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"Wir fühlen uns übergangen": Eine Anwohnerin spricht über die geplante ZUE in Königsdorf
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Frechen Königsdorf - Seit Wochen sorgt die geplante Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) im Königsdorfer Forst für massive Unruhe unter den Bürgerinnen und Bürgern von Frechen-Königsdorf. Viele Anwohner fühlen sich schlecht informiert und nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess einbezogen. Tobias Weber spricht mit Frau Wagner, einer direkten Anwohnerin, die uns einen Einblick in ihre Gefühle und Sorgen gibt.
Tobias Weber: Frau Wagner, die Entscheidung zur Errichtung der ZUE im Königsdorfer Forst hat bei vielen Anwohnern für Unmut gesorgt. Wie haben Sie von den Plänen erfahren?
Frau Wagner: Wir Anwohner haben erst aus der Zeitung davon erfahren – etwa zehn Tage vor der Sondersitzung des Rates. Das war ein Schock. Es war alles schon entschieden, bevor wir überhaupt die Chance hatten, uns zu informieren oder unsere Meinung zu äußern. Es fühlt sich an, als wären wir bewusst außen vor gelassen worden.
Tobias Weber: Wie hat dieser Umgang der Stadt bei Ihnen und den anderen Anwohnern gewirkt?
Frau Wagner: Ich war entsetzt, wie wenig Transparenz von Seiten der Stadt herrschte. Uns wurde überhaupt keine Zeit gegeben, uns vorzubereiten oder zu organisieren. Es gab vorher keine Informationen, keine Gespräche mit den Anwohnern – einfach nichts. Das Gefühl, übergangen zu werden, ist bedrückend. Besonders bei einem so sensiblen Thema wie einer ZUE, das unser direktes Lebensumfeld betrifft.
Tobias Weber: Was genau sind Ihre größten Sorgen im Zusammenhang mit der geplanten Einrichtung?
Frau Wagner: Natürlich gibt es viele offene Fragen. Zum Beispiel, wie sich der Betrieb der ZUE auf unsere Nachbarschaft auswirken wird. Es geht um Lärm, Verkehr und Sicherheit – besonders nachts. Außerdem ist der Standort sehr nah an einem Naturschutzgebiet. Wir fragen uns, wie das miteinander vereinbar ist, gerade wenn es keine ausreichenden Gutachten oder Prüfungen gibt. Der Umgang der Stadt mit diesen Fragen wirkt sehr intransparent.
Tobias Weber: Es gab Stimmen, die die Anwohner als "unberechtigte Kritiker" darstellen. Frau Vonester
(Fraktionsmitglied der Grünen in Frechen) hat den Demonstranten sogar öffentlich niedere Beweggründe unterstellt. Was sagen Sie dazu?
Frau Wagner: Das ist wirklich verletzend. Viele von uns haben einfach Fragen und Sorgen, weil wir direkt betroffen sind. Es geht nicht darum, jemanden abzulehnen oder pauschal gegen Geflüchtete zu sein. Die Art und Weise, wie wir als Anwohner dargestellt werden, ist ungerecht. Wir fordern nur eine offene Diskussion und eine Beteiligung am Entscheidungsprozess – das ist doch unser gutes Recht.
Tobias Weber: Haben Sie und die anderen Anwohner versucht, sich Gehör zu verschaffen?
Frau Wagner: Ja, trotz der kurzen Zeit haben wir uns organisiert. Es wurden über 4000 Unterschriften gesammelt, Arbeitsgruppen gegründet und sogar eine Webseite erstellt, auf der man Informationen finden kann. Es gab auch eine Demonstration vor der Ratssitzung. Aber es fühlt sich an, als würde man uns einfach ignorieren. Selbst die Reaktionen aus der Stadt waren nicht ernsthaft auf unsere Bedenken eingegangen. Während der Ratssitzung wurde seitens der Stadt immer wieder betont, es müssen sämtliche Belange erst geprüft werden, wenn das Grundstück verkauft wäre. Das hat mich ebenfalls schockiert. Prüft man nicht bevor man etwas für soviel Geld kauft? Immerhin ist die Rede von über 2.850.000€. Das kann ich mir nicht vorstellen.
Tobias Weber: Wie geht es Ihnen jetzt, nachdem die Entscheidung getroffen wurde?
Frau Wagner: Ich fühle mich enttäuscht und machtlos. Es ist frustrierend, dass unsere Sorgen nicht gehört wurden. Das Vertrauen in die Stadtverwaltung und die Politik ist stark beschädigt. Viele von uns haben das Gefühl, dass unsere Belange und Interesse hier im Viertel nicht zählt und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo viele Menschen sich neue politische Parteien aussuchen, wäre es doch ein Zeichen für Bürgerinteresse und Nähe, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sie ernst zu nehmen und ihnen Ängste und Sorgen zu nehmen.
Tobias Weber: Was würden Sie sich von der Stadt Frechen jetzt wünschen?
Frau Wagner: Es ist noch nicht zu spät, einen Dialog zu eröffnen. Wir Anwohner fordern eine offene Informationsveranstaltung, in der alle Fragen geklärt werden, bevor die ZUE tatsächlich aufgebaut wird. Es geht darum, wieder Vertrauen zu schaffen. Denn am Ende wollen wir alle nur eine Lösung, die sowohl den Geflüchteten als auch den Anwohnern gerecht wird.
Tobias Weber: Frau Wagner, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch mit Frau Wagner zeigt deutlich, wie tief das Misstrauen gegenüber der Stadtverwaltung bei vielen Anwohnern sitzt. Die geplante ZUE hat nicht nur eine sachliche Debatte über den Standort und die Auswirkungen auf die Nachbarschaft ausgelöst, sondern auch Emotionen und Frustration über die Art und Weise, wie diese Entscheidung kommuniziert und durchgesetzt wurde. Bürgerbeteiligung und Transparenz sind zentrale Elemente einer funktionierenden Demokratie, besonders bei Projekten, die das direkte Lebensumfeld vieler Menschen betreffen. Es bleibt abzuwarten, ob die Stadt Frechen auf die Forderungen der Bürgerinnen und Bürger eingeht und den dringend benötigten Dialog wiederherstellt – bevor das Vertrauen endgültig verspielt ist.
LeserReporter/in:Tobias Weber aus Frechen |
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