Keramikpreis 2022
Keramik aus dem Drucker
Gestern wurden im Keramion die Preisträger des Frechener Keramikpreises 2022 prämiert. Die Arbeiten der 16 Finalisten des Nachwuchsförderpreises sind noch bis Ende Februar 2023 im KERAMION, Bonnstraße 12, zu sehen.
Frechen. Der Frechener Keramikpreises 2022 ist etwas ganz Besonderes: Schließlich wird er in diesem Jahr bereits seit 50 Jahren verliehen und es ist die letzte Großveranstaltung für Gudrun Schmidt-Esters als Museumsleiterin im KERAMION. Auf eigenen Wunsch verlässt sie Ende des Monats Museum und die Stiftung. „Ich finde es toll, dass ich mich mit einer Ausstellung verabschiede, die sich mit der Zukunft der Keramik beschäftigt“, freut sie sich.
Der Nachwuchsförderpreis ist anlässlich seines 50-jährigen Bestehens mit insgesamt 9.500 Euro ausgelobt. Eine Neuerung: Erstmals erfolgt die Vergabe der Preisgelder durch Institutionen: So sponsern die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln, die RheinEnergie AG und die Stadt Frechen je einen Preis in Höhe von 2.500 Euro. Zusätzlich wird ein mit 2.000 Euro dotierter Sonderpreis von Regina und Heiko Hünemeyer verliehen.
Zu dem Wettbewerb konnten sich keramisch arbeitende Künstler bis zu einem Alter von 35 Jahren, die ihre Tätigkeit in Deutschland ausüben, bewerben. Das Interesse war in diesem Jahr sehr groß. „Wir hatten 87 Bewerbungen, das ist enorm viel“ erklärt Gudrun Schmidt-Esters. Eine Vorjury suchte aus allen eingegangenen Arbeiten 16 junge Künstler und ein Künstler-Team aus, die jetzt ihre Arbeiten bis zum 26. Februar 2023 im KERAMION präsentieren. Eine qualifizierte Jury aus Keramikern, Kunsthistorikern und Galleristen ermittelte im September die Preisträger.
Wie bereits in den Vorjahren zeichnet sich auch der aktuelle Wettbewerb durch ein sehr weites Spektrum der Einreichungen aus: Funktionsgebundene Stücke sind ebenso zu finden wie freie installative Arbeiten.
Einen möglichen Weg in die keramische Zukunft weisen die Gestalter Lennard Wilde und Maurice Riegler auf. Ihre keramischen Arbeiten sind an einem selbstentwickelten Keramik-3D-Drucker entstanden. Die ungewöhnliche Gebrauchskeramik „hnkl—404“ beeindruckt durch ihre wärmeisolierende Oberfläche. Das „hnkl“ steht nicht umsonst für „henkellos“. Doch für einen der vier Jurypreise hat die technische Innovation noch nicht gereicht.Über jeweils 2.500 Euro dürfen sich Atsushi Mannami und Ayaka Terajima aus Japan sowie die deutsche Kunstkeramikerin Nora Arrieta freuen. Der Sonderpreis der Familie Hünemeyer geht an den Koreaner Philsoo Heo. Die Arbeit von Atsushi Mannami trägt den Titel „Die nutzlose Landschaft“ und erinnert, auf den ersten Blick, an einen aufgetürmten Haufen Sperrmüll am Straßenrand. Für seine Installation hat er Teppichreste, Pappe und Bauholz verwendet. Erst auf den zweiten Blick fallen die kleinformatigen Keramiken mit farbigen Glasuren ins Auge. Sie erinnern an fragmentierte Architekturelemente und stechen mit ihrer Fragilität und Materialschönheit aus der grobschlächtigen und raumgreifenden Installation heraus.
Die junge Japanerin Ayaka Terajima greift auf die historische japanische Keramikkunstform der Jömon-Zeit zurück. Doch statt mit Fäden Muster in den ungebrannten Ton zu ritzen, nutzt sie modernes Verpackungsmaterial. In ihren unglasierten, gebrannten Keramikplastiken sind somit die Abdrücke von Joghurtbechern, PET-Flaschen oder Noppenfolien zu finden und trotzdem wirken die Arbeiten wie antike Fundstücke aus einem historischen Museum.
Im Gegensatz zu den farbarmen Arbeiten ihrer japanischen Preisträger-Kollegen hat Nora Arrieta nicht an bunter Glasur gespart. Ihre Arbeit „Geflüster“ wirkt wie ein kunstgewordenes Wimmelbild. Aus jeder Perspektive gibt es Neues zu entdecken. Dies gilt auch für die anderen Arbeiten der Dozentin und Werkstattleiterin am Institut für Künstlerische Keramik in Koblenz. Neben leuchtenden Farben verwendet sie auch Ausschnitte aus alten Fernsehzeitungen und Fotografien.
Monochrom geht es hingegen wieder im Untergeschoss des Keramikmuseums zu: Ein Blick durch die kreisrunde Öffnung des Erdgeschosses zeigt die Arbeit „Der ziellose Traum“ von Philsoo Heo. Eine Feuerstelle aus keramischen Holzscheiten bildet das Zentrum der dystopischen Arbeit des Koreaners. Um die Feuerstelle herum finden sich ein verkohlter Baumstamm, schwarzer Staub und schwarzes Gedärm.
Die Ausstellung mit den Arbeiten der Keramikpreisträger und der zwölf weiteren Finalisten ist dienstags bis freitags sowie sonntags von 10 bis 17 Uhr und samstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Weitere Infos auf: keramion.de
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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