Klimapaten
‚Vielleicht würde ich mich festkleben‘

Andrea Madeo (4. von links) und Hermann Schlagheck (links) zeichneten Rudolf Kron (blaues Hemd) im Beisein früherer Preisträger zum Klimapaten des Jahres 2024 aus.  | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Andrea Madeo (4. von links) und Hermann Schlagheck (links) zeichneten Rudolf Kron (blaues Hemd) im Beisein früherer Preisträger zum Klimapaten des Jahres 2024 aus.
  • Foto: Frank Engel-Strebel

Uedorf (fes). Klimaschutz kennt keine Altersgrenze. Bestes Beispiel dafür ist der 81-jährige Rudolf Kron aus Uedorf, der kürzlich vom „KlimaPatenNetzwerk Region Rhein-Voreifel“ zu den Netzwerkkoordinatoren Hermann Schlagheck und Andrea Madea zum „KlimaPaten des Jahres 2024“ ausgezeichnet worden ist.

1989 hatte Rudolf Kron, der bis zu seinem Ruhestand leitender Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzernes gewesen war, damit begonnen, sein Haus aus den fünfziger Jahren schrittweise energetisch zu sanieren. Dabei halfen ihm seine beruflichen Erfahrungen. Er hatte sich auf Flüssigkeiten zur effizienten Storm- und Wärmegewinnung spezialisiert.

Am Anfang begann er damit den Wohnbereich teilweise zu entkernen, neue Elektro- und Wasserleitungen zu verlegen und den Dachboden zu dämmen. 2007 folgte der Einbau einer neuen energieeffizienten Ölheizung mit Brennwerttechnik. Um Brauchwasser thermisch aufbereiten zu können, installierte er ein Jahr später eine zweimodulige Thermosolaranlage auf dem Dach, die durch eine Luft- und Wasserwärmepumpe für sonnenarme Wintertage unterstützt wird. Durch diese Kombination konnte Rudolf Kron die Warmwasserbereitung vom Heizungssystem entkoppeln, somit vom Ölverbrauch trennen und die Energieeffizienz signifikant steigern.

In den folgenden Jahren ließ Kron seine Fenster und Türen mit Dreifachverglasung erneuern und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach mit 36 Modulen installieren. Der Strom wird sowohl ins Netz eingespeist als auch für den Eigenverbrauch genutzt. Kron kam damals auf einen Jahresertrag von 5 500 Kilowattstunden. Er konnte durch den Erlass der Mehrwertsteuer und der Möglichkeit einen Teil der Investitionen über mehrere Jahre steuerlich abzusetzen ohne Fördergelder auskommen.

Wichtig ist ihm auch die Notstromfunktion. Damit ist der dagegen gewappnet, falls es zu Störungen oder ganzen Ausfällen im Stromnetz kommt. Durch eine sogenannte „Backup Box“ kann der gespeicherte Batteriestrom im ganzen Haus genutzt werden. Im vergangenen Dezember brachte Ralf Kron auch noch ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt an seinem Haus an. Nachdem er 2023 seine PV-Anlage erneuert und das Balkonkraftwerk installiert hatte, kommen die Eheleute Kron auf einen Jahresertrag von 6.500 Kilowattstunden. Gesteigert wurde dadurch auch der sogenannte Autarkiegrad. 2013 waren Krons noch zu 80 Prozent von den Netzbetreibern abhängig, aktuell sind es nur noch knapp 40 Prozent. Darüber hinaus fährt Rudolf Kron seit 2018 ein Elektroauto und hat natürlich auch eine Wallbox an seinem Haus installiert, um mit eigener Solarenergie zu „tanken“.

„Praktizierter Klimaschutz ist keine Frage des Alters und keine Sache von heute auf morgen. Es ist ein Prozess über einen längeren Zeitraum, in diesem Fall von mehr als drei Jahrzehnten. Dafür braucht es neben guter Kondition und einer Prise Ehrgeiz auch ein festes Ziel vor Augen“, betonte Laudatorin Andrea Madea, ebenfalls Mitglied des Netzwerks der KlimaDie Auszeichnung zum „KlimaPaten des Jahres“ in Form einer Glasstele wurde mittlerweile zum 13. Mal verliehen. Sie soll einerseits auf besondere Leistungen einzelner aufmerksam machen und andererseits Bürger zum Nachahmen anregen, so Schlagheck. Der diesjährige Preisträger stehe für eine Generation, die sich nicht selten Investitionen in Energieeffizienz und Klimaschutz abtue nach dem Motto: „Das lohnt sich für mich nicht mehr. Da fange ich nicht mehr mit an.“ Hermann Schlagheck blickte in seinem Grußwort zurück und zeigte sich besorgt hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels, die sich immer drastischer zeigten: „Ich hätte vor 25 Jahren nicht erwartet, dass die Hitzewellen und Überschwemmungen so stark zunehmen würden.“ Und dann äußerte sich Schlagheck bewusst provokant, wie er sagte, Richtung der Aktivisten der „Letzten Generation“: „Ich wüsste nicht, wenn ich heute jung wäre, ob ich mich nicht auch festkleben würde. Wenn ich sehe, was unsere Kinder und Enkel erleiden müssen, dürfen wir nicht noch weitere Jahre vor uns hin dümpeln.“

Rudolf Kron bedankte sich für die Auszeichnung und freute sich sehr über die damit verbundene Wertschätzung. Doch der Prozess sei noch nicht beendet. Er möchte seinen Bungalow weiter umrüsten, um möglichst „nicht-fossil“ heizen zu können. Eine dafür taugliche Anlage hat er bereits.

181 KlimapatenDas KlimaPatenNetzwerk Region Rhein-Voreifel wurde 2011/12 ins Leben gerufen von Bürgern und Unternehmen, die sich gemeinsam für mehr Klimaschutz engagieren wollen. Sie teilen ihre Erfahrungen mit bereits umgesetzten Maßnahmen mit anderen und animieren ihnen nachzuahmen. Derzeit gibt es 181 KlimaPaten in den sechs linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, die anderen auch mit Rat und Tat zur Seite stehen um sie bei ihren Fragen und Entscheidungen zu unterstützen, egal, ob privat, beruflich und im Verein. Jedes Jahr wählt eine Jury aus dem Netzwerk einen Klimapaten des Jahres aus um ihn für seine vorbildliche Leistung zu würdigen. Informationen und Kontakt: Herman Schlagheck, Tel.: (02254) 1877, E-Mail: info@klimapatennetzwerk.de, www.klimapatennetzwerk.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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