Kirmes-Drama in 11 Akten
Aussteller-Zoff und Verfahren: Oster-Kirmes droht das Aus

- Wegen Aussteller-Zoff und langwierigen Verfahren droht der Oster-Kirmes das Aus.
- Foto: Uwe Weiser
- hochgeladen von EXPRESS - Die Woche - Redaktion
Schon im letzten Jahr gab es ein großes Gezerre der Ausrichter um die Kölner Kirmes. Nun sorgt ein Streit wohl sogar dafür, dass das Frühlingsvolksfest in diesem Jahr komplett ausfällt. Denn nachdem der unterlegene Bewerber ein langwieriges Nachprüfverhalten beantragt hat, ist der ursprüngliche Beginn ab dem 19. April womöglich nicht mehr zu halten. Und auch ein Nachholtermin kommt für die Stadt nicht infrage. Die Enttäuschung von tausenden von Familien mit Kindern und zahlreichen Kölner Schaustellern wäre riesig. Aber warum konnte es zu so einer verfahrenen Situation überhaupt kommen? Das Drama um die Kölner Kirmes in elf Akten:
1. Akt – Juni 2021
Rund 50 Jahre hatte die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) die Oster- und Herbstkirmes in Deutz verantwortet – bis 1996 auf dem Gelände der Lanxess-Arena, nach deren Bau auf der Deutzer Werft. Aber es war klar: Ende 2023 würde das Nutzungsrecht der GKS als Kirmesausrichter auf der Deutzer Werft enden. Aussteller Theo Hardt reicht daher bereits im Juni 2021 eine Bewerbung für die Ausrichtung der Kirmes im Jahr 2024 ein.
2. Akt – 21. Juni 2023
Die Stadt Köln fordert potenzielle Ausrichter dazu auf, die Bewerbungen für die Oster- und Herbstkirmes 2024 bis zum 18. August 2023 einzureichen. Auf Bitten eines Antragstellers wird die Abgabe-
frist bis zum 31. August 2023 verlängert.
3. Akt – 4. Oktober 2023
Die Stadtverwaltung entscheidet, dass der Leverkusener Schausteller Wilfried Hoffmann die Ausschreibung zur Ausrichtung der Kirmes gewonnen hat.
4. Akt – 3. November 2023
Die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) reicht Klage gegen die Entscheidung der Stadtverwaltung beim Verwaltungsgericht ein. Sie bemängelt: Das Vergabeverfahren sei nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden.
5. Akt – 19. Dezember 2023
Der Klage wird stattgegeben. Das Gericht bemängelt vor allem, dass die Vergabe der Kirmes nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. Die Stadt Köln muss das Auswahlverfahren für das Jahr 2024 somit erneut durchführen. Interessenten haben nun bis zum 2. Februar 2024 Zeit, sich zu bewerben. Entschieden wird letztlich im Losverfahren.
6. Akt – 26. Februar 2024
Der Leverkusener Wilfried Hoffmann – und damit der ursprüngliche Sieger der Ausschreibung – gewinnt das Losverfahren. Er darf die Kirmes im Jahr 2024 ausrichten.
7. Akt – 18. März 2024
Streit beim Aufbau der Oster-Kirmes: Die GKS beansprucht die Verteilerkästen für Strom auf dem Gelände für sich, die Stadt widerspricht. Das Landgericht prüft den Sachverhalt und gibt der Stadt letztlich recht. Hoffmann darf die Stromkästen nutzen.
8. Akt – 16. September 2024
Die Stadt beschließt, die Ausrichtung der Deutzer Volksfeste für den Zeitraum 2025 bis 2029 gemeinsam auszuschreiben. Die Bewertung der Angebote erfolgt nach Fristende durch eine Findungskommission, die mit Vertretern aus Politik und Verwaltung besetzt ist.
9. Akt – Ab Dezember 2024
Die Findungskommission führt das Vergabeverfahren durch. Anschließend geht bei der Stadt Köln eine Vergaberüge ein, deren Inhalte vor Zuschlagserteilung geprüft werden müssen. Bevor der Zuschlag erteilt werden kann, muss ein Ablehnungsschreiben an den unterlegenen Bewerber erfolgen. Danach hat dieser zehn Tage Zeit, Rechtsmittel gegen die Entscheidung einzulegen.
10. Akt – 17. März 2025
Die Kommission übermittelt letztlich das Ergebnis an die Bewerber. Die GKS geht aus dem Verfahren als Sieger hervor.
11. Akt – 25. März 2025
Wilfried Hoffmann stellt als unterlegener Bieter einen Antrag auf Nachprüfung. Dafür ist die bei der Kölner Bezirksregierung angesiedelte Vergabekammer Rheinland zuständig. Ihre Entscheidung trifft sie in der Regel innerhalb einer Frist von fünf Wochen. Im Ausnahmefall ist allerdings eine Verlängerung um weitere zwei Wochen möglich.
So geht‘s weiter
Sollte die Entscheidung der Vergabekammer nicht deutlich eher gefällt werden, wird es in diesem Jahr keine Kirmes am Deutzer Rheinufer geben. Denn bereits am 7. April müsste vor Ort mit dem Aufbau der großen Fahrgeschäfte begonnen werden. Ob es dazu kommt, darf bezweifelt werden. Stattdessen blicken tausende von Kirmesgängern in den Osterferien voraussichtlich auf eine leere Deutzer Werft, ohne Fahrgeschäfte und bunte Lichter. Umso mehr werden viele von ihnen darauf hoffen, dass die Stadt Köln ihre Vergabeprozesse künftig so plant, dass Veranstaltungen auch im Falle von rechtlichen Unklarheiten pünktlich durchgeführt werden können. Denn anderswo klappt das schließlich auch.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
Kommentare