Stau-Chaos droht bei Sperrung der Deutzer Brücke
Kommt bald der Verkehrsinfarkt?

Nach der Sperrung der Deutzer Brücke soll die Zoobrücke als Alternativ-Route genutzt werden. Doch schon jetzt bilden sich dort regelmäßig Staus. | Foto: Weiser
  • Nach der Sperrung der Deutzer Brücke soll die Zoobrücke als Alternativ-Route genutzt werden. Doch schon jetzt bilden sich dort regelmäßig Staus.
  • Foto: Weiser
  • hochgeladen von EXPRESS - Die Woche - Redaktion

Die Situation für Autofahrer in Köln wird immer schlimmer. Wie jüngst bekannt wurde, muss die Deutzer Brücke stadtauswärts so schnell wie möglich gesperrt werden. Köln droht deshalb der Verkehrsinfarkt. Denn: Künftig wird in Köln kaum eine Brücke uneingeschränkt mit dem Auto befahren werden können.

von Alexander Büge

Köln. Tatsächlich kommt der Verkehr schon jetzt in vielen Stadtteilen zum Erliegen, wenn es auf einer der Brücken oder einer der Stadt-Autobahnen zu einem größeren Unfall kommt. Entsprechend groß ist die Sorge der Experten nun, dass sich Autofahrer in der Domstadt künftig auf noch mehr Staus einstellen müssen. „Die Teilsperrung der Deutzer Brücke hat erhebliche Auswirkungen auf den Straßenverkehr in Köln“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold auf Nachfrage von Express – Die Woche. „Die Deutzer Brücke ist die wichtigste Verbindung zwischen der Kern-Innenstadt und der anderen Rheinseite. Die Sperrung wird vor allem in den Nachmittagsstunden für Verkehrsprobleme sorgen, wenn Pendler mit dem Auto die Stadt verlassen wollen.“

Wann genau es zur Sperrung kommt, stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest. Nur so viel: Die Sanierung ist zwingend erforderlich und betrifft Brückenbeläge sowie Verschleißschichten der Südseite. Zudem ist der partielle Austausch von Bauwerksbewegungsfugen im rechtsrheinischen Bereich der Deutzer Brücke vorgesehen. Deshalb legt die Verwaltung dem Verkehrsausschuss schon in seiner nächsten Sitzung am 29. Oktober einen entsprechenden Beschlussentwurf vor.

Der Verkehr soll dabei großräumig über die Severinsbrücke und Zoobrücke umgeleitet werden. Nur: Was bedeutet das tatsächlich für Autofahrer und Anwohner? „Durch die Teilsperrung der Deutzer Brücke droht eine Verlagerung des Verkehrs durch das Severinsviertel und Deutz und damit verbunden auch eine höhere Belastung für die Anwohner“, sagt Suthold, der auf ein weiteres Problem im Zuge der Brückensperrung hinweist. „Wenn im späteren Verlauf der Sperrung auch die Stadtbahnlinien 1, 7 und 9 nicht mehr über die Brücke fahren können, fällt die so wichtige Ost-West-Achse für den ÖPNV weg und es gibt kaum Alternativen.“

Heißt: Noch mehr Menschen werden auf eine Fahrt mit dem Auto angewiesen sein, wenn sie vom Links- ins Rechtsrheinische kommen wollen und umgekehrt. Gleichzeitig stehen kaum noch Routen zur Verfügung, die uneingeschränkt genutzt werden können. Denn die Zoobrücke wurde bereits im Oktober aufgrund von Bauwerksprüfungen mehrfach teilgesperrt, während es am 4. November ein weiteres Mal dazu kommt. Zudem ist die Mülheimer Brücke aufgrund von Sanierungsarbeiten für den Autoverkehr noch mindestens bis Anfang 2025 gesperrt. Während die Rodenkirchener Autobahnbrücke wegen Bauarbeiten lediglich mit Tempo 80 befahren werden kann, könnte mit Baubeginn an der Deutzer Brücke also lediglich die Severinsbrücke uneingeschränkt befahrbar sein.

Nicht auszudenken also, wenn die Zoobrücke oder gar die Severinsbrücke aufgrund von Baumängeln ebenfalls für längere Zeit nicht nutzbar sein sollten. „Die Severinsbrücke ist die Hauptentlastungbrücke für die Deutzer Brücke. Eine zeitgleiche Sperrung muss unter allen Umständen vermieden werden. Wenn die Severinsbrücke auch noch ausfallen würde, hätte man ein Verkehrschaos im kompletten Innenstadtbereich“, sagt Suthold. „Wenn die Zoobrücke neben der Mülheimer Brücke auch noch ausfällt, dann ist ein Verkehrsinfarkt in ganz Köln vorprogrammiert.“ Die wenigen verbliebenen Routen müssten den Verlagerungsverkehr zusätzlich aufnehmen, obwohl sie zu den Stoßzeiten schon jetzt an der Belastungsgrenze seien.

Dementsprechend rät der ADAC dringend dazu, die Brücken möglichst nacheinander zu sanieren. „Es können nicht alle Rheinquerungen gleichzeitig saniert werden“, sagt Suthold. Die Stadt Köln habe die Notwendigkeit der Brückensanierungen zwar rechtzeitig erkannt und auf dem Plan gehabt, doch es lief eben nicht alles nach Plan. Suthold: „Der Sanierungsaufwand insbesondere der Mülheimer Brücke ist aber größer als ursprünglich geschätzt. Das sorgt auch für Verzögerungen der Sanierungsarbeiten an den weiteren Brücken.“
Entsprechend viel Geduld müssen Autofahrer in Köln aufbringen, vor allem während des Berufsverkehrs.

Auch deshalb empfiehlt der ADAC, die Rush Hour möglichst zu meiden. „Wer mit dem Auto fahren muss, sollte antizyklisch fahren, also die Stoßzeiten meiden und flexible Arbeitszeitmöglichkeiten nutzen“, sagt Suthold. „Auch Park-and-Ride-Angebote können eine Alternative sein, solange die Deutzer Brücke noch nicht für die Stadtbahn gesperrt ist.“

Viele Kölner sollten sich für ihren Weg zur Arbeit oder zum Shopping-Trip in die Innenstadt also eine Alternative überlegen. Denn nur so kann der komplette Kölner Verkehrsinfarkt aufgrund der maroden Brücken wohl noch verhindert werden.

Die Misere im Überblick

  • Mülheimer Brücke: Bis Anfang 2025 gesperrt, komplette Fertigstellung erst bis 2027
  • Zoobrücke: Teilsperrungen im Oktober und am 4. November, Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h
  • Deutzer Brücke: Sperrung stadtauswärts, Baubeginn noch unklar
  • Severinsbrücke: Derzeit uneingeschränkt befahrbar
  • Rodenkirchener Brücke: Bauarbeiten, Geschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.