Ein Tag unterwegs mit dem Kinderdreigestirn
Jecke Kids on Tour

Der Express - Die Woche war auf Achse mit dem Kölner Kinderdreigestirn. | Foto: Angelika Stahl
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von Angelika Stahl

Rund 150 Auftritte in der Session – auch das „kleine“ Kölner Dreigestirn leistet eine Menge im Dienste des Frohsinns. EXPRESS – Die Woche hat die drei Tollitäten an einem ganz normalen Mittwochnachmittag Ende Januar begleitet, um vom jecken Alltag eines Trifoliums zu berichten.

13.15 Uhr
Im ersten Stock des Festkomitees Kölner Karneval am Maarweg befindet sich das Hauptquartier der kleinen Tollitäten. Dort wirbelt „Kinderdreigestirn-Mutter“ Gloria van Buuren-Wiese bereits herum, obwohl noch niemand da ist. Der gemütlich eingerichtete Raum ist Treffpunkt und Garderobe für die Tollitäten, Gardisten und Pagen.
Van Buuren-Wiese bereitet den Schminkplatz vor, überprüft ein paar weiße Strumpfhosen, die am Vortag Regenspritzer abbekommen haben, und packt diese in ihre „Mary Poppins Tasche“. Darin finden sich Ersatzreithosen, Kreide, Nähzeug und „was man sonst noch so braucht“, lacht die gebürtige Holländerin. Seit fünf Jahren betreut und begleitet sie das Kölner Kinderdreigestirn samt Pagen und Gardisten zu ihren Auftritten.

13.30 Uhr
Prinz Tim II. (10), Bauer Matheo (9) und Jungfrau Marlene (9) treffen pünktlich ein. Nach und nach kommen die restlichen Kinder, die als Gardisten und Pagen mitgehen, an. Schnell wird es lebendig. Van Buuren-Wiese schminkt, weist auf Kostüme, flechtet Zöpfe. „Bis Aschermittwoch sind es rund 150 Termine, die die Kinder in Schulen, Kitas, Altenheimen, Krankenhäusern und Sitzungssälen wahrnehmen. Das ist eine Menge“, erzählt sie währenddessen. Umso wichtiger sei es, dass die Drei Spaß am Karneval haben und es ihnen dabei gut gehe. Denn nur dann seien sie als Kinderdreigestirn glaubwürdig. „Die Erfahrungen, die sie in dieser Zeit sammeln, sind unglaublich wertvoll. Allein vor einem ausverkauften Saal mit all dem Publikum zu stehen, zu sprechen und zu tanzen, macht sie um ein Vielfaches selbstsicherer“, sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern.

Heute stehen eine Kita und drei Sitzungen auf dem Plan. Nach einer Vorbesprechung wird schließlich gepackt, Autogrammkarten, Pins und Anstecknadeln zusammengeklaubt.

14.30 Uhr
Auf dem Parkplatz des Karnevalsmuseums warten schon die beiden Fahrer. Erste Station der jecken Tour: die Kita St. Bruno in Klettenberg. Kaum im Bus, kommen die Playlists mit den Lieblingsliedern der Kinder und die bunte Lichtkugel am Himmel des Fahrzeugs zum Einsatz. „Wo sin all ming Rudeldiere...“ schmettern Marlene, Tim und Matheo aus vollem Hals.

14.55 Uhr
Ankunft an der Kita. Rasch verteilt Gloria van Buuren-Wiese Kopfbedeckungen und Insignien aus dem Kofferraum, erteilt letzte Anweisungen. Unter „Alaaf“-Rufen ziehen die Kinder und ihr Gefolge in die Kita ein. 60 kleine Piraten, Maikäfer und Zauberer warten schon gespannt. Zuerst stellt Michael Kramp vom Festkomitee, der die heutige Tour begleitet, das Kinderdreigestirn vor, erklärt die Insignien und die Bedeutung von Pritsche, Spiegel und Dreschflegel. Danach übernehmen Tim, Marlene und Matheo mit ihrem Lied. „Jo mir Pänz sin Superhelde... un mer zaub‘re hück janz Kölle en et Fastelovends-Land...“, singen sie. Das junge Publikum hüpft und klatscht begeistert mit. Zur Erinnerung gibt es noch ein Gruppenfoto.

15.45 Uhr
Weiter geht es Richtung Maritim Hotel zur Mädchensitzung der Kölschen Narrengilde. Auftrittszeit ist 16.30 Uhr. Auf der Fahrt vertreiben sich die Nachwuchs-Tollitäten und Pagin Franziska die Zeit mit „Wie viele Finger zeige ich?“ und schunkeln zu „Schöckelpääd“ von Miljö. „2022 war ich Gardist. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mich jetzt als Bauer beworben habe“, erzählt Matheo. Schnell sind sich alle Drei einig, dass Karneval wie Geburtstag feiern ist.
Im Dorint Hotel, der Hofburg des Kölner Dreigestirns, legt der jecke Konvoi noch eine Verschnaufpause ein. Schnell etwas trinken, sich frisch machen und weiter gehts. Beim Aussteigen vor dem Maritim fragt Prinz Tim: „Halten wir hier eine kurze oder eine lange Rede, Gloria?“

16.25 Uhr
In der ersten Etage des Hotels ist die Mädchensitzung schon voll im Gange. Der Pressesprecher der Gesellschaft nimmt van Buuren und die Kinder in Empfang. Leider verschiebt sich ihr Auftritt etwas nach hinten. Die Kids nehmen es gelassen. Lampenfieber haben Marlene, Tim und Matheo nicht mehr. „Wenn einer von uns einmal bei seiner Rede hängt, helfen wir uns gegenseitig weiter“, sagen Marlene und Matheo. Nach einem Selfie mit einer Sitzungsbesucherin und ein wenig Nachschminken geht es auch schon auf die Bühne. Die jecken Weiber sind begeistert. Der Sitzungspräsident bedankt sich mit Blumen bei van Buuren-Wiese, für die Tollitäten samt Equipe gibt es Orden und Süßigkeiten.

17.00 Uhr
Jetzt ist Beeilung angesagt. Es ist bereits dunkel, als die muntere Schar wieder in die Kleinbusse steigt. Um 17.20 Uhr soll das Kinderdreigestirn im Clarenbachstift auf der Bühne stehen. Veranstalter der Sitzung ist die Bürgergarde Blau-Gold. Im Feierabendverkehr geht es quer durch die Stadt nach Braunsfeld. Höchste Zeit, einmal in den mitgenommenen Proviantbeutel zu schauen. Dosen mit Rohkost, Mini-Frikadellen, Käsewürfeln und Waffeln machen die Runde. „Wenn ich einmal erwachsen bin, würde ich gerne Sänger in einer Band werden“, meint Tim zwischen einem Schluck Wasser und einer Waffel. „Ich kann auch schon „Wenn et Trömmelche jeiht“ auf meiner Trompete spielen. „Ich spiele auch Trompete“, erzählt Marlene. „Und ich Gitarre“, lacht Matheo. Und schon schallt et Trömmelche durch den Bus.

Am Clarenbachstift angekommen, fehlt der Bus der Gardisten und Pagen. Er konnte im dichten Verkehr nicht mithalten und trifft fünf Minuten später ein. Jetzt aber schnell.
Kurz vor der Bühne trifft zur Freude der Kinder das „große“ Dreigestirn ein. Die Begrüßung mit den „Kollegen“ ist herzlich und alle freuen sich sichtlich über den gemeinsamen Auftritt. Dann heißt es „Aufstellen zum Einzug!“ Jedes Kind kennt seinen Platz in der Reihe.
Tim, Marlene und Matheo dürfen zuerst ihre Reden halten. Danach singen die Kinder ihr Mottolied. Die Senioren schunkeln mit und spenden Applaus. Gut eine halbe Stunde dauert der Auftritt mit den „Großen“. Auf den Weg zum Auto hält die Kinderschar noch ein kurzes Schwätzchen mit Marita Kölner.

18.50 Uhr
Der jecke Konvoi erreicht sein letztes Ziel für heute: die Sitzung der Roten Funken für die Sozialen Betriebe Köln in der Mülheimer Stadthalle. Beim Warten auf den Auftritt werden Selfies mit den Sitzungsbesuchern gemacht. Dann trifft auch das große Dreigestirn ein. „Seid ihr noch einmal bereit?“, fragt Buuren-Wiese. Es wird abgeklatscht und gemeinsam ziehen die Dreigestirne in den Saal.

Auch jetzt haben die Mini-Tollitäten das Publikum mit ihrem Sessionslied schnell im Griff. Als besondere Zugabe wirbelt Kinderjungfrau Marlene noch eine Runde mehr über die Bühne. Die Jecken sind begeistert.

19.30 Uhr
Alle Geschenke, Kopfbedeckungen und Insignien werden wieder in die Busse geladen und alle 12 Kinder sitzen glücklich auf ihren Plätzen. Mit „Nix in de Täsch, nur Kölsch statt Cash...“ auf den Lippen geht es zurück zum Maarweg. „Schade, dass dieser Tag schon wieder vorbei ist“, ist sich der karnevalistische Nachwuchs einig.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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