Böllerverbot, gesperrte Brücken, keine Show am Dom
So läuft Silvester in Köln

Der hell erleuchtete Dom, umrahmt von vielen bunt funkelnden Feuerwerken. | Foto: Matthias Heinekamp
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Bleigießen, Feuerzangenbowle, Fondue: Silvester lassen es die meisten Menschen richtig krachen. Gerne auch am Himmel über Köln. Während die einen lieber zu Hause feiern oder höchsten um Mitternacht vor die Tür gehen, zieht es die anderen ins Getümmel der City. Und dort gibt es an Silvester dieses Jahr einiges zu beachten.

von Serkan Gürlek

Köln. Wer sich auf eine beeindruckende Lichtshow und ein unterhaltsames Bühnenprogramm am Dom freut, wird auch in diesem Jahr enttäuscht werden. Die Stadt hat sich aufgrund der Baustelle am Domhotel und wegen Sicherheitsbedenken gegen die nun fünf Jahre in Folge ausgefallen Veranstaltung ausgesprochen.
Zudem hat die Stadtverwaltung, wie im vergangenen Jahr, ein Böllerverbot für große Teile der linksrheinischen Innenstadt erlassen.

Vom Rhein bis zu den Ringen dürfen Feuerwerkskörper, die ausschließlich eine Knallwirkung haben, also Böller, Knallfrösche und Co., nicht gezündet werden. Das bedeutet aber nicht, dass es in der Kölner City an Silverster dunkel und still bleibt. So heißt es aus dem Rathaus, dass „Feuerwerksraketen und anderes Feuerwerk der Kategorie 2, bei denen es vor allem um die Sichtbarkeit geht, von der Verordnung nicht betroffen sind.“

Grund für das erneute Böllerverbot seien wiederholte Beschwerden von Bürgern über Lärm, Müll und Feinstaub. Andererseits sollen Polizisten, Ordnungs- und Rettungskräfte besser geschützt werden. Sie waren vor zwei Jahren in vielen Großstädten regelrecht beschossen wurden. Eine Stadtsprecherin teilt auf Nachfrage mit, dass es bei den vergangen zwei Jahreswechseln keine gemeldeten Angriffe auf Rettungskräfte in Köln gab. So hat das Verbot in diesem Punkt einen eher vorsorglichen Charakter.

Doch ein Blick auf die Versorgung von Patienten mit typischen „Böller-Verletzungen“ in Krankenhäusern zeigt, dass das Verbot wirkt. Während die Anzahl an Rettungsdiensteinsätzen unter dem Einsatzstichwort „Chirurgisch“ mit und ohne Verbot an Silvester mit 223 zu 220 Einsätzen im gesamten Stadtgebiet relativ konstant war, mussten die Retter in der Böllerverbotszone weniger als halb so oft ausrücken. Statt 87 Alarmierungen an Silvester 2022/2023 (ohne Verbot), klingelten die Melder nachdem die Böller verbannt wurden nur 41-mal. Zwar lassen sich nicht alle Einsätze unter dem Stichwort der typischen Böllerverletzungen zuordnen, jedoch lässt sich anhand der Tendenz eine gewisse Wirksamkeit ableiten.

Innerhalb dieser rot umrandeten Zone der Innenstadt herrscht das Böllerverbot über den Jahreswechsel. Es gilt vom 31.12.24 um 00.00 Uhr bis zum 01.01.25 um 24 Uhr - also 48 Stunden.  Verboten ist dort das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen der Kategorie F2 mit ausschließlicher Knallwirkung (beispielsweise Silvesterknaller, Böller). Wer trotz Verbot dort böllert, riskiert eine Strafe von bis zu 50 000  Euro. | Foto: Stadt Köln
  • Innerhalb dieser rot umrandeten Zone der Innenstadt herrscht das Böllerverbot über den Jahreswechsel. Es gilt vom 31.12.24 um 00.00 Uhr bis zum 01.01.25 um 24 Uhr - also 48 Stunden. Verboten ist dort das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen der Kategorie F2 mit ausschließlicher Knallwirkung (beispielsweise Silvesterknaller, Böller). Wer trotz Verbot dort böllert, riskiert eine Strafe von bis zu 50 000 Euro.
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Trotzdem rät Prof. Dr. Tim Lögters, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Handchirurgie und Orthopädie am St. Vinzenz Krankenhaus in Nippes grundsätzlich zur „sachgerechten Anwendung geprüfter Böller“, um das Risiko überschaubar zu halten. Gleichzeitig warnt er eindringlich davor, „wenn Böller entweder selbst gebaut oder gekaufte Böller ‚gemischt‘ werden, und wenn bei nicht- oder fehlgezündeten Böllern ein zweiter Versuch gestartet wird“, dass es „häufig zu schweren Verletzungen bis hin zu Amputationen von Anteilen der Hand“ kommt. Der Mediziner bemerkt dabei, dass diese Art von schweren Unfällen jedoch weniger in der Silvesternacht, als vielmehr am frühen Silvesterabend oder in den ersten Tagen des neuen Jahres auftreten.

Sperrungen

Wer an Silvester in der Stadt unterwegs sein will, sollte bedenken, dass Brücken, Straßen und Wege gesperrt werden. Im Detail bedeutet das: die Deutzer Brücke wird ab 21 Uhr in beide Richtungen für Autos gesperrt, Sperrung für Fuß- und Radverkehr bei Bedarf; am Dom werden ab 18.30 Uhr Straßen gesperrt und Halteverbote eingerichtet, Zufahrten zu Parkhäusern bleiben frei; die Hohenzollernbrücke wird ab 18.30 Uhr für Fuß- und Radverkehr gesperrt; der Hohenzollernring wird bei zu hohem Andrang zwischen Rudolf- und Friesenplatz gesperrt; das Konrad-Adenauer-Ufer wird bei Bedarf zwischen Theodor-Heuss-Ring und Trankgasse gesperrt; die Mülheimer Brücke bleibt geöffnet, außer es kommt zu gefährlichen Situationen; am Rheinboulevard wird die Treppe ab 15 Uhr gesperrt, der Panoramaweg bleibt offen; die Severinsbrücke wird stadtauswärts ab 22 Uhr und in Gegenrichtung bei Bedarf für den nicht-motorisierten Verkehr gesperrt; die Südbrücke bleibt offen; die Zoobrücke wird ab 22 Uhr für Fuß- und Radverkehr gesperrt; das Zülpicher Viertel wird bei Bedarf in Teilen gesperrt.
Die KVB fährt nach einem Silvesterfahrplan, ebenso Busse und Züge im Verkehrsverbund Rhein-Sieg.

Schlechte Luft durch Böller und Raketen?

Dicke Luft zu Silvester am Dom mit Rauch und Nebel: Bezogen auf die Belastung durch Stickstoffdioxid kommt das Kölner Feuerwerk bei den Messwerten gut weg.  | Foto: Roll
  • Dicke Luft zu Silvester am Dom mit Rauch und Nebel: Bezogen auf die Belastung durch Stickstoffdioxid kommt das Kölner Feuerwerk bei den Messwerten gut weg.
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Alle Jahre wieder wird zu Silvester von Gegnern des Feuerwerks über die Luftverschmutzung geschimpft. Aber: Ist die Luftqualität zum Jahreswechsel in Köln wirklich messbar schlechter als sonst?

Hauptsächlich ausschlaggebend für die spürbar dicke Luft an Silvester ist Stickstoffdioxid (NO₂), ein unsichtbares Reizgas, welches nicht nur die Umwelt, sondern auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigt. Die größte Quelle für die NO₂-Belastung in der Luft ist der Verkehr, bzw. der Verbrenner-Anteil daran. Auch abbrennendes Feuerwerk sorgt für die Abgabe von NO₂.

Die Messstation des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) misst laufend die Stickstoffdioxid-Werte in der Tunisstraße. Unabhängig von bisherigen Böllerverboten wurden dort zu den Jahreswechseln eher durchschnittliche Werte in Sachen Stickstoffdioxid-Belastung in der Luft gemessen.
Erfreulich: In den Aufzeichnungen der Station finden sich innerhalb der letzten vier Jahre keine Grenzwertübertritte. Der derzeit gültige Grenzwert von Stickstoffdioxid liegt bei 200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Stundenmittel. Er darf an höchstens 18 Tagen im Jahr überschritten werden.
Bei den Kölner Stickstoffdioxid-Messwerten des LANUV der letzten vier Jahre fällt auf, dass die durchschnittlichen Messwerte zwischen September und März höher liegen. Kein Wunder, fällt dieser Zeitraum doch in die Heizperiode.

Die Top-20 der stündlichen Höchstwerte in den letzten vier Jahren lagen zwischen 117 und 173 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Sie wurden allesamt in den Monaten März, Juli, August und September gemessen. Zeitlich lässt sich daher kein Bezug zum Silvester-Feuerwerk in Köln herstellen.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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