Naht das Ende der Musikschule?
Kerpen steigt bei La Musica aus – Ein Kommentar
Rhein-Erft / Kerpen (tra). Der Stadtrat der Stadt Kerpen hat in seiner Sitzung am 25. Oktober 2022 den Ausstieg aus dem Zweckverband der Musikschule La Musica beschlossen. Der Ausstieg soll fristgerecht bis zum 31. Dezember 2025 erfolgen. Bis Ende 2024 ist die Stadt beauftragt alternativen Formen der musikalischen (Früh)erziehung zu erarbeiten. Aus dem Stadtparlament kamen dann einige wichtige Hinweise, die doch sehr beachtlich sind. Da wurde davon gesprochen, dass durch den Beschluss die musikalische Ausbildung in der Stadt nicht zurückgenommen werden solle. Es handelt sich lediglich um eine Maßnahme, die die Bürokratiekosten senken soll – und zwar erheblich. So weit, so gut. Das ist alles nachvollziehbar. Aber mir als geneigtem Bürger stellen sich da doch einige Fragen.
Eine Entscheidung, die viele Fragen aufwirft
Wie konnte es so weit kommen, dass die Musikschule La Muisca in so ein unruhiges Fahrwasser geraten ist? Dass es Probleme in den Verwaltungsstrukturen und der Organisation gibt, ist kein neues Phänomen. Dementsprechend hat ja auch die Zweckverbandsversammlung in der Sitzung am 16. April 2018 eine „strukturelle Neuausrichtung“ beschlossen. Es wurden verschiedenste Maßnahmen ergriffen, um die Schülerzahlen anzuheben, die Kommunikationsprobleme in den Städten in den Griff zu bekommen und die Außendarstellung der La Musica zu verbessern. Aber offensichtlich haben die Maßnahmen nicht so gegriffen, wie die Verantwortlichen sich das vorgestellt haben. Aber was haben diese Verantwortlichen in den vergangenen vier Jahren getan? Warum wurden die jetzt angeführten bürokratischen Kostentreiber nicht systematisch herausgefunden und reduziert? Ich denke, dass die Stadt Kerpen gemeinsam mit den Städten Pulheim, Bedburg, Bergheim und Elsdorf als Träger des Zweckverbandes hätten konsequenter hinschauen und tatkräftiger agieren müssen. Offensichtlich hat man, wenn man den Ausführungen der Beschlussvorlage und den Aussagen im Rat glauben schenken darf, dem bürokratischen Wasserkopf untätig beim Wachsen zugeschaut und jetzt will man aussteigen.
Leichtfertige Entscheidungen, die man überdenken sollte
Ich finde diese Entscheidung leichtfertig und falsch, weil sie auf Kosten der Musikschüler geht, die letztendlich ihr musikalische Heimat verlieren, wenn Kerpen und Bedburg aussteigen und nach günstigeren Alternativen suchen. Und es geht auf Kosten der Musiklehrer, die hier seit Jahren und Jahrzehnten einen hervorragenden Job machen. Wer sich ein Bild davon machen will, wie gut diese Arbeit ist, sei einmal eingeladen ein Konzert der Musikerinnen und Musiker der Musikschule La Musica zu besuchen. Sei es ein Auftritt der Big Band, das jährliche Orchesterkonzert (das nächste Konzert findet am 27. November 2022 statt) oder ein Kaleidoskop-Konzert. Hier kann man erleben, welchen Wert die Arbeit der Musiklehrer wirklich hat.
Was die Musiker zum Ausstieg denken, haben sie beim Orchesterkonzert am 27. November 2022 im MEDIO deutlich zum Ausdruck gebracht. Den Appell können Sie im Video sehen und hören.
Ist der Ausstieg wirklich das einzige Konzept?
Warum kommt in der Verwaltung und in der Politik niemand auf eine andere Idee, als aus einem im Grunde funktionierendem System auszusteigen? Warum setzen sich die Beteiligten nicht an einen Tisch und versuchen konstruktive Lösungen zu finden und sorgen dann dafür, dass diese dann auch konkret und bestmöglich umgesetzt werden. Zugegeben, das erfordert ein gerüttelt Maß an Arbeit. Hier wären sicher auch viele Gespräche mit den Beteiligten an der Basis nötig. Vermutlich würde das dann aber zu zielführenden Ergebnissen führen. Und vermutlich ließen sich auch die Kostenprobleme auf diesem Weg gleich mit lösen.
Lese-Tipp: Orchester der Musikschule La Musica - Eine perfekte musikalische Reise
LeserReporter/in:Torsten Rabe aus Kerpen | |
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