Frauengeschichte
Frauen in der Geschichte des Tier- und Naturschutzers
Der März steht weltweit im Zeichen der Frau: Mit dem internationalen Weltfrauentag am 8. des Monats und dem „Women´s History Month“, der in den USA, Großbritannien und Australien der Geschichte von Frauen gewidmet ist.
Grund genug für eine rudimentäre Spurensuche in der Geschichte von Tier- und Naturschutzvereinen in Deutschland: Vereinzelt waren Frauen hier tatsächlich mit dabei, auch in Führungspositionen. Allen voran Lina Haehnle (1851-1941), die 1899 den Vorsitz im frisch gegründeten Bund für Vogelschutz übernahm, der später im NaBu aufgehen sollte. Verheiratet mit dem liberalen Unternehmer und Politiker Hans Haehnle (1838 -1909), der ihr Engagement unterstützte, prägte die resolute Mutter von fünf Söhnen die Arbeit des Vogelschutzbundes über 38 Jahre. Der NaBu hat für 2023 eine Neuvorlage ihrer Biografie angekündigt, die ihr Verhältnis zum Nationalismus klären soll.
Nicht ausgeschlossen werden können NS-Verflechtungen bei der Berliner Geologin Margot Büttner (1900-1987). Entsprechende Unterlagen des Volksbundes für Naturschutz e.V., den Büttner 1922 mitbegründete, sind nach ihrem Tod verschwunden. Büttner engagierte sich in seiner vereinseigenen Öffentlichkeitsarbeit. Sie schrieb Beiträge für die Zeitschrift „Berliner Naturschutzblätter“ und trat als Organisatorin von Exkursionen und Tagungen hervor. Um Naturschutz in der Mitte der Bevölkerung zu verankern, war sie 1924 maßgeblich an der Etablierung der „Märkischen Naturschutztage“ beteiligt. Ab 1933 sind ihre Aktivitäten nur lückenhaft rekonstruierbar. Nach 1945 war sie weiterhin als Schriftführerin des Volksbundes für Naturschutz e.V. tätig.
1933 hatte die nationalsozialistische Gleichschaltung der Tier- und Naturschutzorganisationen den Ausschluss jüdischer Mitglieder zur Folge. Gleichzeitig verboten wurde die internationale NaturFreunde-Bewegung. Anhänger, darunter auch Frauen, aus diesem der linksgerichteten Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie nahestehenden Kreis sahen sich dem NS-Widerstand verpflichtet: Zum Beispiel Charlotte Eisenblätter (1903-1944), die 1942 verhaftet und 1944 wegen „Hochverrats“ hingerichtet wurde.
Nach dem zweiten Weltkrieg machte sich in der BRD Hannelore „Loki“ Schmidt (1919-2010) als Natur- und Pflanzenschützerin einen Namen. Die Ehefrau des Altkanzlers Helmut Schmidt gründete 1976 das Kuratorium zum Schutz gefährdeter Pflanzen, das ab 1979 als Stiftung fungierte und Mitte der 1980er in die Loki-Schmidt-Stiftung mündete. Heute setzt sich die Loki-Schmidt-Stiftung auch zum Schutz seltener Tiere ein und kürt jährlich zur Erhaltung des Artenreichtums die „Blume des Jahres“.
Für die Verankerung eines für Jedermann hautnah erleb- und machbaren Naturschutzes in der DDR engagierte sich wiederum die Pazifistin und Kulturpolitikerin Erna Kretschmann (1912-2001). 1960 gründete sie gemeinsam ihrem Ehemann Ernst Kretschmann das Haus der Naturpflege in Bad Freienwalde in Brandenburg, das bis heute Bestand hat. Zudem war sie an der Entwicklung des Symbols der Naturschutz-Eule beteiligt.
Im modernen Tier-, Natur- und Umweltschutz sind Frauen heute längst keine Ausnahme mehr. Diversität lautet das gesamtgesellschaftliche Schlüsselwort. Gleich geblieben ist dagegen das breite soziale und politische Spektrum, dass Tier-, Natur- und Umweltaktivistinnen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und politischer Couleur für ein gemeinsames Ziel verbindet. So auch beim Europäischen Tier- und Naturschutz e.V. (ETN), in dessen Geschäftsstelle in Much im Rhein-Sieg-Kreis ausschließlich Frauen tätig sind.
Kontakt für Rückfragen:
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.
Todtenmann 8
53804 Much
www.etn-ev.de
02245 6190-0
LeserReporter/in:Ingrid Dr. Kreide-Damani aus Rhein-Sieg |
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