Vorbereitung auf den Blackout
Was jeder selbst tun kann

Durch die Energiekrise geht die Angst vor einem flächendeckenden Stromausfall in diesem Winter um. 
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von Martina Thiele-Effertz

Die Kommunen im Rhein-Erft-Kreis haben sich auf einen Blackout vorbereitet. Doch was kann jeder Einzelne tun? Wie kann man sich Zuhause auf Tage ohne Strom vorbereiten? Die Volkshochschule Erftstadt bietet dazu einen Vortrag an am 21. Januar, 15 Uhr, am VHS-Standort, Bahnhofstraße 7, in Liblar. Referent ist Hartwig Kaczmarek, langjähriger Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, wo er vor allen in der Ausbildung von Katastrophenschützern tätig war. Seit der Flutkatastrophe hat er regelmäßig Vorträge zur häuslichen Vorsorge in der VHS gehalten. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Erftstadt konnte die Redaktion der Rheinischen Anzeigenblätter jetzt im Vorfeld der Veranstaltung ein Interview mit Hartwig Kaczmarek führen.

Blackout in Deutschland und Europa? Zunehmend scheint ein solches Szenario die Menschen zu verunsichern. Eine Analyse der Plattform „idealo“ hat ergeben, dass im Vergleich zum Vorjahr die Nachfrage nach Generatoren, Kerzen und anderen Strom- und Lichtquellen um bis zu 2000 Prozent gestiegen ist.

Herr Kaczmarek in letzter Zeit wird in der Öffentlichkeit die Frage diskutiert, ob in diesem Winter regional und zeitlich begrenzt mit Stromausfällen zu rechnen ist. Für wie realistisch halten Sie einen längeren Stromausfall aktuell?
Ich persönlich halte die Warscheinlichkeit für gering, aber nicht ausgeschlossen! Die Unwetterereignisse im letzten Jahr, der Strommast der vom Traktor umgefahren wurde, die Baumaschine, die eine wichtige Stromverbindung durchtrennt, der Blitzeinschlag in der Umspannstation, Schneechaos mit vereisten Überlandleitungen ......Ereignisse, die nicht vorhersehbar waren und über Stunden oder Tage für einen Stromausfall sorgten. Aber auch ein Ausweichen von der Gasheizung auf elektrisch betriebene Heizlüfter bringt große Gefahren für das lokale Stromnetz mit sich. Viele gleichzeitig betriebene Heizlüfter führen zu einem übermäßigen lokalen Stromverbrauch und können damit zu Überlastungen eines Straßenzugs oder einzelner Gebiete eines Verteilnetzes führen.

Was bedeutet ein längerer Stromausfall ganz konkret für einen normalen Haushalt?
Wir sind stark abhängig von einer funktionierenden Stromversorgung. Der Rechner, der Fernseher, das Telefon, der Herd, der Kühlschrank, die Heizung, die Beleuchtung, die Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung fallen nach und nach aus. Kein Aufzug funktioniert, Beatmungsgeräte können nicht betrieben werden. Die Geldversorgung, die Treibstoffversorgung, die medizinische Versorgung, die Pflegeversorgung, der öffentliche Verkehr aber auch die Lebensmittelversorgung werden unterbrochen. Wir haben es im Jahr 2021 nach den Naturereignissen schmerzhaft erfahren.

Im Internet boomen bereits Produkte wie „Krisenpakete“ und „Fluchtrucksack“ zu stolzen Preisen. Da ist vom Gaskocher bis zum Notfalltoilettenbeutel alles dabei. Was halten Sie von so etwas und was ist für Sie wirklich sinnvoll?
Da gibt es sicherlich einige sinnvolle Zusammenstellungen die zum Nachdenken anregen. Wenn wir uns intersiver mit dem Thema befassen, finden wir im eigenen Haushalt, im Freundes- und Verwandtenkreis oder in der Nachbarschaft oft nützliche Dinge, die wir gemeinsam nutzen können.
So habe ich 2021 während der Flut in Weilerswist viel Zusammenhalt im Rahmen der Nachbarschaft oder im Verein erlebt. In Notsituationen ist ein Netzwerk wichtig! Nicht jeder Haushalt braucht einen Notstromerzeuger oder gefriergetrocknete Verpflegung.
Nennen Sie doch einmal das Minimum dessen, was der Normalbürger im Fall des länger anhaltenden Stromausfalls im Haushalt haben und bedenken sollte.
Benötigt werden zum Beispiel Wasser, haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Taschenlampen, Zündmittel, angepasste Bekleidung, Notheizmittel, Medikamente. Horten Sie nicht unnötige Mengen. Wir haben im Rahmen der Pandemielage gesehen, wie durch unbedachtes Handeln, Hygieneartikel und Lebensmittel plötzlich Mangelware wurden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat zu diesem Themenbereich eine Broschüre herausgegeben.
Sie ist zu bestellen unter https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Mediathek/Publikationen/Buergerinformationen/stromausfall-vorsorge-selbsthilfe.pdf?__blob=publicationFile&v=13

Die Kommunen in der Region haben bereits Vorsorge für einen möglichen Krisenfall in den Wintermonaten getroffen. Aber wie sieht das bei den deutschen Haushalten aus? Was sagen Sie Menschen, die von „Alles nur Panikmache“ sprechen?
Aus den kleinen Flüssen Erft und Swist wurden 2021 reißende Gewässer mit den bekannten Folgen. In Folge der Pandemie waren wir oft nach der Erkrankung plötzlich kurzfristig auf Eigenversorgung angewiesen, weil wir das Haus nicht verlassen konnten. Da fuhr 2022 in Weilerswist ein Traktor in einen Strommast und wir waren Stunden ohne Stromversorgung. Durch kränkelnde internationale Warenströme haben wir plötzlich Engpässe in vielen Bereichen, extrem auch bei der Medikamentenversorgung. Wir sind in Deutschland in den letzten Jahrzehnten von vielen Dingen verschont geblieben und haben deshalb in Deutschland leider ein mangelndes Risikobewußtsein entwickelt! Wer sich auf kritische Situationen vorbereitet, kann mit diesen im Ernstfall wesentlich besser umgehen. Das lernen wir doch schließlich auch in unserem beruflichen Umfeld. Vorbereitungen auf den Ernstfall sind keine Panikmache, sondern Vorsorge mit kühlem Kopf.

Sind Schulungen für den Ernstfall gefragter als früher, auch vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe und dem Krieg in der Ukraine?
Das kann ich aus meiner Sicht für die Stadt Erftstadt bestätigen. Die Vorträge zum Themenbereich „Bin ich im häuslichen Umfeld auf den Katastrophenfall vorbereitet“, die ich 2022 für die Vokshochschule halten durfte, waren sehr gut besucht. Am Samstag, dem 21. Januar, findet zum Themenbereich „Blackout - Wie sorge ich Zuhause dafür vor?“ ein weiterer Vortrag am Standort der Volkshochschule in der Bahnhofstraße 7 statt. Er wird mit viel Praxis untermauert werden.
(Anmeldung unter info@vhs-erftstadt.de)

Hartwig Kaczmarek war langjährige, ehrenamtliche Führungskraft und rund 30 Jahre hauptberuflicher Mitarbeiter des THW sowie über vier Jahre Dozent für die Ausbildung von Führungskräften an der früheren Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz .

Durch die Energiekrise geht die Angst vor einem flächendeckenden Stromausfall in diesem Winter um. 
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Die VHS hat mit Hartwig Kaczmarek einen langjährigen THW-Mitarbeiter eingeladen, der in der Ausbildung von Katastrophenschützern tätig war.  | Foto: Kaczmarek
Redakteur/in:

Martina Thiele-Effertz aus Hürth

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