetzt nicht so prickelnd. Wir telefonieren oder schreiben jeden Morgen, Mittag, Abend und nachts. Küssen machen wir nur am Telefon. Ich fange jeden Abend an zu heulen, weil wir uns nicht sehen. (Yvonne Freiberg)

Meine Freundin darf ich nicht sehen. Mein Geburtstag nächste Woche kann ich nur in der Gruppe feiern nicht mit Freunden. Wir sitzen dann auseinander. Wir holen das aber nach und machen eine Sommerparty!
(Jochen Rodenkirchen)

Wir können die Eltern nicht sehen – Mama ist älter geworden, darf ich sie nicht sehen wegen Sicherheit.
Wir haben auch mit den Mitwohnern nichts zutun. Alle Konzerte fallen aus. Der Lese-Club ist ausgefallen. Seit gestern hat die Werkstatt geschlossen. Das ist doof. Das ist Mist. (Susanne Sasse)

Das Büro vom Betreuten Wohnen ist zu. Keine Schreibwerkstatt. Kein Spielenachmittag mehr. Ich bin jetzt für 4 Wochen bei meinen Eltern zu Hause. Ich wohne jetzt solange hier. (Ralf Fassbender)

Ich darf nicht hoch um 8 Uhr zu Jochen. Mit dem Virus aufpassen. Bis April. Das ist richtig fies. Das geht nicht anders. Nur anrufen geht. (Isabel Schatton)

Ausgangssperre – das wäre ein Nachteil für uns, wenn die das bestimmen würden – ein Nachteil für alle Menschen! (Sascha Nowak)

Alles zu - das ganze Deutschland! Aber wie lange noch? Österreich, Italien - alles abgesagt (Norbert Fuchs)

Alles zu – das ganze Deutschland! Aber wie lange noch?

Mir fehlt das Fit and Fun und das Schwimmen, die Schreibwerkstatt und das Reiten. Ich möchte gern vom 19. Mai bis 2. Juni mit der quertour nach Mallorca fliegen. Wäre schade, dass der Urlaub nicht stattfindet. Ich kann es nicht abwarten, bin gespannt, ob es klappt oder nicht und das macht mich sehr unruhig. Ich wünsche, dass der Virus nach Ostern weg ist. (Christiane Becker)

Noch 2 Wochen, dann ist Ostern. Bis dahin soll das Virus weg sein. Dann möchte ich alle zu meiner
Oma einladen und allen eine richtige Freude machen, eine Wiedersehensparty! Und wir sind alle glücklich, wir feiern, dass das Virus weg ist, dann können wir alle wieder zusammen sein und kuscheln. (Jessica Reinhard)

LeserReporter/in:

BLATT-GOLD Die Schreibwerkstatt aus Frechen

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