Wie sicher ist die City?
Was die Stadt tut, um Schildergasse und Hohe Straße vor Amokfahrten zu schützen

Massive Poller verhindern eine Durchfahrt von der Hohe Straße auf die Domplatte. | Foto: Alexander Büge
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Erst Magdeburg, dann München und zuletzt Mannheim: Seit Dezember des vergangenen Jahres kam es in Deutschland bereits drei Mal zu verheerenden Amok-Fahrten, bei denen Menschen ums Leben kamen. Viele Städte haben daraufhin reagiert und ihre Fußgängerzonen sicherer gestaltet. Doch wie stellt sich die Situation in der Kölner Innenstadt dar? Und was will die Stadt unternehmen, um die City besser abzusichern?

von Alexander Büge

Fakt ist: Die Fußgängerzone der Kölner Innenstadt gehört mit Schildergasse und Hohe Straße zu den meistfrequentierten Einkaufsmeilen Europas. Zu Stoßzeiten quetschen sich dort Menschenmassen von Geschäft zu Geschäft — entsprechend hoch könnten die Opferzahlen bei einem Anschlag sein.
Daher ist zu vermuten, dass die Zufahrtswege zu Kölns Fußgängerzonen gut gesichtert sind, beispielsweise mit temporären Absperrungen, Betonklötzen oder Pollern. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Denn es wimmelt in der Innenstadt zwar nur so von Pollern, allerdings werden damit nicht die Zufahrtswege zur Fußgängerzone, sondern vor allem Bürgersteige oder Bäume geschützt.
Eine Ausnahme stellt der Weg von der Domplatte zur Hohen Straße dar. Dort behindern vier versenkbare Poller die Weiterfahrt. Im Gegensatz dazu können alle weiteren Zufahrtswege zur Hohen Straße (An der Rechtschule, Wallrafplatz, Am Hof, Minoritenstraße, Große Budengasse, Salomonsgasse, Brückenstraße, Obermarspforten und Perlenpfuhl) sowie zur Schildergasse (Gürzenichstraße, An St. Agatha, Ludwigstraße, Herzogstraße, Antonsgasse, Kreuzgasse, Krebsgasse und Neumarkt) uneingeschränkt mit dem Auto passiert werden.
Da dies in anderen Städten zumindest auf ähnliche Weise der Fall war, haben dort viele Verantwortliche längst reagiert. So hat sich beispielsweise in Berlin, Rostock, Offenbach und Trier etwas getan. Zudem haben jüngst Mainz, Wiesbaden und Münster die Sicherheit in der Innenstadt durch Poller erhöht.
Zahlreiche weitere Städte planen darüber hinaus, ihre Fußgängerzonen besser zu schützen. So arbeitet beispielsweise die Stadt Düsseldorf derzeit an einem Konzept, dessen Umsetzung die dortige Altstadt sicherer machen soll.

Ein Blick vom Taxi-Stand des Neumarkts auf die Schildergasse: Absperrungen gibt es dort keine. | Foto: Büge
  • Ein Blick vom Taxi-Stand des Neumarkts auf die Schildergasse: Absperrungen gibt es dort keine.
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Und auch die Verantwortlichen der Stadt Köln beschäftigen sich mit dem Thema: „Die Stadtverwaltung hat unter anderem die Ereignisse in Mannheim zum Anlass genommen, eine erneute Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen im Umfeld von Fußgängerzonen durchzuführen“, heißt es vonseiten der Stadt auf Anfrage dieser Zeitung.
Dabei dürfte klar sein, dass alleine die Sicherung der größten Kölner Fußgängerzone aufgrund der vielen Zufahrtswege mit enormen Kosten verbunden wäre. Als Beispiel: Die Anschaffung und das Aufstellen eines einzigen Standard-Pollers kostet die Stadt durchschnittlich rund 200 Euro. Mit Technik ausgestattete Absperrungen, die etwa versenkbar sind, sind ungleich teurer.
„Die Anlage eines versenkbaren Pollers ist kostenmäßig pauschal schwer anzugeben. So sind die Kosten beispielsweise davon abhängig, wie weit ein Stromanschluss vom Aufstellort entfernt ist“, teilt die Stadt mit. „Die Länge der Leitungsgräben wirkt sich erheblich auf die Baukosten aus. Bei 2017 angeschafften versenkbaren Pollern lagen die Kosten für Anschaffung und Installation bei rund 30.000 Euro.“ Da die Bau- und Materialkosten im Vergleich gestiegen seien, müsse für ein solches Vorhaben mittlerweile aber deutlich mehr Geld einkalkuliert werden. Kein Wunder also, dass etwa die Stadt Duisburg in den vergangenen viereinhalb Jahren allein 960.000 Euro für 16 versenkbare Poller ausgeben musste.
Wenn die Stadt Köln Schildergasse und Hohe Straße besser schützen möchte, muss dafür also wohl ein Millionenbetrag ausgegeben werden, zumal neben den Kosten für die Installation auch noch eine große Summe für die Planung dieser Maßnahmen bereit gestellt werden müsste. Denn: Die Anlieferung von Waren müsste weiterhin unkompliziert möglich gemacht werden. Durch per Fernbedienung absenkbare Poller wäre das möglich.

Der Bürgersteig und ein Baum auf der Krebsgasse sind durch Poller geschützt. Die Weiterfahrt in Richtung Schildergasse ist hingegen problemlos möglich. | Foto: Büge
  • Der Bürgersteig und ein Baum auf der Krebsgasse sind durch Poller geschützt. Die Weiterfahrt in Richtung Schildergasse ist hingegen problemlos möglich.
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Wie viel Geld die Stadt Köln in die Hand nimmt und ob sich in puncto Sicherheit auf der Schildergasse und der Hohe Straße schon bald etwas ändert, ist derzeit aber noch nicht absehbar. „Die Verwaltung wird ein verkehrliches und betriebliches Konzept für den Einbau und die Unterhaltung von Schranken-/Polleranlagen erstellen“, heißt es dazu vonseiten der Stadt. „Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, wird die Verwaltung ein entsprechendes Konzept zur Beschlussfassung vorlegen.“
Heißt „übersetzt“: In den nächsten Monaten dürfte sich die Sicherheitslage in der Kölner Fußgängerzone wohl noch nicht verbessern. Doch selbst im Falle von gut durchdachten Maßnahmen und der Unterstützung modernster Technik gilt in der Innenstadt und anderen Veedeln der Stadt leider: Eine hundertprozentige Sicherheit wird es niemals geben.

Massive Poller verhindern eine Durchfahrt von der Hohe Straße auf die Domplatte. | Foto: Alexander Büge
Ein Blick vom Taxi-Stand des Neumarkts auf die Schildergasse: Absperrungen gibt es dort keine. | Foto: Büge
Der Bürgersteig und ein Baum auf der Krebsgasse sind durch Poller geschützt. Die Weiterfahrt in Richtung Schildergasse ist hingegen problemlos möglich. | Foto: Büge
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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