Eine klebrige Angelegenheit
Wer oben mitspielen will, muss harzen

Der Bodenbelag der Sporthalle Herbertskaul hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber - nach Auskunft der Stadt Frechen - sein Zustand ist „altersgerecht“ und nicht auf die unsachgemäße Verwendung von aggressivem Handball-Harz-Entferner zurückzuführen.  | Foto: Lars Kindermann
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  • Der Bodenbelag der Sporthalle Herbertskaul hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber - nach Auskunft der Stadt Frechen - sein Zustand ist „altersgerecht“ und nicht auf die unsachgemäße Verwendung von aggressivem Handball-Harz-Entferner zurückzuführen. 
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Frechen - Bessere Ballkontrolle, erhöhte Griffigkeit, spektakuläre
Trickwürfe: Klebriges Baumharz macht den Handball schneller und
attraktiver. Doch die „Patte“ hat nicht nur Freunde: Nutzer der
Sporthalle Herbertskaul in Frechen beschwerten sich bei der
SonntagsPost über Harzrückstände an den Türen und Pfützen des
aggressiven Harzreinigers auf dem Hallenboden.

Handball-Harz ist eine klebrige Sache, schwer zu entfernen und höchst
umstritten. Während es einige Nicht-Handballer und Hallenwarte gerne
verbieten würden, halten es Handballer und Trainer für
unverzichtbar:

„Für Handballsportler mit Ambitionen gehört das Harzen einfach
dazu. Das Haftmittel macht das Spiel schneller und attraktiver, es
ermöglicht den Spielern ein erweitertes Repertoire an Wurf- und
Passvariationen“, erklärt Christine Behrens-Vosen,
Abteilungsleiterin Handball beim TuS Blau Weiß Königsdorf.

„Die Nutzung von Harz ist mittlerweile eminent wichtig und
eigentlich ein Must-Have, möchte man sich als Verein erfolgreich und
leistungsorientiert präsentieren“, ist auch Michel Okunneck,
Pressesprecher beim Handballsportverein (HSV) Frechen überzeugt.
Beide Vereine nutzen Handball-Harz in bestimmten Spielklassen.

„Es dürfen nur die Mannschaften harzen, die Regionalliga spielen
und in der Gerhard-Berger-Halle Training haben. Da die
Hallenkapazitäten in Königsdorf erschöpft sind, und viele Teams in
anderen Hallen trainieren, haben wir das Harzen nur den 1. Damen, 1.
Herren, den A-Jungen und B-Mädchen gestattet“, sagt Christine
Behrens-Vosen.

Der HSV gestattet es den ersten beiden Mannschaften des Herren- und
des Damenbereichs. Okunneck: „Die Möglichkeit zu harzen ist ein
wichtiges Zugpferd, um Spieler für den eigenen Verein zu gewinnen.
Wir als HSV Frechen leben auch davon, dass wir externen Spielern diese
Möglichkeit in Aussicht stellen können.“

Für die Spieler und ihre Betreuer ist „die Patte“ Fluch und Segen
zu gleich, denn nach den Spielen und dem Training ist ordentlich
Schrubben angesagt. „Unter anderem müssen der Hallenboden, die
Torrahmen, die Türgriffe und Bälle gereinigt werden. Das ganze
dauert etwa 1,5 Stunden“, erklärt Behrens-Vosen. Um die Sitzbänke
in der Gerhard-Berger-Halle zu (ver-)schonen hat eine
Handballer-Mutter Bankschoner genäht, die bei den Spielen über die
Bänke gezogen werden. Der TuS hat zudem 10.000 Euro investiert und
eine professionelle Reinigungsmaschine angeschafft.

Auch die HSV’ler müssen nach der Harz-Verwendung den Putzlappen
schwingen und den Handball Harz-Entferner ‚Dip n Clean‘ verwenden.
Dabei soll, laut Aussagen anderer Nutzer der Sporthalle, nicht immer
so gründlich gearbeitet worden sein.

Gegenüber der SonntagsPost beklagten sie Pfützen des Harzentferners
auf dem Hallenboden und in den Umkleiden sowie Harzrückstände an den
Türen, den Fliesen und in der Halle.
Sie befürchten, dass der Hallenboden durch unsachgemäße Verwendung
des Reinigers, der laut Produktbeschreibung des Herstellers mit
Schutzhandschuhen sowie Augen- und Gesichtsschutz verwendet werden
soll, beschädigt worden ist.

„Der Hallenboden sieht augenscheinlich deutlich schlechter aus, als
er praktisch ist“, beruhigt Stadtsprecher Thorsten Friedmann. Der
Boden befinde sich in einem alters- und nutzungsgerechten Zustand.

In Frechener Turn- und Sporthallen gelte zwar ein Harz- und
Haftmittelverbot, mit den handballspielenden Vereinen wurden aber
Sondervereinbarungen und Nutzungsverträge geschlossen. Darin würden
sich die Handballvereine zur selbständigen Reinigung der Halle
verpflichten.

„Wir wissen, dass wir in der vergangenen Zeit nicht immer am Optimum
gearbeitet haben und bedauern das auch“, entschuldigt sich der HSV.
Mit vereinten Kräften wird jetzt an einer Putzoptimierung gearbeitet.

Okunnek erklärt: „Uns liegt es wirklich am Herzen, dass wir die
große Chance zu harzen auch weiter wahren dürfen. Wir werden in
Zukunft nochmals verstärkt darauf hinarbeiten, dass wir bei allen
harzenden Mannschaften die Haltung zum Putzen nochmal erneuern. Wer
harzen möchte, hat auch dafür Sorge zu tragen, dass die Halle sauber
ist.“

In Königsdorf hat jedes Team einen „Harzverantwortlichen“, der
das Thema mit dem jeweiligen Team regeln muss. Nach der Reinigung wird
in beiden Hallen ein Harzprotokoll geführt.

Der TuS Königsdorf schlägt einen „runden Tisch“ mit der
Gebäudewirtschaft, dem Sportamt, den Reinigungsfirmen der Hallen, den
Hausmeistern und den Vereinen vor, um die Situation zu optimieren.
Behrens-Vosen: „Nur ein Beispiel, wenn die Handballer abends die
Halle mit einer Reinigungsmaschine abfahren, muss am kommenden Morgen
nicht der Gebäudereiniger das Gleiche tun.

Der TuS ist außerdem auf der Suche nach einem Ehrenamtler mit
technischem Verständnis, der die Spielerinnen und Spieler bei der
Umsetzung der Reinigung, der Pflege der Maschinen und des Materials
unterstützt. Interessenten erfahren unter handball@tus-koenigsdorf.de
mehr.
 

Der Bodenbelag der Sporthalle Herbertskaul hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber - nach Auskunft der Stadt Frechen - sein Zustand ist „altersgerecht“ und nicht auf die unsachgemäße Verwendung von aggressivem Handball-Harz-Entferner zurückzuführen.  | Foto: Lars Kindermann
Oh Schreck, ein Fleck: Auch in den Umkleiden hat „die Patte“ ihre Spuren hinterlassen. | Foto: Lars Kindermann
Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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