Lebensgefährlicher Wasserspaß
Kohle, Kälte, Krämpfe - DLRG klärt auf

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Rhein-Erft-Kreis (vd). Endlich: Sommer und Ferienzeit! Viele sind im Urlaub, viele aber natürlich auch zu Hause. Bei Sonnenschein und Hitze lockt dann auch in unserer Region das kühle Nass – das Problem: einige Schwimm- und Freibäder im Rhein-Erft-Kreis stehen aktuell nicht zur Verfügung. Städtische Freibäder von Erftstadt über Frechen bis Elsdorf bleiben diesen Sommer geschlossen. Und so begeben sich kleine und große Badegäste vermehrt an Flüsse und ­Seen. Während es an offiziellen Strand­bädern eine Aufsicht durch Sicherheitspersonal gibt, „locken“ aber auch viele Stellen an Freigewässern, die jede für sich nicht zu ­unterschätzende Gefahren birgt. Alleine am vergangenen Wochenende waren in NRW wieder mehrere Todesfälle zu beklagen – an Kanälen, dem Rhein oder auch an Badeseen. Wir haben mit dem Team der Deutsche ­Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, gesprochen, worauf warum zu achten ist und wie man „sicher“ baden sollte.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, kurz DLRG, ist eine der Organisationen, die sich in den Dienst der Überwachung von Badeseen oder Flüssen stellen, um zur Not schnellstmöglich lebensrettende Maßnahmen einleiten zu können. Und dies wird leider immer wieder nötig, denn Freigewässer haben ihre Eigenheiten - auch bei uns im Rhein-Erft-Kreis: „Die Seen hier sind häufig Überreste des Kies- oder Kohleabbaus. Die Ufer fallen an diesen Baggerseen besonders steil ab. Wer eben noch stehen konnte, ist plötzlich nicht mehr zu sehen“, beschreibt Dominik Fischer, der Leiter Verbandskommunikation DLRG Rhein-Erft-Kreis, nur ein Problem. Ein weiteres kann die Kälte sein, denn: „Mit zunehmender Tiefe wird das Wasser immer kälter. Bei einem Sprung ins Nass und dem Kontakt mit unterschiedlich kalten Schichten, kann es dann zu Panik oder sogar zu einem Herzstillstand kommen.“ Deshalb lautet eine goldene Regel: Vor dem Schwimmen abkühlen!

Dominik Fischer... | Foto: DLRG
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Von Pulheimer See bis Heider Bergsee

Diese Gefahren kann Oliver Göbel, der stellvertretende Einsatzleiter der DLRG-Ortsgruppe Pulheim, aus der Praxis nur bestätigen: „Der Pulheimer See ist ein typischer Baggersee: Im Wasser gibt es noch Rückstände seiner industriellen Nutzung: Ufer sind oft steil und instabil, weisen sogar Abbruchgefahr auf. Dabei können Schwimmer durchaus verschüttet werden“, erläutert Oliver Göbel und ergänzt: „An der Wasserkante geht es zudem oft schnell steil hinab und die Temperatur weist sogenannte Sprungschichten auf: oben angenehm warm, spätestens unterhalb der Knie rasch sehr kalt. Menschen kühlen dadurch schnell aus, können unvorhergesehen Krämpfe oder beim Hineinspringen einen Kälteschock erleiden.“

...Oliver Göbel und... | Foto: DLRG
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Apropos Badeseen: Ganz abgesehen vom Naturschutz, raten die DLRG-Experten ausschließlich an ausgewiesenen, präparierten und bewachten Badeseen zu schwimmen: „Das Personal vor Ort kann schnellstmöglich lebensrettende Maßnahmen einleiten, wenn es zu einem Notfall kommt - und natürlich generell Fragen zur Sicherheit beantworten.“ Ein großes Problem vieler nicht ausgewiesener Badestellen: eine eventuell notwendige schnelle Rettung. „Viele Weiher und Seen in den Wäldern des Kreises sind nur schwer zugänglich, das erschwert eine Rettung enorm“, so Dominik Fischer. Aber auch an ausgewiesenen Badestellen gelten einige „Grundregeln“: Alkohol und Wasserspaß passen nicht zusammen! Eltern müssen ihre Kinder in Sichtweite haben! Aufblasbare Schwimmhilfen allein bieten keine Rundum-Sicherheit. Darüber hinaus sollte die Badezone nicht verlassen werden, da an den hiesigen Seen häufig Wassersport betrieben wird. Lisa Gosch von der DLRG-Ortsgruppe Brühl, die den Heider Bergsee bewacht, erklärt, warum: ­„Außerhalb der Badezone des Strandbads bergen zum Beispiel die Boote der ansässigen Segler Gefahren für die Schwimmer. Die Segler sehen die Schwimmer unter Umständen nicht und es kann zu schweren Unfällen kommen.“

Lisa Gosch kennen die Tücken der hiesigen Freigewässer, die von Badegästen gerne einmal unterschätzt werden - mit teils tödlichem Ausgang. | Foto: DLRG
  • Lisa Gosch kennen die Tücken der hiesigen Freigewässer, die von Badegästen gerne einmal unterschätzt werden - mit teils tödlichem Ausgang.
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Dominik Fischer weist bezüglich der Badeseen zudem noch auf einen wichtigen, Leben rettenden Punkt „an Land“ hin: „Auch an heißen Tagen gelten Parkverbote - halten Sie die Rettungswege frei“, lautet sein Appell an alle Autofahrer, denn: „Andernfalls könnten Sie die Arbeit der Einsatzkräfte schnell massiv behindern.“

„Ständig Lebensgefahr!“ - der Rhein ist kein Badegewässer!

Und was ist zu beachten, wenn wir in die fließenden Gewässer unserer Region „eintauchen“ - beginnend am größten Strom? Auch in der vergangenen Woche „verschwand“ wieder ein Mensch in den Wassermassen des Rheins, diesmal in der Region Düsseldorf – leider keine Ausnahme. Was sagt DLRG-Experte Fischer: „Klipp und klar: Der Rhein ist kein Badegewässer! Selbst geübte Schwimmer können der Strömung des Flusses und dem Sog der Schiffe nichts entgegensetzen.“ Fischers Rhein-Fazit: „Hier herrscht ständig Lebensgefahr!“

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Tückische Gefahr -auch an der Erft

Und auch, wenn die Erft gegen den Rhein wie ein harmloses Rinnsal wirkt, auch da gibt es unsichtbare Strömungen und tückische Stellen – besonders gefährlich: „Wehre und sogenannte Walzen. Sie sind eine tödliche Gefahr“, betont Tim Grippekoven, der stellvertretende Einsatzleiter der DLRG Ortsgruppe Bedburg, aus leidvoller Erfahrung: „In Bedburg ist im vergangenen Jahr ein junger Schüler in ein solches Wehr geraten und tödlich verunglückt. Die Walzen, die das Wasser an einem Wehr bilden, ziehen Menschen durch ihre gewaltige Kraft immer wieder nach unten“, beschreibt Grippekoven. Daher seien an Wehren frühzeitig Warnungen zu sehen, das Wasser müsse an den vorgesehenen Ausstiegsstellen verlassen werden. „Sollte es dann dennoch zu einem Zwischenfall an einem Wehr kommen, sind in unmittelbarer Nähe geeignete Rettungsmittel, wie Rettungsringe, zu finden“, so Grippekoven.

Wer sich also auf zu den Badeseen der Region macht, sollte schon beim Parken „Sicherheit“ walten lassen – und spätestens im Wasser mit der gebotenen Vorsicht agieren und den Sicherheitsanweisungen des Rettungspersonals, zum Beispiel den vielen Ehrenamtlern der DLRG, Folge leisten - damit der Wasserspaß nicht lebensgefährlich wird.

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Redakteur/in:

Düster Volker aus Erftstadt

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