Unterwegs im Nordosten Baden-Württembergs
Natur-Entdeckungen auf die sanfte Tour
Weite Felder, Obststreuwiesen, sanfte Hügel und zahleiche idyllische Dörfer und historische Städtchen bestimmen die geografische Welt im Nordosten Baden-Württembergs. Wandernd erlebt man diese vielseitige Kulturlandschaft am authentischsten – in Begleitung von Alpakas wird das Ganze sogar noch auf eine andere Dimension gehievt.
Es ist ein frischer Morgen in der Main-Tauber-Region, als ich den Hohenloher Alpakahof Mayer betrete, eingebettet in die sanfte Hügellandschaft, die von weiten Feldern und Wäldern durchzogen ist. Ein Ort, der auf den ersten Blick wie ein idyllisches Paradies wirkt – ruhig, unberührt und voll von Leben. Doch bei genauerem Hinsehen wird mir schnell klar, dass dieser Hof im Nordosten Baden-Württembergs unweit von Bad Mergentheim mehr ist als nur ein Gelände der Landwirtschaft. Hier geht es um eine Philosophie, die weit über die reine Tierhaltung hinausgeht – eine Philosophie, die Mensch und Tier miteinander verbindet und die Natur als wertvolle Partnerin sieht.
„Wir haben uns hier nicht nur ein Zuhause geschaffen, sondern auch einen Ort, an dem wir etwas zurückgeben können“, erklärt mir Gabriele Mayer, die Miteigentümerin des Hofs, während sie mir ein herzliches Lächeln schenkt und sich mit einem Schritt zu ihren Alpaka-Stuten begibt. Die Tiere, mit ihren sanften Augen und dem flauschigen, goldenen Fell, sind die wahren Stars dieses ländlichen Anwesens. Und doch ist es nicht nur ihr Aussehen, das sie so besonders macht, sondern vielmehr ihre ruhige und ausgeglichene Art, die bei den Besuchern eine tiefe Entspannung hervorruft.
Gabriele und ihr Sohn Sebastian haben eine Vision – eine Vision, die es ihnen ermöglicht, das Leben mit den Alpakas im Zusammenklang mit der Natur zu gestalten. „Unsere Alpakas sind mehr als nur Tiere für uns. Sie sind unsere Wegbegleiter“, sagt Gabriele, während sie die Herdentiere liebevoll streichelt. Und Sebastian ergänzt: „Wir möchten unseren Besuchern nicht nur die Alpakas und ihre ursprüngliche Lebenswelt in Südamerika näherbringen, sondern auch das wunderbare Ökosystem, das wir hier zwischen Taubertal und der Hohenloher Ebene haben“, denn „viele Gäste wissen gar nicht, wie vielfältig die Flora und Fauna in unserem Umfeld ist und wie wichtig es ist, auf die Natur zu achten.“
Sebastian, der junge Mann, der das Unternehmen mit seiner Mutter und der Familie Linder-Mönch gemeinsam betreibt, erklärt mir, dass die Zucht und Haltung der Alpakas eine Kunst für sich bedeutet. „Es geht nicht nur darum, die Tiere zu züchten. Es geht darum, sie in ihrer natürlichen Verhaltensweise zu respektieren und ihnen die beste Pflege im Herden-Verband zukommen zu lassen“, sagt er und schaut dabei liebevoll zu den rund 30 Tieren, die in der Nähe auf weitläufigen Weiden grasen. Es ist eine Kunst, die Zeit braucht, Geduld und vor allem Hingabe.
Die Alpakas auf dem Hohenloher Alpakahof werden nicht nur gezüchtet, um die traditionelle Alpakawolle zu ernten, die für ihre weiche und feine Textur bekannt ist, sondern auch um den Menschen eine Erfahrung der Ruhe und Entspannung zu ermöglichen. „Wir freuen uns immer, wenn wir den Besuchern ein Stück unserer Welt zeigen können. Das ist etwas, das uns als Familie besonders am Herzen liegt. Wir wollen, dass die Leute sich hier wirklich wohlfühlen und eine Auszeit vom Alltag nehmen können“, erklärt Gabriele.
„Die Menschen suchen heutzutage nach mehr als nur einem Urlaub“, fügt Sebastian hinzu. „Sie möchten authentische Erlebnisse im Kontext nachhaltigen Reisens haben und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Umwelt ausüben. Hier auf dem Hof können sie genau das tun – inmitten einer atemberaubenden Landschaft, umgeben von Tieren, bekannt für ihr ausgesprochen ausgleichendes Wesen.“
Dass das nicht einfach so dahingesagt ist, erfahre ich auf einer intensiven Entdeckungstour in einer kleinen Gruppe: Ich begleite Gabriele und Sebastian auf einer geführten Wanderung mit den Alpakas. Wir verlassen den Hof und betreten die weitläufigen Felder, die sich in sanften Hügeln vor uns ausbreiten. Die Alpakas gehen in einem bedachtsamen Tempo neben uns, und es dauert nicht lange, bis ich spüre, wie sich die Anspannung des Alltags von mir löst. Die Alpakas mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten, so scheint es, haben eine magische Wirkung auf den Menschen. Ihre langsamen, gleichmäßigen Schritte und ihre beruhigende Präsenz verleihen einem das Gefühl, als würde man mit der unmittelbaren Umgebung selbst in Einklang treten.
Während uns die Wanderung durch einen lichten Wald führt, wo die Sonne durch die Bäume schimmert und das Zwitschern der Vögel die Stille unterbricht, lerne ich viel über das fragile Ökosystem, das diesen Flecken Erde ausmacht. „Die Natur ist unser größter Schatz, und wir sollten etwas zu ihrem Schutz und Erhalt beitragen“, zeigt uns Brigitte Mohr unterwegs eine Reihe nutzbarer Wildpflanzen, von der Schafgarbe, dem Giersch über den Spitzwegerich bis hin zur Kuckucks-Lichtnelke, einer guten Pollenquelle für Wildbienen-Arten.
Seit über zehn Jahren engagiert sich die qualifizierte Kräuterpädagogin, die uns ein Stückchen auf dem Weg begleitet, für die biologische Vielfalt in ihrer Heimatregion, die geprägt sei von Streuobst- und Feuchtwiesen, Trockenrasen, Steinriegeln, Bach-Auen und artenreichen Mischwäldern, gibt sie uns einen Eindruck davon, was es alles „direkt vor der Haustür zu entdecken“ gibt und was sich alles aus den „Geschenken der Natur“ herstellen lässt – eine bemerkenswerte Palette: darunter ein Wildkräutersalz aus ausgewählten Wildkräutern, Sirupe aus Mädesüß, Robine und Lindenblüte oder verschiedene Aufstriche, beispielsweise aus Holunder, Kornelkirsche und Schlehe.
Im Laufe der entschleunigenden Rund-Wanderung komme ich natürlich auch mit anderen Gästen ins Gespräch. Eine Familie erzählt mir, wie sehr sie den Besuch auf dem Hof genossen hat. „Es ist erstaunlich, wie sehr die Alpakas einem helfen, den Alltag loszulassen. Es fühlt sich fast an, als ob sie einen in eine andere Welt entführen“, sagt die Mutter mit einem zufriedenen Lächeln. Der 18-jährige Sohn der Familie fügt hinzu: „Und die Wanderung hier draußen hat mir das Gefühl gegeben, wirklich etwas über die Natur zu lernen. Für mich ist dies nicht nur einfach ein Urlaub, sondern eine gemeinsam geteilte Erfahrung, die uns alle bereichert hat.“
Nach der zweistündigen Entdeckungstour kehren wir auf den Hof zurück, wo ich noch mehr über die Arbeit von Gabriele und Sebastian erfahre. Sie zeigen mir die verschiedenen Bereiche des Hofes, von den Ställen, in denen die Alpakas untergebracht sind, bis zu den Wiesen, auf denen sie grasen. Die Pflege der Tiere ist eine tägliche Herausforderung, aber eine, die alle in der Familie mit Hingabe und Leidenschaft angehen. „Es ist die Beziehung zu den Tieren, die mich jeden Tag aufs Neue motiviert“, sagt Gabriele. „Sie lehren uns Geduld und Achtsamkeit.“
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Hofes ist die Herstellung und Vermarktung der Alpakawolle. „Sie besteht aus wertvollen Naturfasern mit hervorragenden thermischen Eigenschaften, die mit viel Sorgfalt und Liebe von unseren Partner-Betrieben verarbeitet werden“, erklärt Sebastian. „So können wir unseren Gästen nicht nur ein einzigartiges Erlebnis bieten, sondern auch Produkte, die direkt vom Hof kommen, darunter verschiedene Bettwaren, Kinderschlafsäcke, Schuheinlagen und sogar Wolldüngerpellets, die im Garten- und Obstbau vielseitig einsetzbar sind.“
Der Hohenloher Alpakahof Mayer ist mehr als nur ein Bauernhof. Er ist eine Stätte des Lernens, des Erlebens und des Entspannens – ein Ort, an dem Besucher in die Schönheit der Natur eintauchen können, während sie gleichzeitig etwas über Nachhaltigkeit, den Schutz der Umwelt und den respektvollen Umgang mit Lebewesen erfahren. Für Gabriele und Sebastian ist der Hof nicht nur ein Unternehmen, sondern eine Leidenschaft – eine Leidenschaft, die sie mit ihren Gästen und Besuchern teilen und die sie einen in jeder Ecke des Hofes spüren lassen.
Als ich mich schließlich von den Alpakas verabschiede, nehme ich ein Gefühl tiefer Gelassenheit mit – eine wohltuende Ruhe, die man in der Hektik des Alltags selten findet. Der Besuch auf dem Hohenloher Alpakahof hat mir auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie bereichernd es sein kann, mit Tieren in Kontakt zu treten und gleichzeitig die Natur bewusst wahrzunehmen. In der friedlichen Umgebung des Hofes wird spürbar, wie wichtig es ist, sich hin und wieder Zeit für solche Momente zu nehmen – Zeit, die uns zurück zu uns selbst führt. Dieses Erlebnis wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, nicht zuletzt wegen der faszinierenden Alpakas und der herzlichen Atmosphäre. Es ist eine Erfahrung, die ich jedem empfehlen kann, der eine besondere, entschleunigende Auszeit sucht.
Text / Fotos: Daniel Basler
Weiterführende Infos zu allen Reise-Themen, Urlaubsgebieten des Frankenlands und den Angeboten für ganzjährige Aktivitäten in den verschiedenen Landschaften der Region finden sich auf folgenden Internetseiten: www.frankentourismus.de, www.die-fraenkischen-staedte.de, www.main-tauber-kreis.de, www.liebliches-taubertal.de, www.tauber-altmuehl-radweg.de, www.wildtierpark.de, www.derrhof.de, www.karpfenland-aischgrund.eu, und www.hohenloher-alpakahof.de
LeserReporter/in:Daniel Basler aus Köln |
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